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Ohio Waisenfreund. [volume] (Pomeroy, O. [Ohio]) 1874-1953, May 13, 1950, Ausgabe der 'Wanderer', Image 4

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Vie Zinternstionsliüerung
des Äerutalem-Gebiets
P. Pqschal Kinsel, O.FM., vom
Kommissariat des Hl. Landes in
Washington, D. C., schreibt über die
se bitter umkämpfte Frage:
Seit zwei Iahren wird die Frage
einer Internationalisierung des Je
rnsalem-Gebietes in den. Generalver
sammlungen der United Nations ver
handelt und foii einer besonderen
Komntission erwogen.
Das Jerusalem Gebiet umfaßt nach
dem Teilungsplan vom 29. Novem
ber 1947 ungefähr achtundsiebzig
Quadratmeilen. Das Gesamtgebiet
des ungeteilten Palästina hat eine Ge
samtfläche von 10,159 Ouadratmei
len. Dieselben Autoritäten, die den
Araberstaat und den. neuen Staat
Israel schufen, bestimmten zur glei
chen Zeit auch die Internationalisie
rung Jerusalems und seiner Hinge»
bung und seine Verwaltung durch den
Schutzherrschaftsausschutz der Verein
ten Nationen.
Das Jerusalem-Gebiet umfaßt im
Süden Bethlehem, im Westen Aiit
Karem (die Geburtsstätte des hl. Jo
hannes des Täufers) und zahlreiche
heilige Stätten außerhalb der Stadt
mauern. wie den Berg Sion mit dem
Abendmahlsaal und der Abtei der
Tormition 11. L. Frau, den Garten
Gethsemane und das Grab der selig
sten Jungfrau, den Oelberg, Beth
phage. Bethanien und andere religiös
und geschichtlich bedeutsame Stätten.
Im Gebiet befinden sich zahlreiche
Kirchen. Schulen, Waisenhäuser und
Krankenhäuser von Katholiken, Or
thodoren und christlichen Sekten. Die
Ilckernationalisierung anderer bedeu
tender Heiligtümer, wie z. B. in Na
zareth. wurde ebenfalls beschlossen.
Mit der Durchführung dieses Ab
kommens wurde das ruhmreiche Erbe
der Christenheit im Hl. Land eine
Möglichkeit des Weiterbestehens er
halten. Pilger und Besucher würden
freundliche nud ihrer Religion ent
sprechende Aufnahme finden: sie wür
den sich im Jerusalem-Gebiet ohne be
sonderes Visa frei bewegen können.
Alle, welche die Bedeutung Jerusa
lems für die Welt kennen, sind über
zeugt. das eine echte Internationali
sierung allein die religiösen Rechte im
Hl. Land sicher stellen kann.
Nach der Absicht der Vereinten Na
tionen sollte Jerusalem eine freie in
ternationale Stadt mit einer besonde
ren Verfassung darstellen. Der Gou
verneur und die anderen Beamten
würden vom Schutzherrschaftsaus
schuß der Vereinten Nationen ernannt
und von verschiedenen Ländern außer
halb Palästinas genommen werden.
Die Idee ist nicht neu, da auch andere
Enklaven bestehen, wie die kleinen
Staaten von Monaco, San Marino,
die Vatikanstadt usw. Sie sind fried
lich und glücklich und es kann kein
Grund angegeben werden, warum ein
unabhängiges Jerusalem nicht auch
erfolgreich sein sollte.
Ter beständige Zustrom von Pil
gern aller Religionen und aller Län
der würde zum Wohlstand Jerusa
lems genau so beitragen, wie in der
Vergangenheit. Freiheit der Religion
und des Verkehrs würde allen Bewoh
nern des Jerusalem-Gebietes zugute
kommen. Juden, Mohammedaner und
Christen würden ohne Zweifel Vor
teile ziehen von einer Trennung vom
Rest des Landes. Endlich könnte sich
das Gebiet wieder der Freiheit, des
Friedens und des brüderlichen Zu
sammenlebens erfreue». Ein von den
politischen Streitigkeiten der Welt
losgelöstes Jerusalem könnte ein erst
klassiges Zentrum der Religion und
Kultur werden.
