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F-r f^t*' -t •'1lMQffifr|| l"K |'"v*'- -ff Nr Jahrgang 78. $"• •jk V!i p") '•iSW fr**' I"-, W f-1 w 1% I: r--- i '?M^^--»N« -. Gerade die Vereinten Nationen, in denen sich neben politischen und hu manitären Absichten und Berechnun gen die Erkenntnis des Versagens un serer materialistischen Kultur und das Streben nach einer besseren und be ständigeren »Ordnung geltend machen, illustrieren die Zerrissenheit und das Auseinanderstreben der heutigen Menschheit. Es dünkt uns eine gera dezu erschütternde Erscheinung, daß diese Vertretung von nahezu fünf Dutzend Staaten, denen auch fast alle Länder der rund siebenhundert Mil lionen Ehristen, diso etwa ein Drit tel aller Erdbewohner, angehören, erst nach langen Debatten sich darüber ei nigen konnte, eine Minute ihrer kost baren Sitzungszeit dem stummen Auf blick zum Schöpfer und Herrn alles Geschaffenen zu widmen. Es läßt sich unschwer erraten, welche Gedanken in dieser kargen Minute der „Einkehr" die Vertreter von Ländern beschäfti gen, deren Regierungen die Religion als „Opium fürs Volk" betrachten und sie mit brutaler Grausamkeit auszurotten trachten, oder die Vertre ter von Staaten, die zwar die Reli gion gelten lassen, ihr aber die Ein flußnahme auf die Gestaltung des öf fentlichen Lebens versagen und z. B. katholische Schulkinder und ihre El tern faktisch mit einer Strafe belegen, weil sie auf dem natürlichen Recht der Gewissensfreiheit bestehen. Es kann leicht sein, daß unter den Vertretern der nichtchristlichen Länder im Völker bund manche sind, die das Seume Wort auf sich anwenden können: „Wir Wilde «sind doch bessere Men sehen!" Und das ist die Körperschaft, von deren Entschließungen die Neuord nung und die Erhaltung des Frie dens in weitgehendem Maße abhängt. Eine säkularisierte, von jeder Bin dung durch göttliches Gesetz losgelöste, in einzelnen ihrer Vertreter gegen die ses Gesetz bewußt rebellierende Gesell schaft wird immer wieder auf Sand bauen. Erst wenn die Ordnung, wie sie niedergelegt wurde durch die Na tur und ihren Schöpfer, wiederherge stellt wird, schrieb am 3. Mai 1932 Papst Pius XI. in seiner Enzyklika „Caritate Christi ccnnpiilsi", „wenn alle Völker treu und freudig sich zu ihr bekennen, wenn das innere Staatsleben und die äußeren Bezieh ungen zu andern Völkern begründet sind aus dieser Grundlage, nur dann ist wirklicher Friede möglich auf Erden. Um aber diese Atmosphäre dauernden Friedens zu schaffen, da für genügen weder Friedensverträge, noch die feierlichsten Abmachungen, noch internationale Zusammenkünfte oder (Konferenzen, nicht einmal die edelsten und selbstlosesten Bestrebun gen eines Staatsmannes, wenn nicht an erster Stelle die heiligen For derungen des natürlichen und gött lichen Rechtes anerkannt werden." Das klingt angesichts der 'Lage der Dinge fast wie ein Verzicht auf die Hoffnung auf bessere Tage. Aber, schrieb Papst Pius XI. in einem der Die neue Phate bes Weltkrieges Am Abgrund vorbei Vielleicht bedeuten die letzten Sep tembertage von 1950 doch eine ent scheidende Wendung im Ringen zwi schen Osten und Westen. Jedenfalls ist die Stellung Moskaus, das die Weltlage souverän zu beherrschen schien, seitdem die von Präsident Tru man verkündete „Atom-Explosion" irgendwo in den Weiten Rußlands der Physischen Ueberlegenheit des We stens ein Loch schlug, durch die Ereig nisse in Korea erheblich erschüttert worden. Das aber bedeutet noch lange nicht, daß die russische Gefahr in ihrer Wur zel getroffen sei. Die besteht weiter! Rußland ist, wie in diesen Spalten oft genug ausgeführt wurde, nicht so sehr stark aus eigener Kraft, vielmehr ist seine Stärke in der Schwäche des „Westens" begründet, in dessen Zer