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1 I & fS* ItV it n v (5 i *4 T" if Tf'im if a f* i r*„ t£^.•rfc«*-^ Jahrgang 77. k" Operbotfchast in moderner Prägung Das "aus der Welt lastende Düster Wirde durchbrochen durch die Fansa renstoße des österlichen Alleluja. das der zagenden Menschheit, wie alljähr lich, die Frohbotschast des auferstan denen Erlösers kündete. Es ist etwas ungemein Feierliches um das Wiedererwachen der von' den Stürmen der Zeit niedergebeugten Hossnungen der Menschheit. Es spie gelt sich selbst in den Berichten einer säkularisierten Presse über die Feier des Osterfestes im Mittelpunkt der Christenheit, wo Papst Pius XII. den Tausenden Pilgern und durch den Rundfunk vielen 'Millionen über den ganzen Erdkreis hin die unabweisli che Forderung der Rückkehr zu den Lehren und Geboten der Erlösung eindringlich darlegte, bis zu den Kundgebungen in unser« eigenen Städten und Städtchen. Aber die auf bloße Schau ei«ge stellten „Osterparaden" mische» gar viel eitlen Weltsinn in die Feier des hochheiligen Festes und bringen die erschütternde Tatsache des großen Ab falls der Völker von den Hcilswahr Seiten und der Hinkehr von Dielen Millionen zu falschen Göttern mit Allgewalt zum Bewußtsein. Tas gilt nicht allein von Rußland und seinen Vasallenstaaten, sondern auch von den Landern des ehemals als „Christen -freit" geeinten Abendlandes. Hinter dem Eisernen Vorhang Mette sich -gerade in der Karwoche wieder einer jener tieftraurigew Schauprozesse ab, die geradezu syiti bolisch geworden sind sür den bqrba rischen Ansturm gegen die Kirche und ihre Einrichtungen, der die Lehre von Kreuz und Leiben und Auferstehung zu ersten trachtet durch das (£-tcttv gelinni des am Erdenstaub klebenden Materialismus und grobsinnlichen Genießens. Es hat eine Zeit gegeben, in der heilige Entrüstung aufge flammt wäre ob solch gottlosen Trei bens und solch wahnwitziger Knebe long und Entwürdigung der Men schemvürde. Aber wir regen uns in einseitiger Weise über den Kommu aismuS auf, nicht so sehr weil er der Träger des Umsturzes der gött lichen Ordnung und einer religions feindlichen Weltanschauung ist, son dem weil er das politische und Wirt schaftliche Gefüge der Länder des We stets bedroht. Warum sollten auch säkularisierte Staaten und Regierun gen aus andern denn rem materiellen Gründen dem Kommunismus seutd kick) gegenüberstehen? Haben sie doch selber schon lange den gleichen Abfall vollzogen und diesem in der einen oder andern Weise, durch offenen und ver steckten „Kulturkampf" dokumentiert, und sind sie doch durch ihre Philoso phie, durch ihre „Aufklärung", durch den Liberalismus, Säkularismus und Materialismus Wegweiser und Weg bereiter des Kommunismus gewor den. Wir wiederholen immer wieder: Es ist nicht so sehr'die Stärke des Ostens, welche die Welt bedroht, fon dem es ist die Schwäche des seiner großen Mission untreu gewordenen Westens, in der sich die furchtbare Ge fahr unserer Zeit darstellt, und die in den großen Entscheidungen der Zu ,,'Wnft den Ausschlag geben wird. Das Bewußtsein dieser Schwäche liegt bleischwer auf den Völkern des Westens. Dieser aber kann sich nicht lösen von den aus der Abkehr vom Naturgesetz hervorgegangenen Ideen der auf die wirtschaftliche und mili tärische Stärke gestützte^ Machtpoli tik. Und weil diese mehr und mehr aus den Fugen geht, wie der kata strophale Verlust Chinas mit all sei nen gefährlichen Folgen dartut, und weil sich der demokratische Kitt mehr und mehr als unzulänglich erweist, um dem Abbröckelungsprozeß Ein halt zu tun, darum die fortschrei