Dnrch Jahrhunderte war Jerusa
lem der Mittelpunkt der drei großen
Religionen. Es ist den Juden heilig
als der Ort, wo einst der Tempel Sa
lomons stand. Es ist den Christen hei
lig als der Schauplatz des Lebens,
Leidens und Sterbens und der Auf
erstehung und Himmelfahrt des Hei
landes. Es ist den Mohammedanern
heilig als der Ort. wo ihr Kalif Omar
zu Besuch weilte und wo seine Moschee
steht, die an Bedeutung nur von Mek
ka übertroffen wird.
Nach der Annahme des Teilung-
planes in der Generalversammlung
der Vereinten Nationen am 29. No
vember 1947 nahmen die Juden so
fort von ihrem Teil des Landes Be
sitz. Sie stimmten dem Plan, der die
Internationalisierung des Jerusalem
Gebietes bestimmte, zu. Sie waren
aber mit dem Teil, den die Vereinten
Nationen ihnen zugesprochen hatten.
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nicht zufrieden und haben ihn seitdem
beträchtlich vergrößert.
Ter 14. Mai 1948, als die Eng
länder nach einem dreißigjährigen
Mandat ihre Regierung und ihre
Truppen vom Hl. Land zurückzogen,
war für Palästina ein verhängnisvol
ler Tag. Tie Vereinten Nationen wa
ren vom Vorhaben der Engländer be
nachrichtigt worden. Taß die Araber
mit dem Teilungsplan nicht einver
standen waren, ist verständlich. Palä
stina war ihre Heimat und ihr Land
seit dem siebten Jahrhundert it. Chr.
die Juden sind neue Einwanderer.
Gegen den Wunsch der arabischen Be
völkerung Palästinas und der an
grenzenden Staaten hatten die Ver
einten Nationen die Teilung Palästi
nas beschlossen. Und heute besitzen die
Juden den größeren Teil des Landes.
Nach dem Abzug der Engländer
brach der Bürgerkrieg aus. Tie Ju
den hatten sich auf den Tag, wo sie
für Palästina kämpfen könnten, seit
Iahren vorbereitet die Araber waren
es nicht. Ihre einzige Hoffnung hat
ten sie auf ihre arabischen Nachbarn
gesetzt. In den sechs Monaten grau
samen Blutvergießens auf beiden Sei
ten war die arabische Bevölkerung von
Hans und Hof geflohen. Wertvoller
Belitz, einschließlich Kirchen. Schulen
und Krankenhäuser wurden von den
Inden zerstört oder besetzt. Besonders
erbittert war der Kampf in der Nähe
der Maueru der Altstadt von Jerusa
lem. die von den Arabern tapfer ver
teidigt und inn keinen Preis aufgege
ben wurde. Tie Araber Palästinas
wurden von den gut ausgebildeten
Sertikräften Transjordaniens unter
stützt. Aufgrund dieser Hilfe besteht
nun König Abdullah von Transjor
danien darauf, daß der arabische Teil
Palästinas einschließlich der Altstadt
Jerusalems in sein Königreich einge
gliedert werde. (Er hat die Einglie
derung vor einigen Tagen vollzogen,
und der Iudenstaat wird nun um so
energischer auf dem Besitz der Neu
stadt bestehen und seine Forderung
von ganz Jerusalem als Hauptstadt
Israels im Völkerbund nachdrücklich
betreiben. e d.)
König Abdullah, der ein Abkömm
ling der alten Hashamitenfamilie ist,
bezeugte jederzeit seine Ehrfurcht für
die christlichen heiligen Stätten und
war stets ein guter und verständiger
Frennd der Franziskaner und ande
rer christlicher Gruppen. Nachdem das
franziskanische Terra Santa-Kolleg
in Neu-Ienualciu geschlossen und von
der jüdischen Universität besetzt wor
den war, eröffneten die Franziskaner
auf Einladung des Königs im ver
gangenen Jahr ein neues Kolleg in
Transjordanien. Die Schule wurde
im ersten Jahr in gemieteten Räumen
abgehalten. Im Frühjahr 1949 wur
de mit dem Bau eines geräumigen
Schulgebäudes am Rand der Haupt
stadt begonnen. Zu
in Schulbeginn im
Oktober war der Bau soweit fortge
schritten, daß der Unterricht in den
neuen Räumen abgehalten werden
kann. Tie Franziskaner hoffen genü
gend Unterstützung zu finden, um den
Bau abschließen und um allen, die nm
Aufnahme nachsuchen, Gelegenheit
zum Ttudium geben zu können. Frü
her kamen die Schüler von Trans
jordanien zu den Franziskanern nach
Jerusalem, jetzt kommen die Franzis
kaner zu ihnen. Viele Schüler Palä
stinas, die jetzt im Exil leben, besu
chen das Kolleg.
