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27. Mal »ir Pilger Der Mensch fühlt sich nicht heimisch auf Erden. Mag er sich ein Haus Bauen, so wohnlich er nur kann, und mag er es einrichten, so behaglich, als es sich menschliche Bequemlichkeit nur wünschte: es erwacht doch immer wie der in seiner Seele ein seltsames Seh nen wie ein unstillbares Heimweh nach einer schöneren Heimat, wo alle Tun kelheiten des Lebens fliehen und ewi ges Licht leuchtet wo alle Wolken schwinden und ewige Sonne strahlt. Ein Dichter hat diese Sehnsucht nach einer dauernden Heimat, die unser wartet nach all den Leiden und Ent täuschungen. des Erdenlebens, in fol gende Worte gekleidet: Laß mir mein kindlich Hoffen, Das hellen Augs in dunkle Zukunft schaut. Das über Wolken sieht den Himmel offen, Dom hinter Bergen noch ein Eden blaut. Das, wenn sein irdisch Haus der Blitz getroffen. Im Himmel kühn sich bess're Hütten baut Und fröhlich spricht: ob ich gleich fall' und sterbe. Dort oben glänzt mein ewig Teil und Erbe. Diese Sehnsucht lebt nicht nur in den Herzen jener Menschen, denen das Wort des Heilandes verkündet ist: «Ich gehe hin, euch dort eine Woh nung zu bereiten" sie lebt auch wie ein Erbstück aus dem verlorenen Para dies in den Herzen der wildesten Völ ker und kommt bisweilen in gar wun derlichen Erzählungen und Sagen zum Ausdruck. Im dunkelsten Afrika bei dem Negerstamm der Bakuba, nicht allzu weit vom Kongo-Strom, hörte ein Missionar folgende Sage er zählen: Vor langer Zeit lebte einmal ein König der Bakuba. Tiefer hatte eine so große Sehnsucht, zu wissen, was sich über der Welt in dem „Him melslande" befinde, daß er davon krank wurde. Er rief deshalb seinen Stamm zusammen und hielt Rat. Nach zwei Monaten versammelte sich das ganze Volk wieder auf einer gro ßen weiten Ebene. Und jeder Häupt ling brachte eine große Bambusstange und Seile mit. Man grub nun ein Loch und pflanzte eine Stange tief in den Boden. Tie Leute hielten die Stange fest, während andere wieder die Leute umfaßten, die den Bambus stab hielten. Dann kletterten zwei Häuptlinge auf die Spitze, um oben eine zweite Stange anzubinden, und darüber eine dritte und so hoffte man bis in das „Himmelsland" hinauf, steigen zu können. Aber die Himmels leiter stürzte zusammen, ehe sie fertig war, und viele Menschen kamen dabei ums Leben. Diese Sage war vielleicht entstan den aus Erinnerungen an den Turm bau zu Babel, die sich bruchstückweise von Volk zu Volk forterbten durch die Jahrhunderte und Jahrtausende. Aber lebendig mochte sie erhalten worden sein durch die dunkle Sehnsucht, die in der Seele dieses Volkes vielleicht ihm selbst unerklärlich weiterlebte. Wo das Licht der göttlichen Offen barung scheint, da ist diese Sehnsucht nicht dunkel und unbewußt da wissen wir, daß unser im Haus unseres himmlischen Vaters ein vom Heiland uns bereiteter Platz erwartet. Uns ist auch der Weg zum Himmel klar und deutlich gezeigt: nicht ein Riesenturm bau bringt uns zu dem Ziel und noch weniger eine Leiter aus zusammenge bundenen Bambusstangen. Der gött liche Heiland und Seine Apostel sagen es uns wer weiß wie oft! Hören wir den hl. Petrus: „Gelobt sei Gott und der Vater unseres Herrn Jesus Chri stus, der uns nach Seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten, zu einem unvergänglichen, un befleckten und unverwelklichen Erbe, welches euch im Himmel aufbewahrt wird, euch, die ihr durch Gottes Kraft mittels des Glaubens aufbewahrt werdet