tende Beunruhigung und Verängsti flimg. Mehr und mehr bildet sich im Westen eine Stimmung heraus, wie sie uns entgegenweht aus den Berich ten der Zeitgenossen jener Tage, da die Lawine des Barbarentums sich unaufhaltsam gegen das römische Reich vorschob. Aber genau wie in 4met Menschheitskrise die Römer blind und taub nur auf Wohlleben bedacht waren, ihren Gelüsten fröhn ten und mit ihrem heidnischen Trei ben. die warnende Stimme der kaum bm- ftaiaiouibm entstiegenen Kirchs Zwischen und frieden übertönten, genau so verschließt die heutige Gesellschaft Augen und Ohren und Herz den in der drohenden Katastrophe liegenden Warnungen. Gewinnsucht, Habsucht, Genußsucht und alle Laster einer dekadenten Epo che machen sich an allen Ecken und Enden breit. Korrupte Politiker und selbstsüchtige Demagogen vergiften das staatliche und gesellschaftliche Le ben. Verbrecher und Gangsters und freche Gottesleugner und srivole Schänder des häuslichen Herdes und der Familie ziehen mit empörender Anmaßung die letzten Folgerungen aus den verhängnisvollen Lehren ei iter ungebundenen Freiheit, die nach den Maximen des Liberalismus die Menschen auf die Höhen der Vollen dung führen und eine Kultur von nie zuvor erreichtem Glanz ermöglichen sollte. selbstverständlich weist das düstere Bild unserer Zeit auch Lichtfeiten auf. Es ist viel redliches Streben nach ei ner Bessergestaltung festzustellen, be sonders auch unter der christlichen Jugend. Fast eine Uebersülle von „Bewegungen" ist zu verzeichnen, die trotz Mängel und Unsertigkeiten Kmv de geben von dem Erwachen, das sich in vielen Gewissen vollzieht. Schauplatz einer der verheißungs vollsten Kundgebungen christlicher Ge sinnung war in den letzten Tagen die Stadt St. Paul. Hier gaben sich ern ste Männer und Frauen auf der Ta gung der Katholischen Philosophen gesell schaff ein Treffen. Die tägliche Presse stand dieser mit einem erheb lichen Maß von Unverständnis gegen über und wußte nichts Rechtes anzn fangen mit dem Grundthema der Ta gung, der Rückkehr zum Naturrecht, zu dem vom Schöpfer in die mensch liche Natur gelegten göttlichen Gesetz, das über dem positiven Recht als ver birtdliche Norm steht und allen von Menschen erlassenen Gesetzen die Prä gung geben soll. Das Naturrecht in dieser Auffassung ist der nichtchristli chen modernen Philosophie ein Greu el. „Tas gibt es nicht," sagte uns ein mal kurz und zynisch ein Intellektuel ler. „So etwas" gibt es augenschein lieh auch nicht für gewisse Zeitungs Berichterstatter, die durch geradezu groteske „Definitionen" ihren Lesern zu erklären suchten, was die katholi schen Philosophen im Sinne haben als ob es ihnen um eine neue Erfin dung ginge oder um irgend eine mehr oder weniger interessante abstrakte Theorie. Tas Naturrecht ist tfer nicht etwa eine Theorie, die man nach Belieben annehmen oder abweisen mag, son dern muß in das moderne Denken wieder eingegliedert werden, um der Konfusion und dem Nihilismus im Teufen und Handeln des Einzelnen und der Gesellschaft zu steuern und wieder Ordnung in die menschlichen Beziehungen zu bringen, die immer mehr dem Faustrecht und der Verwil derung verfallen. Rußland i« der Offensive Welches Unheil das „voraussetz ungslose", „autonome" Denken in unserer Zeit angerichtet hat, davon gibt die heutige Weltlage erschüttern de Kunde. Wer in den ersten Mona ten des Kalten Krieges das optimisti sche Couc-Sprüchlein von dem fort schreitenden Besserwerden angewandt haben sollte wie das an höchsten Stellen in Washington immer wieder geschah —, den muß, wenn er unter dessen nüchtern zu urteilen