Verschiedene Gäste, die uns nach
dein Ende des blutigen Krieges in
Palästina hier (in Washington) be
suchten, gaben uns Berichte über die
gegenwärtigen Verhältnisse im Hl.
Land. Tie Zerstörungen brachten den
Christen gewaltigen Schaden. Tie
schölten katholischen Gebäulichkeiten
unmittelbar außerhalb der Neustadt
von Jerusalem haben schwer gelitten.
Von diesem Teil der Stadt ans such
ten nämlich die Juden die Altstadt zu
nehmen. Tie wunderschöne Kapelle
und das Kloster der Schwestern von
der Ewigen Anbetung sind heute ein
Ruinenhaufen. Kirche und Hospiz
(mit fünfhundert Zimmern) von No
tre Tame, das den Assumptionisten
patres gehört, wurden schwer bombar
diert. Tie Kirche wurde entweiht und
von jüdischen Soldaten nnd ihren
Freunden als Tanzsaal benutzt. Das
gleiche Schicksal erlitten die Franzis
kanerkapelle nahe dem Abendmahls
iaal und die Benediktinerabtei auf
dem Berg Sion. Zahlreiche andere
katholische Gebäude wurden schwer be
schädigt.
Ein großer Teil der arabischen Be
völkerung ist geflohen. Ter Rest such
te Zuflucht in den arabischen Städten
Jerusalem. Bethlehem und Ramallah.
In Galiläa flohen mehrere tausend
in die vollständig arabische Stadt Na
zareth, die von den Juden besetzt wor
den ist. Tie arabischen Flüchtlinge
sind ein' Sorgenkind der Vereinten
Nationen und ein Problem für die
ganze Welt. Die katholische Kirche tat
alles in ihrer Macht, das Los der
zahllosen Flüchtlinge in den Lagern
Palästinas und seiner Umgebung zu
erleichtern. Vom ersten Tog des
Flüchtlingselends an standen die
Franziskaner bereit, ihr Möglichstes
zu tun, um wenigstens in den ver
zweifeltsten Fällen Abhilfe zu schaf
fen. Biete Flüchtlinge wurden selbst
Das Teilungsexperiment kam teuer
zu steh'eit. Die Araber wurden aus
ihrer Heimat hinausgeworfen, um
Platz zu machen für ein anderes Volk
Wann und wie soll die Angelegenheit
beigelegt werden? Vor der Teilung
waren die Araber ein friedliches und
zufriedenes Volk. Es ist sicherlich eine
große Ungerechtigkeit und wirtschaft
lich äußerst kurzsichtig, ein Volk zu
enteignen nnd seiner Lebensmöglich
keit zu berauben, um ein anderes
Volk sich bequem einrichten zu lassen.
Außer der fortgesetzten Hilfe für die
Araber, erklärt Israel, werde es jähr
lich eine Unterstützung von dreißig
Millionen Dollars benötigen, um sein
eigenes Programm durchführen W
können.
(Schluß folgt)
Ler mmuritche Märtyrer
inffljof Aynr
So viel auch über die Greuel deZ
zweiten Weltkriegs bereits geschrieben
wurde, über die bestialische Behand
lung von Frauen. Mädchen und Kin
dern durch die Russen, als sie als Sie
ger in Deutschland, Oesterreich und
Ungarn eingezogen waren, verlautet
so gut wie nichts. Und doch handelt!
es sich dabei um furchtbare Ereignisse.