für eine Seligkeit, welche be reitsteht, daß sie geoffenbart werde in der letzten Zeit, wo ihr euch freuen werdet, die ihr jetzt eine kleine Zeit, wenn es sein soll, durch mancherlei Anfechtungen betrübt werdet" (1. Pe tri 1, 3—6). Der Weg zum Himmel ist der Glaube und ein Leben, wie es der Glaube von uns verlangt: die Nachfolge Christi im tapferen Kampf gegen alles, was dem Witten Gottes widerstreitet und unsere Seele Gott entfremdet, statt sie inniger mit Ihm zu vereinigen. „Geliebteste! Ich mahne euch als Fremdlinge und Pil ger, enthaltet euch der fleischlichen Lüste, die wider die Seele streiten," sagt wiederum der hl. Petrus (1. Pe tri 2, 11). Wer als Fremdling hier auf Erden pilgert und den Himmel sucht, der muß sich freihalten von Sün de. Denn der Platz im Himmel ist ebensowohl ein freies Gnadengeschenk 'Gottes als auch ein Lohn für ein treu es Leben. „Meines Herzens Neigun gen richtete ich zum Tun deiner Satz ungen auf ewig: um der Belohnung willen" (Ps. 118, 112). Jener Negerstamm, der die Kunde von der Himmelsleiter bewährt hat, weiß noch von einer anderen düsteren «sage. Vor vielen, vielen Jahren, so erzählen diese armen hungernden Menschen, erschien plötzlich am Him mel ein Mann mit einem glänzenden Gewand und rief mit lauter Stim me, so daß alle Leute es hörten: „Muyoya! Muyoya! Muyoya! Leben! Leben! Leben!" Aber die Leute erwiderten einstimmig: „Wir wollen es nicht!" Darauf verschwand die Er scheinung. Aber nach drei Tagen er schien die Gestalt von neuem, und dies mal rief sie: „Lufna! Lufna! Tod! Tod!" Und alle Leute hätten geschrien: „Tuwatubush! Wir nehmen es an?" Und seitdem herrsche der Tod in der Welt als der allmächtige Fürst. Die Menschheit war einmal vor die Entscheidung gestellt: Leben oder Tod! Und sie wählte den Tod. Dieser Sinn leuchtet aus jener düsteren Sage. Aber davon weiß das arme Heidenvolk nichts, daß Gottes Sohn vom Himmel stieg und die Macht des Todes brach. Nun wird jede einzelne Seele vor die Entscheidung gestellt: Leben oder Tod! Nun hat der Tod nicht mehr Gewalt über uns, wenn wir sie ihm nicht selbst einräumen durch die Sünde. Laßt uns das Leben wählen! Laßt uns dem Fürsten des Leberktz folgert in den Himmel fei es auch durch Kampf und Not und Tod auch Er mußte ja leiden und sterben und so in Seine Herrlichkeit eingehen. Von dem hl. Johannes Chrysosto mus berichtet sein Lebensbeschreiber, er habe angesichts seines Todes um weiße Gewänder gebeten, und er fügt die Bemerkung bei: „Wie sie zu sei nem Leben paßten." So müssen wir leben, daß das weiße Gewand, in das man einmal unseren entseelten Leib hüllt, mit unserem verflossenen Leben in Einklang steht, und daß es ein Sinnbild ist des hochzeitlichen Kleides unserer Seele. Wir wollen ja in die Scharen jener eingereiht wer den. die Johannes in seiner Vision in weißen Gewändern dem Lamme fol gen sah, wohin immer es geht. Wolpert. Von der Verjüngung des Herzens Bon A. e i nt a it n Mensch! Die ganze Welt wird jung um dich her. Das wintergraue tote Feld wacht auf: vielleicht schon in einer Woche liegt ein grüner Teppich darüber hingebreitet, soweit dein Auge sieht. Die Büsche und Bäume am Wege, an deren kahler Armut du monatelang achtlos vorbeigegangen bist, blühen in einem unbegreiflichen Wunder auf, daß du staunend stehen bleiben mußt. Und selbst die abgestor benen, verholzten Stümpfe der alten Geranien und Fuchsien auf deinem Fensterbrett schlagen fröhlich aus wie junge Schossen. Fühlst du