gelernt hat, ein Grauen anwandeln angesichts der unablässig sich verschlimmernden Lage. China, vielleicht ganz Asien, ist dem Westen wohl aus Jahre hinaus verloren. Europa, wohin Rußland wieder das Schwergewicht feiner Ag gression verlagert hat, ist innerlich zerwühlt durch den Kampf der Par teien in den einzelnen Ländern und die Minierarbeit von Millionen Kom munisten und Parteigängern Mos kaus. Rußland arbeitet offensichtlich auf den endgültigen Bruch seiner Va salienftaaten mit dem Westen, vor al lern mit Amerika hin. Gleichzeitig sucht es die Widerstandskrast der Westvolker zu schwächen durch den dämonischen Vernichtungskampf ge gen die katholische Kirche, deren im posanten Größe, die in diesem Jubi läumsjahr besonders kraftvoll in die Erscheinung tritt, es Abbruch zu tun sttcht durch de» moralischen Totschlag s _ei. *•." is »«. a, ^*w«w*,* 5 •./ if/ —1 w('gw»^r»p,$r,fr der kirchlichen Führer und die brutal sten Eingriffe in die kirchliche Ord nung. Zu alle dem kommt die offene Pro vozierung des Westens im direkten Anschluß an die Militärkonserenzen rcr Staaten der Atlantischen Allianz. Tie aufreizende Schikanierung der Westmächte in Berlin war schon schlimm genug. Jetzt aber scheint es Nußland daraus angelegt zu haben, „Zwischenfälle" in Szene zu setzen, die in ihren Auswirkungen zur Kata strophe führen können.' Ein solcher „Zwischenfall" ereignete sich in den letzten Tagen. Am Tienstag übergab die russische Regierung der amerika nischen Botschaft in Moskau einen scharfen Protest gegen angebliches völkerrechtswidriges Verhalten eines amerikanischen Militärflugzeuges. Tiefes soll, wie Moskau behauptet, am Samstag bei Libau auf russisches (lettisches) Gebiet vorgestoßen sein. Als es von russischen Flugzeugen auf gefordert wurde, ihnen zu folgen und auf einem russischen Flugplatz zu lan den, soll es auf die Russen geschossen haben. Einer der russischen Flieger habe das Feuer erwidert, worauf der Amerikaner seewärts geflogen und verschwunden sei. Außenminister Wi schinsky verurteilte das Verhalten des Amerikaners als „unerhörte Verletz ung elementarer Bestimmungen des Völkerrechts". Tas amerikanische Fliegerhaupt quartier in Wiesbaden behauptet demgegenüber, es handle sich vielleicht um ein amerikanisches Flugzeug, das seit Samstag spurlos verschwunden sei. Es befand sich mit zehn Mann an Bord auf einem Flug von Kopenha gen nach Wiesbaden. Tieses Flugzeug aber sei nicht bewaffnet gewesen! Wenn nicht ein Irrtum vorliegt, ist mit der Möglichkeit zu rechnen, daß die Russen ein unbewaffnetes Flug zeug abgeschossen haben wobei es ihnen nicht sonderlich daraus ange kommen sein dürfte, ob sich der Vor fall tatsächlich über russischem Gebiet ereignete oder nicht. In der New porker .Times' warf schon mehrere Tage vor diesem, unter allen Umständen beklagenswerten Er eignis Anne O'Hare McCormick die Frage auf, ob der „Realismus" der isolierten Turmbewohner des Kreml nicht eine allzu zweifelhafte Grund lage für die Erwartung fei, daß sie vor einem ernsthaften Zusammenstoß mit den Ver. Staaten zurückschrecken würden. Ihre Verachtung gegenüber moralischen Verpflichtungen, ihre Un kenntnis westlicher Verhältnisse, ihre Verwöhnung durch Chöre von Schmeichlern finden keinerlei Gegen gewicht. Kein Widerspruch regt sich, feine freie Tiskussiou zeigt Grenzen der Allmacht. Wie soll man da erwar ten, daß die kühle Vernunft unter allen Umständen die Oberhand behal ten nerdV Es wäre ein Wunder, wenn diefe Gruppe von Uebermen scheu dern Schicksal entginge, das man als „Cäsarenwahnsinn" bezeichnet. Deutschland und der