Der Verfasser dieses Berichtes hatte
am (. März 1945 aIS damaliger Lo
kalpräfident der Kleinlandwirtepartei
int größten Bezirk Budapests Befehl
erholten, an einer Vertrauensmän
nerversaminlung teilzunehmen. Die
Weisung kam vom inzwischen hinge
richteten Viktor Csornoky, dem
Schwiegersohn des damaligen Staats
präsidenten Zoltan Tildy, der Zweck
der Versammlung aber war „Propa
ganda" ein ungarisch sprechender
Hauptmann der Stadtkommandatur
hielt einen Aufklä rnngsvortrag, der
in den folgenden Sätzen gipfelte:
„Das ist doch natürlich, daß der an
der Front eben noch vom Hunger ge
quälte Sowjet-Kämpfer raubt,
und es ist noch natürlicher, daß der
rote Kämpfer auf Frauen Hunger hat
und sich Frauen und Mädchen ge
fügig macht aufgrund der kommuni
stischen Doktrin, die kein Privateigen
tum anerkennt, nimmt er diesbezüg
lich auch die ihm klassenmäßig nahe
stehenden Frauen und Mädchen des
Arbeiterstandes nicht aus." Bei die
sen zynischen Worten ballten sich un
sere Hände zu Fäusten, brach aus den
bisher schweigend zuhörenden Men
schen trotz der bewaffneten Kontrolle
ein Schrei der Entrüstung.
Ungefähr zur selben Zeit Versteckten
sich in der Nähe der ungarischen Stadt
Tapolca die dort ansässigen Mütter
und Mädchen in einer tiefen Grotte.
Doch die Grotte wurde entdeckt, die
Russen bestanden auf Auslieferung
der Töchter die Mütter versuchten es
mit Bitten vergebens! Da stellten
sie sich selbst, um wenigstens der Ju
gend die Unversehrtheit zu bewahren.
Dies nur ein Beispiel von vielen.
Aber das erschütterndste ist das fol
gende: In der Stadt Gyoer liegen
Kathedrale und Bischosspalast auf ei
ner Anhöhe, um welche die Donau
fließt. Die' Nachricht von der Un
menschlichkeit der Russen gegenüber
dem weiblichen Geschlecht ist längst
eingetroffen jedermann weiß, daß es
sich nicht tun Greuelmärchen handelt,
sondern um grausame Wirklichkeit.
So fliehen denn die Frauen und Mäd
chen, auch jene proletarischer Herkunft,
unter den Schutz ihres Bischofs und
Vaters. Denn Baron Wilhelm Apor,
der Sproß eines siebenbürgischen
Adelsgeschlechtes, war schon als Stadt
pfarrer von Gynla begeisterter und
begeisternder Hirt der ihm anvertrau
ten Herde, wurde wegen seines aposto
lischen Eifers nach seiner Bischofs
weihe Präsident des katholischen
Volksvereins für ganz Ungarn. Heute
nun ist es selbstverständlich, daß er die
bedrohten Frauen in feine Obhut
nimmt, leider auch selbstverständlich,
daß die „Roten" Kenntnis erhalten
vom Versteck der weiblichen Bevölke
rung Gyoers und zum Bischofspalais
hinaufziehen, um die Frauen und
Mädchen mit sich fortzuschleppen. Da
tritt der Bischof mit dem heiligen Mut
der Apostel, deren Nachfolger er ist.
5* t. 4t.*»r«•
OHIO WAISENFREUND
in Klostern untergebracht. Die fatho-j und dem der Märtyrer, zu denen er
lische Wohlfahrtsgesetlschaft für den bald zählen wird, vor die fremde Sol
Nahen Osten nnd das Kriegshilfswerk
der NCWC brachten bedeutende Un
terstützung. Ter Hl. Vater errichtete
eilte päpstliche Mission mit Msgr.
Thomas McMahon als Präsident,
lieber zwei Millionen Dollars wur
den in den vergangenen zwei Jahren
von den Katholiken für das Hilfswerk
bereit gestellt. Viele Tonnen von Eß
waren und Kleidung wurden von den
amerikanischen Katholiken aufge
bracht. Tie Bischöfe Belgiens über
nahmen die'Fürsorge für Nazareth,
nnd Frankreich hat jetzt versprochen,
das gleiche für Bethlehem zu unter
nehmen. Vor einem Jahr stellten die
Vereinten Nationen zweiunddreißig
Millionen Dollars für das Hilfswerk
int Nahen Osten zur Verfügung jetzt
wurden wiederum fünfundfünfzig
Millionen für die Fortsetzung der
Hilfsaktion und für die Schaffung
von Arbeitsmöglichkeiten bestimmt.
dateska nnd protestiert in energischem
Ton wider die unmenschlichen Droh
ungen gegen die Reinheit und Würde
der Frauen. Aber die Russen stoßen
ihn vom Platz, auf dem er steht den
noch gibt er nicht nach, und sein bi
schöfliches Violett zeigt weithin, wo
der Gesuchte ist darum währt es nicht
lange, und man 'hört schießen. Am
Abend des 30. März 1945 um die sie
bente Stunde sinkt der Bischof zusam
men. am Morgen des 2. April erliegt
der Blutzeuge Jesu Christi seinen
schweren Wunden und Schmerzen.