bei solchem Anblick nicht auch einen Strom in dei nem winterlich vertrockneten Herzen aufwallen? Auch in unserem Blute, auch in unserer Seele freist die große Lebens Hut, die in allen Wesen den Frühling schafft. Das lange Jahr über kommt sie oft ins Stocken und fließt nur träg und schwerblütig dahin ihre Quel len versiegen unter der harten Kruste unserer täglichen Gewohnheiten und Banalitäten, daß wir uns alt und schwunglos vorkommen. Aber wenn draußen in der Natur wieder die Ur säfte steigen und über alles Tote und Morsche hinweg das Leben blühend aufersteht, wird auch unser Herz vom Ostergeist gepackt und im Frühlings sturm der Trägheit und Dumpfheit winterlichen Dahinlebens entrissen. Und sind wir nicht alle jung, erst im frühesten Anfang unseres Wachsens und Blühens und Freuens? Was soll es heißen, daß wir fünfzig, siebzig, vielleicht schon neunzig Jahre alt sind, wir, die nach Ewigkeiten rech nen Unser Lebensbaum wächst wahr lich in den Himmel, auch wenn das untere, im irdischen Bereich aufge schossene Gezweig längst morsch und brüchig ist. Und doch gehen heute schon die Jungen unter uns einher, als ob sie ihren Frühling unwiederbringlich überlebt und nur noch ein aussichts loses, trübseliges Alter vor sich hät ten den Spätherbst und Winter des Lebens. Es ist das Traurigste, wenn der Mensch nicht mehr an den Frühling "V U OHIO WAISEN FREUND in sich selber glaubt. Dann ist er wie ein abgestorbener Baum, der dürr und tot in einem blühenden Garten steht. Das Dürrwerden und Absterben fängt in den Wurzeln an: bei den Menschen wie bei den Bäumen. Wer keinen Frühlingstrieb mehr in sich erlebt, bei dem muß im Tiefsten seines Wesens etwas schadhaft sein. Denn aus einem gefunden, tüchtigen Wurzel boden steigt immer wieder Lebenskraft und Blühen ins Gezweig hinauf. Die mächtigste Kraft im Menschen ist sein Glauben an die Ewigkeit, die tag täg liche Ueberzeugung, daß das Heute, Morgen und llebermorgen nur der Anfang, nur das erste junge Wachsen seines Lebensbaumes ist, der Glau ben, daß Enttäuschungen und Verluste nichts anderes sind als der herbstliche Blätterfall der Bäume, damit wir, Am Mitternacht Bedächtist friert die Nacht ans Limb, Lehnt träumend an der Berge Wand, Ihr Auge ficht die goldne Waage nun Der Zeit in gleichen Schalen stille ruhn. Und kecker rauschen die Quellen her vor, Tie singen der Mutter, der Nacht, i»S Ohr Vom Tage, Vom heute gewesenen Tage. Das uralt alte Schlummerlied, Sie achtens nicht, sie ist mäb' Ihr klingt des Himmels Bläue süßer noch Der flüchtigen Stunden gleichge schwungncs Joch. Doch immer behalten die Quellen das Wort, Es singen die Wasser im Schlafe «och fort Vom Tage, Bo« heute gewesenen Tage. Eduard Mörikt. der äußeren Schönheit und Kraft ent kleidet, uns in die winterliche Stille des Alleinseins zurückziehen und die innersten Kräfte zu neuem Blühen sammeln. Warum kommen heute die meisten Menschen nicht mehr zu der frühlings haften Auffassung des Lebens, zu dem fröhlichen Glauben, daß sie nach der ftürmifch-ckalten Winterszeit dieses Erdend-aseins einem ewigen Lenz ent gegengehen? Heute hört man im Frühling nur noch Vögel und Kinder singen und vielleicht auch ein paar Er wachsene. die wie Kinder und Vögel in seliger Gedankenlosigkeit die Welt um sich vergessen. Die anderen, die Ern stert und Arbeitsamen, nehmen das Leben furchtbar schwer und wichtig. Sie haben immer etwas Dringendes zu tun, daß sie nicht ans Freuen und Singen denken können erst