Europa-Rat Nach der Besiegnng Napoleons suchte Rußland in Europa eine ähn liche Politik zu spielen, wie sie ihm nach dem zweiten Weltkrieg durch Roosevelt und Churchill ermöglicht worden ist. Tamals betrieb Zar Ale xander, der sich als der eigentliche Be sieger Napoleons und als Besreier Europas fühlte, die Wiederherstel lung Polens unter seiner Oberhoheit, und der Westen stellte dieser Bedroh uitg des europäischen Gleichgewichts .ein Bündnis mit dem besiegten Frankreich entgegen. Die .Times' greift jetzt diesen historischen Vorgang auf, um angesichts der viel größeren Gefahr, die jetzt aus dent Osten droht, für Verständigung mit Teutschland zu plädieren. Mit bemerkenswerter Sachlichkeit erklärt das New Yorker Blatt, daß Kanzler Adenauer „als Haupt einer demokratischen Regie rung" auf der Gleichberechtigung und Sicherheit Teutschlands bestehen müs se. Ohne Teutschland kein Europa. Daraus ergibt sich, daß die Ver. Staaten als ehrliche Makler die Part ner, die vor lauter Bäumen den Wald nicht sehen, an der Hand nehmen und zusammenführen muß. Das scheint augenblicklich wenig stens! int Platte Washingtons zu liegen. Staatssekretär Dean Acheson hat zu verstehen gegeben, daß bei den Londoner Beratungen im Mai die Dringlichkeit der deutsch-französisch britischen Zusammenarbeit im Vor dergrund stehen wird. Der amerika nische Statthalter in Deutschland, John McCloy, warb jüngst in Lon don eifrig für diese Idee. Keine Zeit darf nach seiner Meinung verloren werden. Nicht nur ist die Gefahr groß, yf w Familienblatt Kr Wahrheit und Recht zur Belehrung und Unterhaltung Ausgabe des »Wanderer* mseukreuM. y a.' daß die russischen Angreifer sich ra scher entschließen als die Verteidiger. Ebenso klar ist, daß ein günstigerer Augenblick nicht gefunden werden kann, um eilten entscheidenden Schritt zur Zusammenfassung der überlege nen Kräfte Europas zu tun. Die Deutschen sind heute williger als in der Vergangenheit und vielleicht ja in der Zukunft. In diesem Nahmen muß die Spe zialfrage des Beitritts der Bundesre publik zum Europa Rat betrachtet werden. Sie ist durch die unglückselige Saar-Annerion beschwert, die der Op Position in Bonn starke Trümpse in die Hand gibt, zumal die Regierung sich an dem Protest gegen die „Re union" des Saar-Gebiets führend be teil igt hatte. Das Parlament hat zu der Einladung nach Straßburg noch nicht Stellung genommen. Toch lie ßen die Sozialdemokraten bekanntlich erklären, sie würden nur dann mit machen, wenn die gleichzeitige Einla dung an die Saarbrückener Regie rung zurückgezogen würde. Ter Aerger über das Saar Manö ver ist verständlich und begründet. Aber bei der Entscheidung über den Beitritt handelt es sich nicht weniger urn den Europa-Rat von heute, der im wesentlichen dekorative Bedeutung hat. als um die große Frage der Ein gliederung Teutschlands in ein neues Europa, das mit vielen Tingen der Vergangenheit leichter fertig werden kann, als es die souveränen Staaten von heute, Schatten ihrer Vergangen hett, zu tun vermögen. Im Sturm der Zeit stellt der Europa-Rat ein Notquartier dar. Deutschland sollte helfen wenn ihm das die Pariser Politik gestattet —, daraus ein Boll werk des Friedens und der Freiheit zu machen. Auf dem Berliner Kriegsschauplatz sind den roten Kampfliedern plötzlich neue Klänge gefolgt. Tie Veranstalter der mit mächtigen Fanfarentönen an gekündigten Iugendinvafion, die das Pnngsrsest entweihen soll, erklären plötzlich, es solle alles friedlich ver laufen. Das ganze Vergnügen werde sich aus den Sowjet-Sektor beschrän und niemand werde den Bür^ ge'rn. West-Berlins ein Haar friim inen. Ob diese Schalmeien dazu be stimmt sind, die (Gegenmaßnahmen als überflüssig erscheinen zu lassen, oder ob sich hinter der starren Ein heitsfront innere Gegensätze verber gen, ist schwer zu sagen. Es ist g^ auf allep gefaßt zu fein. West-Deutschland und Berlin Es scheint, daß das zurzeit die Hai tnng der westlichen Ofknpationsinäch te ist. Ende der «verflossenen Woche kam die folgende überraschende Mel dung aus Bonn: Angesichts des be harrlichen russischen Widerstandes ge gen Herstellung irgendeines fnedlt che» „Modus Vivendi" (ö. h. eines verträglichen Nebeneinanderlebens) stehen die drei Hohen Kommissare der Westmächte auf. dem Petersberg (bei Bonn) dem Verlangen West-Berlins nach Anschluß seines Gebiets an den deutschen West-Staat nun empsängli cher als je gegenüber. Insbesondere die französische Regierung, deren Dp position im vergangenen Jahre sür das westalliierte Verbot der Zulas sung der zwei Millionen West-Berli ner zum Bürgerrecht der Deutschen Republik bestimmend war, ist jetzt bereit, ihre Haltung in der Berliner Frage in Wiedererwägung zu ziehen. Tiefe Meldung leuchtete auch in den realen Hintergrund der Sinnes änderung bei den Petersberger Tri umvirat und in den westlichen Haupt städten „Als die Sieger die Aus nähme West-Berlins in den Bonner Staat verhinderten, geschah das hauptsächlich auf französisches Betrei ben, und zwar stellte man sich damals in Paris auf den Standpunkt, ein solcher Schritt fei schon deshalb unzn lässig, weil Berlin als Ganzes noch immer der Vier Mächte-Kontrolle un terstehe. Heute neigen die Westmächte, einschließlich Frankreichs, einer reali stischeren Beurteilung der Situation zu, die ihnen die Notwendigkeit einer unmißverständlichen Geste der Stütz ung des deutschen Widerstandsgeistes gegenüber der bolschewistischen Be drohung nahezulegen scheint." Nach scheinbar zuverlässigen Mit teilungen denkt man zunächst daran, auf den West Berliner Magistrat in dem Sinne einzuwirken, daß er mit der Forderung freier, demokratischer Wahlen im ganzen Gebiet der Vier Sektoren-Stadt auftritt, ähnlich dem Bonner Schachzug des Appells an die Russen, allgemeine Wahlen unter de mokratischen Kflutclen in allen vier Okkupationszonen durchführen zu las se« und. so deren Wiedervereinigung •v^^gyjr »wy A A y 1 Vi auf demokratischer Grundlage vorzu bereiten. Nach der vorauszusehenden Ablehnung eines solchen West Berli ner Wunsches durch die Runen und jh= re „deutschen" Marionetten dürften die drei Hohen Kommissare der West mächte sich dann für direkte Anglic derung West Berlins an die Bonner Republik einsetzen. Adenauer über die Alliierte Politik Hoffentlich geht man, was immer die Pläne sein mögen, diesmal ziel bewußter und konsequenter vor, als man bisher der Alliierten Politik hat nachrühmen können. Ter westdeutsche Bundeskanzler Adenauer hat für seine neue, an die Adresse der westlichen Staatsmänner gerichtete Warnung offenbar den rich tigen Zeitpunkt gewählt. (Er wandte sich insbesondere an die Franzosen, denen er eine deutfch-franzöfifche Union vorschlug, als Alternative ihrer bisherigen Politik halsstarriger Niederhaltung Teutschlands um je den Preis.) Adenauer bedauerte es in einem Interview mit Kingsbury Smith (vom „International News Service"), daß europäische Politiker angesichts der wachsenden Gefahren für Europa außer Staude zu fein schienen, ihre Scheuklappen abzule gen. und ausdrücklich mahnte er den Westen, sich nicht blindlings auf die Kenttan'iche These zu verlassen, daß die Sowjet-Machthaber feinen offe nen Krieg wünschten. „Für