Seither sind fünf Jahre vergangen,
nur fünf Jahre. Lebendig ist die Er
innerung an jene Tage und nötigt
zum Vergleich mit einst: im Kolosseum
zu Rom wurden die Anhänger Christi
vor wilde Tiere geworfen, heutzutage
erweisen sich Menschen als Bestien
fein Wnnder, denn sie wurden aufer
zogen in Haß und der Name Gottes
ist ihnen unbekannt. Die Welt schau
dert und tut nichts, nur die Kirche
tut, was sie vermag, sie betet und stellt
das Beispiel der neuen Märtyrer vor
die Augen aller. Es ist an diesen, es
nachzuahmen, wenn es sein muß und
eine Wiederholung solchen Schau
spiels unmöglich zu machen, wenn es
sein kann.
So der Bericht des Hrn. Johannes
Karodu-Karoita, dem noch die folgen
de Mitteilung hinzuzufügen wäre:
Am 4. April wurde die irdische Hülle
Bischof Apors, weil die Kathedrale
abgebrannt war. in der Krypta der
Karmeliter beigesetzt. Die Gläubigen
begleiteten ihren toten Bischof, und
johlende, besoffene, gröhlende, Har
monika spielende Sowjet-Soldaten,
die unflätige Spässe nachriefen, stan
den Spalier. Am 23. November 1948
sollten die sterblichen lleberreste in die
inzwischen wiederaufgebaute Kathe
drale übergeführt werden. Alles war
vorbereitet. Da griff das kommunisti
sche Innenministerium ein und erließ
ein Erhiunieruitgsverbot. Gleichzeitig
wurde ein zweihundert Mann starkes
Polizeidetachement nach Gyoer ent
sandt. Wie sagt doch der berühmte
deutsche Soziologe Professor Werner
Tonibart: „Nur als Teufelswerk
kann gebeutet werden, was wir erlebt
haben."
C.St.-d. C.*V.
Ser Msrien-Monst bei den
GLchriÜen
Die südost- und osteuropäischen Völ
ker sind in ihrer großen Masse be
kanntlich weder katholisch noch prote
stantisch, sondern „orthodox". Ihr
Glaube und ihre Frömmigkeit stehen
aber dem Katholizismus sehr nahe.
Selbst heute noch unter der Tyrannei
des Bolschewismus, der allerdings
viele Millionen abgedrängt hat vom
alten Glauben. Zitm Unterschied von
den Protestanten haben sie bei ihrer
Trennung von Rom (1054) fast das
gesamte Glaubeusgut der alten Kir
che unversehrt bewahrt, besitzen ein
wahres, aus die Apostel zurückgehen
des Priestertum und alle sieben Sa
kramente außerdem verehren sie die
Heiligen, vor allem die Muttergottes
mit einer Innigkeit, an der sich der
christliche Westen oft ein Beispiel neh
men kann.
Die Liebe zur himmlischen Mutter
trieb die Katholiken dazu, die Monate
Mai und Oktober ihrer ganz besonde
ren Verehrung zu weihen. Im Osten
ist der August mit dem Fest Mariä
Himmelfahrt der ausgesprochene Mut
tergottes-Monat. Vierzehn Tage lang
bereitet man sich durch eifrigen Kir
chenbesuch, durch Beten und Fasten
auf diesen „Liebfrauentag" vor, wäh
rend das Hochfest selbst vom 15. bis
zum 23. August gefeiert wird, soweit
der gottlose Kommunismus das nicht
verhindert.