wenn sie damit fertig sind, wollen sie sich Zeit nehmen zum Ausruhen und Fröhlich fein. Doch ehe sie mit diesem Werke zu Ende kommen, steht schon wieder ein neues in ihrem Sinn und läßt ihnen weder Zeit noch Rast. Andere fühlen immerfort etwas Drückendes auf ihrem Gemüte lasten stets haben sie etwas, das ihnen nicht gefällt und gewiß, das Leben ist reich genug an Mißlichkeiten, Sorgen und Kümmer nissen, daß man nicht lange zu suchen braucht, wenn man etwas zum Jam mern finden will. Aber ist denn das, wovon du dich bedrückt fühlst, von fo gewichtigter und bedeutender Art, daß es sich lohnt, einen der herrlichen Le benstage dadurch zu vertrauern? Hat denn dieses armselige Irdische, um das du dich grämst, diese elende Lap palie, derentwegen du dich aufregst, die Macht, dir dein ewiges Leben zu verderben? Gewiß nicht: es wird nicht viel anders sein als ein Sturm, der int Vorfrühling über die Felder fegt, oder wie ein Heißer Sommertag, der den Schweiß von den Stirnen rinnen und die Zungen lechzen macht, oder wie ein Herbstfrost, der die Blätter der Bäume bleicht und bricht. So mag etwas Verdrießliches durch dich hin durchstürmen, so mag eine Mühselig keit dich plagen, so mag dir etwas Liebes und Wertes, mit dem du ver wachsen bist, verlustig gehen doch dies alles ist das Leben selber nicht, das wunderbare, das aus dir heraus blüht an jeglichem Tag und zu jeder Stunde. Von solchem Unwesentlichen darfst du dir die Frühlingsfreude nicht verderben lassen, sonst bist du wie ein armer Tor, der um kindlichen Tand fein pures Gold vertut. Du mußt die Geduld des Wartens haben, jenes stille, stumme, ergebene Harren, das wir an den Pflanzen, Blumen und Bäumen vom Herbst bis zum Ende des Winters sehen. Sie wollen wäh rend dieser Wartezeit nichts anderes, als ihnen von Natur gesetzt ist: demü tig sich gedulden, lis ihnen aufs neue die Säfte des Lebens in die Wurzeln quellen, bis sie aus der armseligen Blütelosigkeit und Unfruchtbarkeit des Winters wieder zum Wachsen und Blühen aufgerufen werden. Wenn du heute oder morgen einen Gang durch die Fluren tust, wirst du gewahren, wie ohne Rücksicht auf alles Getue, Sorgen und Jammern der Menschen da draußen ein gewaltiger Frühling aus der Erde bricht, eine Kraft, die unser Wollen und Können millionenfach übersteigt, eine Pracht, an der jeglicher menschlicher Flitter verblaßt, eilte Herrlichkeit des Spros sens und Blühens, die uns wie ein mächtiges Symbol unseres eigenen anbrechenden Lebensfrühlings vom Herrn alles Lebens vor Augen gestellt wird. Diesen Frühlingsstrom laß durch deine Seele fluten, daß aus dem Erdreich deines Lebens das Ewige aufblühe und dich mit seiner Selig keit erfülle! Die Gottesmutter sls Vor bild aller Nrsuen Jede Zeit hat an Maria gefunden, was ihre besonderen Bedürfnisse er heischten, und für alle Frauentat und für jedes Frauenleid bleibt sie un erschöpfliche» Vorbild. Auch unseren Heutigen gibt sie heilige Lehren. Schon in den Kindertagen des Erlö sers ist sie als ahnungsvolle Seherin ein Bild starfmütiger Opferbereit schaft. Zum Heroismus wächst diese Große, je mehr sie im öffentlichen Leben des Herrn von den Forderun gen Seines messianischen Berufes, oh ne Klage und ohne Vorwurf, in den Hintergrund tritt, um aber sofort wie der zur Stelle zu fein, als die Stunde des Kreuzes ruft. Welch ein wunderbares Bild für die Mutterliebe, wenn sie in der inneren Welt ihres Kindes zurücktreten und doch wieder bei jeder Kreuzwegstation des