Sowjet Rußland lohnt sich jeder Krieg, der ihm Europa in die Hand spielen fömv te," sagte Adenauer: „wenn West Europa einmal durch die Rote Armee besetzt sein wird, bedeutet das, daß weitere hunderte von Millionen Men schen unter sowjetische Herrschaft ge raten', einschließlich der europäischen Intelligenz und der europäischen Ar beitvfräfte alles würde der östli chen Sklaverei anheimfallen. Alle, die das Herz des Widerstandes oder den Ansatz einer Wiedergeburt der west lichen Temokrntie bilden könnten, würden dann restlos liquidiert wer den." Kenn&n M»g recht haben mit der Meinung, daß Iwan zu offenen mi litärischen Aktionen, die den dritten Weltkrieg unseres Jahrhunderts be deuten würden, nicht ichreiten werde, bevor nicht alle Umwege Infiltra tion. Sabotage, wirtschaftliche Insur rektion und Bürgerkrieg in dem au fgreifenden Lande ausprobiert find. Gleichwohl: Nichts kann de« Feind im Osten so unwiderstehlich zum Krieg locken, wie ein politisches Niemandsland nach Art des heutigen West-Berlin und West-Teutschland, in dem er sich mit allen Bequemlich keiten der Neuzeit einrichten und sei ne Schachzüge in die Wege leiten kann. DnlleS^« Staatsdepartement Tie Bloßstellung der Unzulänglich feiten im Staatsdepartement hat we nigstens einen Erfolg gehabt: Man ist, in der Form wenigstens, zur „bi partisan" Politik zurückgekehrt. Ter bekannte republikanische Politiker John Tulles wurde in das Staats departement beritten. An dem Mor gen, nachdem Präsident Truman die den Tatsachen voraufeilende Nach richt von Tulles' Ernennung noch for mell und in schroffster Weise demen tiert hatte, wurde das Tementi de mentiert und amtlich bekanntgegeben, daß der prominente New Uorker Re publikaner dem Staatssekretär Ache 'on als leitender Berater zur Seite gestellt worden sei. Tulles mag der richtige Mann sein, die verfahrene Situation in unseren internationalen Beziehungen nach Möglichkeit zu retten, insbesondere, was unsere China-Politif (von der er unlängst erklärte, sie sei „badty handled") und die politisch-militäri sche Integrierung West-Europas be trifft. Ob aber die Hoffnungen, die diese Ernennung erweckt, sich erfüllen wer den, hängt natürlich großenteils da von ab, ob dem Pflichtbewußtsein des neuen Beraters des Staatssekretärs auf der Administrationsseite wirklich der gute Wille zur Wiederherstellung des außenpolitischen Burgsriedens der Parteien sich beigesellt. Es muß sich auch erst zeigen, ob Staatssekre tär Acheson die Einsicht und den Mut hat, sich von John Foster Tulles auch dann beraten und helfen zu lassen, wenn damit eine Korrektur früherer Fehlentscheidungen verbunden ist. Tie bereits erwähnte Tatsache, daß nur zwölf Stunden vor Dulles' Er nennung Hr. Trumait noch ein De menti in die Welt setzen konnte, er weckt die Befürchtung, daß in dem engsten Beraterkreis des Präsident^ 'y:w K MA^W ^f-«1r,}^m^wwY Senator McCarthy läßt nicht ein schüchtern Ter Streit um Senator McCarthy und seine Anklagen gegen das Staats departement und einflußreiche Mit arbeiter von Staatssekretär Achefon geht mit unverminderter Heftigkeit weiter. Hr. McCarthy hat schwere Anklagen erhoben vor allem gegen Owen Lattimore, den er direkt als Söldling Rußlands bezeichnete, und man wird es dem Staatsdepartement und den Beschuldigten nicht verargen können, daß sie sich kräftig zur Wehr setzen. Aber die Art, wie sie das tun, wirft auf uns wenigstens absto ßend. Wir haben das bereits letzte Woche unverblümt ausgesprochen, und die seitherigen Entwicklungen haben uns in uttserm Urteil nur be stärft. Man faint sich des Eindrucks