Im Jahre 1297 erhielt der östliche
Marien-Monat durch ein Dekret des
y z a n i n i s e n K a i s e s A n o n i k o s I I
noch ein besonderes Gepräge. Seit die-.'
sein Jahr durchzog an jedem August^
Tag eine Marien-Prozession die Kai
serstadt Byzanz und endete der Reihe
nach in allen größeren Basiliken der
Stadt, um dort der Gottesmutter ihr
Lob zu singen, ganz ähnlich wie man
in Rom zur Fastenzeit die jeweilig
vorgeschriebenen Stationskirchen be
sucht. Am 1. August fand die Feier
vor der weitberühmten „Lukas-Ma
donna" (Hodigitria) statt, am 15. Au
gust, d. h. am Mariä-Himmelfahrts
Tag selbst, natürlich in der Hagia So
phia, mit den Neonat in der Kirche des
Kaiserpalastes (Blacherne) würdig zu
beschließen.
Dem schönen Beispiel der Haupt
stadt folgten bald alle Provinzen des
byzantinischen Reiches, wenn auch der
Aufloand an kleineren Orten notwen
dig bescheidener ausfallen mußte.
Diese Bräuche hielten sich, bis die
Türken 1453 die Stadt und das Reich
verwüsteten und alles Christliche ge
waltsam unterdrückten. Auf dem
Mönchsberge Athos finden wir die
Feierlichkeiten aber auch noch zwei
hundert Jahre später, und noch viel
länger hielten sie sich in Rußland, das
ja nach dem Untergang des Oströmi
schen Reiches überhaupt öer Gehe sei»
ner Kultur und Frömmigkeit wurde.
Es dürfte überhaupt schwer sein, ein
zweites Volk in der weiten Welt zu
finden, das die Muttergottes so sehr
verehrt, wie es die Russen noch vor
1918 taten. Ungezählte Wallfahrts
orte bedeckten das Land, und die
schönsten Kirchen der Großstädte wa
ren ihr geweiht. Der liturgische Ka
lender zählt so viele Feste zu ihrer
Ehre, daß man nicht von einem Ma
rien-Monat. sondern von einem Ma
rien-Iahr sprechen kann. Als Papst
Pius XII. im Jahre 1942 die ganze
Welt dein unbefleckten Herzen Mä
riens weihte, betete er in einem er
greifenden Gebet auch „für die Völ
ker, die durch Irrtum oder Zwietracht
von der eilten Kirche getrennt sind,
und besonders für die, welche eine so
ganz besondere Verehrung zu dir,
Maria, haben bei denen es kein Haus
gab, in welchem nicht deine heilige
Ikone in Ehren gehalten (und heute
vielleicht, in Erwartung besserer Zei
ten, verborgen) wird". Daß der Papst
damit Rußland meinte, geht mit aller
Eindeutigkeit aus einer Gedenkmünze
hervor, die er zur Erinnerung an
diese Weltweihe prägeil ließ. Darauf
ist der Hl. Vater zu sehen, int Gebete
versunken er betet für die weite Welt,
denn den ganzen Hintergrund des
Bildes füllt eine Erdkugel aus, auf
der Europa und Asien deutlich zu un
terscheiden sind. Da erscheint ihm die
Muttergottes mit dem Jesuskind, und
zwar thront sie ausgerechnet auf dem
asiatischen Rußland. Nicht umsonst
war ja anch in Fatinia, mit dem die
Weltweihe in direkter Verbindung
steht, von einer Bekehrung Rußlands
die Rede.
Wir kennen ja wohl alle wenigstens
irgendeine der vielen und oft so wun
dersam-innigen russischen Marien
Ikonen. Deutsche Soldaten, die bald
nach Kriegsbeginn in die Ukraine ka
men, bezeugen, wie die Menschen dort
ihre laug verborgenen und vergrabe
nen Muttergottes-Bilder wieder her
vorholten und auf ihren Ehrenplatz
in der „guten Stube" zurückstellten,
wie jeder Gast, der eintrat, zuerst die
Ikone und dann erst den Hausherrn
begrüßte. In Rußland stand Maria
so in Ehren, daß liberale und moder
nistische Schriftsteller wie Nif. Berdjs
jew fälschlicherweise behaupteten, die
russische Frömmigkeit sei „mehr eine
Religion Märiens als eine Religion
Jesu Christi".
Daß dies jedoch eine maßlose Ue-
bertreibung ist, zeigt uns ein kurzer
Blick auf die orthodoxe GlaubenSleh^
ve, welche genau fo wie der Katholi
zismus alle Vorzüge Mariens daraus
ableitet, daß sie eben die Mutter des
menschgewordenen Gottessohnes ist.