Lebens als erste zur Stelle sein soll! Sie ist Jungfrau und Mutter zu gleich, zugleich hingegeben au den Tienft der Familie und an die reli giöse Versenkung in Gott, die zu prak tischer Liebesarbeit treibt. Ihr tief nachdenkliches Wesen stellt sie auch intellektuell an die Seite ihres Ge schlechtes. Sie erfaßt Gabriel und Simeon und nimmt Chriftusworte als selbstverständlich hin, um deren Erklä rung sich unsere größten Kirchenlehrer abgemüht haben. Aber nicht nur stu dierenden, auch künstlerisch sich betäti genden Frauen ist sie Ideal. Nur ein mal, entsprechend dem Grundzuge ihres Gesamtbildes, hat sie im Magm fifat ihre Stimme zu einer Art poeti schen Bekenntnisses erhoben, auch mit überwältigender Schönheit, mit der vollen Wirkung künstlerischer Kon traste. Die sozial-karitativ tätige Frau sieht sie, frei von jeder Prüderei, mit hilfs bereiter Liebe ihrer Base dienen, für die wirtschaftlichen Bedürfnisse zu Kana sorgen, die Freuden kleiner Leute teilen, und vor allem auf Gol gatha als echte Heilandsmutter zu sammen mit Magdalena unter dem Kreuze stehen und fo das gefallene Weib in höchster Weife rehabilitieren sie sieht sie ihr stilles Gemach verlas sen, durch feindlich gesinnte Krieger scharen hindurchdringen und durch ihr Stehen unter dem Kreuze vor der breitesten Öffentlichkeit mutigen Protest einlegen gegen das Gefetz und das Gericht, das den Unschuldigsten der Welt zum Tode brachte. So ist sie universal wie der Katholizismus sel ber, ein Vorbild in jeglicher Frauen lage, eine wahre Führerin zu Chri stus. Hedwig Dransfeld. Der tchonÜe Sag Bon Rudolf Prcdeek Schneeweiß brechen Tausende und nochmal Tausende von Blüten an den Bäumen auf, so um die junge Zeit, wenn der Frühling noch mit unver dorbenen blanken Augen und sonnen gewärmt in seinen Kinderschuhen läuft. Der Frühling feiert blütenwei ßen Feiertag, ewigen Kinderfonntag. Und weiß wie Hostien brechen Kin derherzen auf, wenn der Frühling feine Kränze fertig hat zum großen Wundertag der Kinder, wenn aller Alltag und Schule und Spiel ver schwindet vor dem weißen Feiertag, der seit Monaten ersehnt, von den Eltern mit Hoffen erbetet, von der Natur mit Blumen begleitet, aus der Gläubigkeit der Jahrtausende ge boren, dem Kinde das erste Erschauern ereignisnaher Seelen bringen wird. Kindliche Augen werden Mysterien. Kindliche Glückseligkeit macht die Gro ben klug und ernst, hostienweiß blü hende Kinderherzen tragen geheimnis voll schwere Versprechung von srucht tragender Zukunft. Kinderköpfchen, die geneigt zum Altar gehen, bringen zitterndes Ahnen von Unendlichkeit selig geneigte Kinderköpfchen halten der Welt den Atem an und zwingen zum Laufchen auf das neue Werden. In diesen Kinderköpfchen steckt ein Ahnen, das größer ist als alles Wis sen und Weisen der Welt. Dieses Ahnen ist Glückseligkeit, die nur ein mal im Leben so hell jauchzt, ohne Lachen, ohne laute Kiudersröhlichkeit, Glücksahnen, Ahnungslofigkeit, unbe wußte Bewußtheit des von Posaunen getragenen: „2ein König kommt!" Würde ein Großer erfassen, was ein Kind an diesem Weißen Sonntag be greift, er stürbe an diesem Posaunen ton: „Dein Siönig kommt!" An solcher Kinderfrühlingsblüte er hebt sich die Welt. Wenn der Bäume Frühlingsblüten der Welt den weißen Feiertag bereiten, dann geht ein Glau ben durch die Herzen. Wenn Kinder Herzen Weißen Sonntag feiern, dann hält die Welt den Atem an. Und wenn der Blütenregen fällt, weint die Bäume zu froher Arbeit sich recken, dann