nicht erwehren, daß da vieles ver tuscht wird und daß man die Aufla gen mit Geschrei und Speftafel zu übertönen sticht. Mag sein, daß sich die Auflage der Zusammenarbeit mit Moskau, aus Vorliebe sür den Kom munivinuv, nicht beweisen läßt. Tas aber ändert zum mindesten nicht* an der Tatsache, daß das Staatsdeparte ment und seine Berater eine Politik verfolgt haben, welche ob mit Ab sicht oder aus überheblicher Dumm heit den russischen Plänen in vex hängnisvoller Weise Vorschub gelei stet hat. Und das sollte die Herren im Staatsdepartement wenigstens Be scheidenheit lehren! Aber Senator McCarthy ist. trotz aller demokratischen Entlastungen, noch nicht fertig mit Hrn. Lattimore. Nächstens wird auf seine Veranlas sung Louis Budeitz vor dem Unter suchungsausschuß erscheinen. Hr. Bu den z war, wie sich die Leser erinnertr dürften, in seinen Irrjahren Redak teur des kommunistischen ,Taily Worker' und gewann als solcher tiefe Einblicke in das Treiben der Roten und ihrer Helfershelfer. Vor fünf Jahren führte ihn Mfgr. Sheen itt die katholische Kirche zurück. Inland Deutsche Ginwanderer nicht erwünscht Mit der letzte Woche vom Bundes senat angenommenen Kilgore-Vorla ge, die sich im wesentlichen mit einem fchon tm vergangenen Jahre vom Ab geordnetenhause passierten Entwurf deckt, hat die A!) mini strati Ottspartei ihr Wahlversprechen der „Liberalisie rung" der Flüchtlingseinwanderung in einigen Punkten eingelöst, aber die Hoffnungen auf eine ernstgemeinte rechtliche Gleichstellung der deutschen Heimatvertriebenen mit den ..TP's" int Sinne der geltenden Bestimmun gen enttäuscht. Wenigstens stellen sich die Klauseln, mit denen die Gesetzge ber einer int Kapitol bisher unbeach teten Tatsache Rechnung tragen zu wollen scheinen der Tatsache näm lich, daß es in West-Teutschland und Oesterreich neben den sogenannten „TP's" noch acht Millionen Heimat vertriebene deutschen Blutes gibt als ganz und gar unzulänglich dar. Tie fraglichen Beschlüsse können, nrie die ,N. ?). Staatszeitung' ausführt, bestenfalls mir als ein schwacher An üntg mit der Losung dieses alles überschattenden und zugleich die größ ten politisch sozialen Gefahren ber genden FUichtlingsproblems gewertet werden, selbst dann, wenn man die beschlossene Zulassung von 54,744 je ner deutschen Flüchtlinge („Expel lees") neben derjenigen von 344, 000 eigentlicher „TP's" im alten Sinne für bare Münze nehmen will, steht diese Zahl doch in einem folch grotesken Mißverhältnis zu dem Umfang des Elends der Volksdeut schen „Ostürertriebenen", daß nun drü ben jede Hoffnung schwinden dürfte, das hier vorliegende riesige Problem jemals durch die amerikanische Gesetz gebung gelöst zu sehen. Tabei darf nicht aus dem Auge ge* lassen werden, daß die Zahl der zuzu lassenden „Expellees" gemäß der Vor lage von der „deutschen" Quote des allgemeinen EinwanderungsgefetzeK in Atizug gebracht werden soll. Wenn die Lex Kilgore also nun 54,744 (Fortsetzung aus Seite 5) w«f* Nr.» bis zuletzt Meinungsverschiedenheiten in der Sache bestanden haben und Hr. Truman selber Mühe hatte, sich zu einer Entscheidung aufzuraffen. Tie Administration hat so mit den Be gleitumständen des Ernennungsaktes selber noch ein augenfälliges Beispiel der Konfusion und Tirektionslosigkeit unterer obersten politischen Führung gegeben und damit den Itebelüand unterstrichen, in dem Abhilfe not tut. \n\n HeranSgegebe» He* Piipftliche« Äoltflinm Aisevki«»» z»m Veiten der Priefterzöqlinge. —Preis für ei» Jahr i« de« Ber. Staate« $3.00, in Aanada «ad alle« andere« Lä«der« $3JS0. Samstag, den 15. April 1950