Darum übertrifft sie alle Menschen,
ja sogar alle Engel an Würde und an
Gnadenfülle. Damm nimmt sie auch
eine fo hohe Stellung bei Gott ein,
darum kann sie auch so wirkungsvoll
für uns Menschenkinder bitten, daß sie
im Osten wie im Westen "die Mittlerin
aller Gnaden genannt wird. Aus die
ser hohen Würde der Mutterschaft
Gottes fließen alle weiteren Vorzüge,
welche ihr die Kirche zuerkennt. Hier
sind sich Ost und West in allen Punk
ten einig, mit einer einzigen Ausnah
me: dem Dogma der unbefleckten
Empfängnis. Während sich die ganze
ostkirchliche Tradition bis zum vier
zehnten Jahrhundert ohne Ausnahme
für diese Wahrheit aussprach, wurde
sie dort später bezweifelt und unter
dem Einfluß der protestantischen
Theologie iiif Jahre 1668 zum ersten
Male offiziell verneint. Doch halten
die Altgläubigen in Rußland, die vie
le Millionen Anhänger zählen, bis
heute auch an diesem Ehrenvorzug der
Gottesmutter fest.
Möge die gemeinsame Verehrung
Mariens ein Unterpfand dafür sein,
daß die traurige Spaltung zwischen
Ost- nnd West-Christen einmal über
wunden wird, damit wieder „ein Hirt
nnd eine Herde" werde!
XV.-:
P. H. Falk, S.J.
kirche und Freimaurer
Zu der vor etlichen Wochen gemel
deten Stellungnahme des /Osservatore
Romane' zur Stellung der Kirche zum
Freimaurertum berichtet die katholi
sche Nachrichtenagentur „Kipa":
In dem Artikel betitelt „Kirche und
Freimaurerei" (La Chiesa e la Mas
soneria) führt das vatikanische Blatt
zn diesem auch heute aktuellen Thema
u. a. aus:
Man hätte meinen können, die Welt
würde aus den tragischen Ereignissen,
wie z. B. aus dem letzten Weltkrieg,
etwa lernen. Das war und ist leider
nicht der Fall. Man hat sozusagen
nichts gelernt. Frühere Irrtümer
werden weiter begangen. In Italien
und auch anderswo nimmt die Frei
maurerei mit ihrer stets sich erneuern
den Feindschaft gegenüber der Kirche
einen neuen Aufschwung. Nicht
Neues: die Freimaurerei, wie wir sie
immer kannten. Was neu an dieser
Geschichte ist, ist aber das sich hart
näckig erhaltende Gerücht, ein gewis
ser Ritus der Freimaurerei befinde
sich nicht mehr im Gegensatz zur Kir
chs, ja, es- bchtche- sogar eme Ueber
18. Mai
I
einfunft zwischen der Freimaurerei
und der Kirche, laut welcher Katholi
ken ungestraft, und ohne kirchliche
Sanktionen fürchten zu müssen, der
Freimaurerei beitreten können. Die
Gerüchtemacher wissen sehr wohl, daß
sich in der Haltung der Kirche nichts
geändert hat, sie suchen die öffentliche
Meinung zn verwirren in der Erwar
tung, Dumme zu fangen. Die ein
schlägigen kirchlichen Rechtsbestim
mungen (vorab Kanon 2335) sind
immer noch in Kraft. Das gilt für
alle Riten und Logen, selbst wenn es
solche gibt, die keinen ausgesprochenen
katholikenfeindlichen Kurs 'haben!
Der Name Freimaurerei ist historisch
er ist gleichbedeutend mit Kirchen*
feiiidlichkeit. Die Geheimniskrämerei
dieser Sekte (die einen sehen darin
Endzweck, die anderen eine Umgangs
form) ist zum mindesten verdächtig.
Wir 7wollen nicht durch solche soge
nannte neutrale, konfessionslose Ver
einigungen die Verwirrung noch ver
größern. Eine solche Haltung führt zu,
nichts anderem, als zur religiösen
Gleichgültigkeit, zum Indifferente
mus. Gleichzeitig haftet ihnen etwas
AntikatholifcheS an, weil dadurch ge
leugnet wird, daß der Wahrheit in
allen Bereichen der Primat zukommt,
vor allem auch auf dem Gebiet der
Religion, wo sie eine Heilbedingung
ist. Wenn-also auch in Verbänden, die
dent Freimaurertum nahestehen, keine
ausgeprägt militante Feindschaft be
steht, so herrscht doch zustimmende
Gleichgültigkeit, Da gibt es keine Ue
bereiitfiiitfte, keine Verträge, keine
Zustimmung. Manche werfen ein, mit
solch einer „sturen" Haltung verkenne
man zugleich auch manch guten Wil
len und stelle sich in Gegensatz zur be
kannten kirchlichen Anpassungsfähig
keit und zu Verständnis und Liebe.