liegt int Herzen dieser Blüten schon die goldschwere Frucht des Herbstes wohlverwahrt. Aber der Frühling, hat er einmal die Kinder schuhe verlassen, wird oft ungebärdig, und dann fallen int Sturm auch fruchtverspreckende Blütenseelen. Neitverschtrr Von r. J, Klug Nabnchodonosor, der Eroberer Je rufafentv, nahm Israels kostbarstes Blut, feine Jünglinge aus den edel sten Familien, mit sich nach Babylon, da er als Sieger heimkehrte. Die ge wandtesten, begabtesten von ihnen be stimmte er als Pagen im Königspa iaft. Es wurden nur Knaben an der Schwelle des Jünglingsalters ausge wählt, auf deren gertenschlanken Kör pern das Auge des Königs mit Wohl gefallen ruhen konnte und drei Jahre sollten sie erzogen und unter richtet werden, bevor sie zum Königs dienst berufen wurden. Einer der Auserlesenen hieß Da niel. Er war noch jung an Jahren, wie die anderen aber in seiner Seele wohnte schon die ganze Reife eines Mannes eines Mannes von unbeug fanter Charakterfestigkeit. Der König hatte angeordnet, daß die Pagen zu ernähren feien mit den Speisen von der königlichen Tafel und daß ihnen Wein gereicht werde aus den königlichen Kellern. Aber Daniel fürchtete, die Speifegebote seiner Reli gion zu verletzen, und bat den Ober fänmterer Asphenez. er möge ihm und seilten israelitischen Gefährten die Be fleckung ersparen. Der Beamte fürch tete des Königs Zorn und Nabu chodonosor konnte furchtbar fein, wenn er zürnte. Aber Daniel, der junge Held, fürchtete keine königliche Un gnade. Das machte die Wimpern fei ner Augen nicht zucken. Ihm bangte nur davor, daß er gegen den Willen Gottes verstoßen könne. Einmal hatte Nabnchodonosor einen schwer beängstigenden Traum. Das Traumgesicht galt ihm als Offen barung des Gottheit aber fein Geist war völlig verwirrt, und er wußte den Traum nicht zu deuten. Er rief die Traumdeuter allein, sie vermochten des Königs Traumrätsel nicht zu lösen. Da erlitt Nabnchodonosor einen sei ner Wutanfälle, vor dem alle zitterten in der Umgebung des Herrschers. Er gab den Befehl, alle die Magier zu töten, die vor ihm gestanden waren, hilflos wie kleine Kinder. Babylon bebte nur einer blieb ruhig und be sonnen Daniel. Und Taniel trat be herzt vor den Herrscher hin und erbot sich, im Namen und in der Wahrheit des einen und ewigen Gottes ihm.sein Traumgesicht zu deuten. Das Rauschen der Ewigkeit aber ging durch die Worte des vom Geiste Gottes erleuchteten Sehers, als er ohne ein leises Zucken der Angst in den Muskeln, die fein hellsehend ge wordenes Auge umspielten, zu Nabn chodonosor sprach: „König der Kö nige der Gott des Himmels hat dir Herrschaft und Macht und Gewalt und Herrlichkeit gegeben doch nach dir wird ein anderes Reich sich erheben ... und andere werden kommen aber zuletzt werden alle Reiche zermalmt und vernichtet werden, und nur das Reich, das der Gott des Himmels auf richten wird, das wird in Ewigkeit be stehen!" Die Sprache hatte „der König der Könige" noch nie vernommen in sei nen schimmernden Gemächern, wo 3 Höflinge sich nur zu verbeugen und zu schweigen hatten. Aber TaniÄ wußte, daß der Geist Gottes ihn, den hebräischen Königssklaven, zu Seinem Werkzeug und Seinem Herold machte, und so sprach er kühn und frei vor des Königs Angesicht, was er dem Groß mächtigen sagen mußte, weil er Got* tes treuer Diener war. Und Nabnchodonosor vernahm noch andere Sprache aus dem Munde die ses hebräischen Jünglings, der das Fürchten nicht kannte. Der König träumte einen zweiten Traum. Diesmal gehörte ein ehernes Herz in Daniels Brust dazu, diesen neuen Traum zu deuten. Aber Da itiels Herz war ehern und sein Mut wie Stahl. „König," fo deutet er Nabuchodono fors Traum geficht, „man wird dich aus der Gesellschaft der Menschen ans stoßen, und bei dem Vieh und bei den wilden Tieren wird dein Aufenthalt fein du wirst Gras fressen wie ein Rind und wirft vom Tau des Him mels benetzt werden, und fo werden sieben Zeiten über dich dahingehen, bis du erkennst, daß der Allerhöchste über das Königtum der Menschen Macht hat und es verleiht, wem Er will." Es kam, wie Taniel gewetssagt hatte. Nabnchodonosor wurde vom Wahnsinn befallen, und er mied die Menschen und trieb sich auf den Fel dern herum er fraß das Gras ab und wurde naß vorn Tau, „und das Haar much» ihm wie Adlerfedern und die Nägel wie Vogelkrallen". Dann ge sundete er wieder von da an aber waren Nabuchodonosors Inschriften nicht mehr großprahlerisch, sondern so wie sie noch erhalten sind zei gen sie große Ehrfurcht vor den himm lischen Mächten. Nabnchodonosors Herrschaft ver ging. Baltassar eroberte die Stadt und Land von Babylon. König Bal tasjar wurde Taniels neuer Herr. König Baltassar hielt dereinst ein großes Gastmahl. Tie tausend Vor nehntsten des Landes waren geladen. Aber der schwere Wein, der in Strö men floß, verwirrte die Köpfe am meisten den des Königs. Durch das rauschumnebelte Gehirn Baltassars zuckte ein wilder Gedanke, trunkene Orgie und Frevel eines Wahnsinnigen zugleich: „Die Becher Jahves befahl er, lallend mit wein schwerer Zunge. Da schleppten sie die goldenen und silbernen Gesäße, die einst des ewigen Gottes Eigentum gewesen im Tempel zu Jerusalem, der jetzt längst in Schutt und Trümmern lag und ans dein man sie geraubt. Purpurner Wein flutete in das lechtende Gold und das schimmernde Silber und die Trunkenen hoben die heiligen Becher und priesen ihre Götter von Gold und Silber und Erz und Eisen und Holz und Stein und riefen zu dem Judengott Spott und Hohn hin auf, daß die Gewölbe des Saales widerhallten von trunkenem Lachen.' Ja, widerhallten von Spott und Hohn und trunkenem Lachen Da sieh ... was quillt dort aus der Wand heraus geisterhaft und weiß? Eine Fingerspitze fünf Fingerspitzen .. fünf Finger ... eine Hand .! Eine schreibende Hand!! Weiß wie der Kalk der Wand wird König Baltassar, und seine Knie schla gen aneinander. Und die Geisterhand schreibt. Lang sam zeichnet sie Buchstaben um Buch staben auf den weißen Kalk der Wand ... jeden Buchstaben zeichnend mit feuriger Glut. Alfo schreibt sie: Mam. Thccel Phares Schreibt's und verschwindet. Aber das Grauen und das Entsetzen schwin det nicht mehr aus der Totenstille des Saales. Und dort stehen immer noch die Worte in feurigem Glühe»: Mancs. Thccel. Phares Sie brennen an der Wand fCe brennen in König Baltasfars Gehirn hinein sie zerbrennen ihm das ra send klopfende Herz „Tie Magier!!" schreit König Bal tassar. Tie Magier kommen aber sie können die Worte nicht lesen und ihren Sinn nicht beuten. Ta nennt man dem König den Namen des Taniel. Und sie rufen den Taniel. Vor König Baltassar siegt der He bräer. Ihn schreckt nicht die feurige Schrift an der Wand, sein Angesicht wird um feinen Farbton bleicher. „Mit Purpur will ich dich kleiden," sichert der König ihm zu, „eine gol dene Kette legen um deinen Hals und dich zum Dritten machen in meinem Reiche, kannst du die -echrift bort mir lesen und deuten!" (Schluß folgt) \n\n A I I E K E I S