Eine solche Behauptung kann man
nur leichtfertigerweise aufstellen. Ein
jeder sieht ein, daß, wenn die Kirche
auch nur ein wenig dieser Tendenz
nachgegeben hätte, eine heillose Ver
wirrung entstanden wäre. Welcher
Mißbrauch! Dieser Tendenz, den Ka
tholizismus mit allen Saucen anrüh
ren zu versuchen, mit allen Jdeolo
giert und Sozialbewegungen in Ein
klang zu bringen, haftet (bei den Be
treffenden oft unbewußterweise) et
was Häretisches cm. Die Kirche ist
nicht eilte menschliche Gesellschaft, sie
hat die Güter des ewigen Heils zu
wahren. Da gibt es keinen Kompro
miß. Bei den Mitgliedern solcher Be
wegungen wendet die Kirche natür
lich die Liebe an und arbeitet an be
reit Bekehrung, was aber deren Lehre
angeht, da ist keine andere Haltung
möglich. Wir müssen nach Gottes Ge
setz und nicht gemäß verschiedenen
Ideologien leben. Daß die anderen
sich darüber nicht Rechenschaft geben
können, ist schon arg wenn wir es
aber nicht tun, dann ist das einfach
unverzeihlich. Die Wahrheit macht
frei und nicht der Kompromiß!
Seutlche Urieysyeksngene
in Ruhlsnd
Die Frage über den Verbleib von
vielen tausend deutschen Kriegsgefan
genen ilt Rußland hat schon seit Jahr
und Tag nicht allein das deutsche Volk
erregt, sondern auch die Regierungen
der Westländer wiederholt beschäftgt.
Im März 1947 wurde auf der
vierten Tagung des Außenminister
rates in Moskau ein einstimmiges Ab
kommen erzielt, daß „alle im Gebiet
der Alliierten Mächte sowie sonstigen
Ländern zurückgehaltenen deutschen
Kriegsgefangenen bis zum 31. De
zember 1948 nach Deutschland entlas
sen" werden müßten. Die Sowjet
Union hat ihrerseits bei dieser Gele
genheit zugegeben, daß sich damals
noch 890,000 Kriegsgefangene in ih
rer Hand befanden. Und doch, als das
Ende des Jahres 1948 kam und über
schritten wurde, befanden sich noch
immer unzählige deutsche Soldaten
in den Zwangsarbeitslagern der
Sowjet-Union. Hierzu erklärte Molo*
tow öffentlich, daß der Sowjet-Union
keine ausreichenden Transportmög
lichkeiten zur Verfügung stünden, um
die Kriegsgefangenen nach Deutsch
land znrückzutraiisportieren, die sich
anerkanntermaßen zu dieser Zeit noch
in russischer Hand befanden. Er sicher
te jedoch zu, daß die Gefangenenrück
führnng bis Ende 1949 abgeschlossen
sein würde.
Genan wie das Abkommen über die
Rückführung'aller deutschen Kriegsge
fangenen bis Ende 1948 nicht gehal
ten wurde, ging auch das Jahre 1949
in das Jahr 1950 über, und die So
wjet-Union hielt noch immer deutsche
Gefangene zurück. Seit zwei Jahren
wurde die Regierung der Sowjet
Union immer wieder gebeten, Aus
kunft über die Gesamtzahl von Kriegs
gefangenen zu geben, die in sowjeti
schen Jnterniernngslagern ums Le
ben kamen. Keine Bitte um Auskunft
ist beantwortet worden.
Nun erfolgte am Freitag im Mos.
kau'er Rundfunk eine Bekanntmach,
ung, die in Hunderttausenden deut
schen Familien, in denen man bis vor
ein paar Tagen fünf Jahre nach
Erstellung der Mndjeligkeiten

•1
•I
7,*^^
5 •V/yjar/S
Iii

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