rissenheit, Planlosigkeit, Opportuni tätspolitik. Während Rußland mit zä her Entschlossenheit seinen Weitgesteck ten Zielen zustrebt der Beherr schung der Weltpolitik in einer mit Hilfe gefügiger Vasallen in allen Kon tinenten herbeigeführten einheitlichen kommunistischen Gesellschaft —, gehen im „Westen" die politischen, Wirt schaft'lichen, sozialen und weltanschau lichen Bestrebungen weit auseinander. Es fehlt hier das einigende Band, das ehedem „die Christenheit" zusammen hielt im siegreichen Kampfe gegen die feindlichen Gewalten, die im Laufe der Jahrhunderte aus dem Osten ge gen das christliche Abendland hervor brachen. nächsten Abschnitte seines Rundschrei bens, „Gebet und Buße sind die bei den mächtigen Aufforderungen, die Gott in diesen Tagen an uns ergehen läßt, auf daß wir zu Ihm die Mensch heit zurückführen, die irre gegangen ist und jetzt ohne Führer wandert. Von diesen Kraftquellen wird Er leuchtung und Heilung ausgehen zur Ueberwindung der Grundursache je der Empörung der Auflehnung des Menschen gegen Gott. Aber au die Völker selber ergeht der Ruf, sich zu entschließen zu einer festen Wahl: Entweder sie vertrauen sich diesen heilsamen Mahnungen und bekehren sich demütigen und reuigen Sinnes zum Herrn und Vater aller Erbar mungen, oder sie überliefern sich sel ber und was an irdischem Glück ver blieben an den Geist der Rache und Zerstörung. Wir können darum nichts anderes tun, als an diese arme Welt, die so viel Blut vergossen, so viele Gräber gegraben, so viele Werke zer stört, so viele Menschen des Brotes und der Arbeit beraubt hat nichts, sagen wir, können wir tun, als die Einladung an sie ergehen zu lassen in den liebevollen Worten der heiligen Liturgie: Bekehre dich zu dem Herrn, deinem Gott." Gar oft hat Pius I und hat Pius XII. ähnliche Worte in die Welt ge rufen, und an uns Katholiken 4Dcnig stens liegt es, aus solche Mahnungen willig zu hören und den beleidigten Gott versöhnen zu helfen. Dann wird es endlich doch Friede werden allen feindlichen Gewalten und allen feigen Kompromissen und Dummheiten einer säkularistischen Staatskunst zum Trotz! Käme es auf diese allein an und hielte nicht der Lenker aller Din ge trotz der Undankbarkeit der Men schen die Hand schützend über die Welt, dann wäre schon längst alles im Chaos versunken. Vielleicht war gerade in den letzten Monaten wieder eine zer malmende Katastrophe uns näher als wir ahnten! Sieg i« Korea Die unmittelbare Gefahr ist besei tigt. Das erste Ziel des Einschreitens des Völkerbundes in Korea, die Ab weisung des kommunistischen Angriffs auf die südkoreanische Republik, ist er reicht. Die erfolgreiche Kampagne geht nördlich des Achtunddreißigsten Breitegrades weiter, um den errun genen Sieg zu sichern und den Frie den dauernd wiederherzustellen. Das Gelingen dieses Unternehmens hangt ab von der Haltung der jenseits der koreanischen Grenze stehenden Chine sen und ihrer russischen Verbündeten, hängt ferner ab von ben Entschließun gen des Völkerbundes und der Staats kunst der Diplomaten. Ter koreanische Feldzug hat bisher die Ver. Staaten mehr als zweitau send Menschenleben gekostet. Wie groß die Verluste der Koreaner auf beiden Seiten find auch unter der Zivil bevölkerung ist nicht festgestellt. Tief beklagenswert ist es, daß Haß und Rachgier der Roten die Gebote einer geordneten Kriegführung miß achtet und sich zahlreicher Barbareien schuldig gemacht hat. Es liegen schwe re Anklagen vor, die hoffentlich durch unparteiische Untersuchungen geklärt werden und ihre ordnungsgemäße Er ledigung finden. Auch ohne Einrechnung dieser Aus schreitungen war das Unglück groß genug. Das koreanische Land südlich des Achtunddreißigsten Breitegrads ist verwüstet und verheert. Moskaus Emissäre haben in jedes Dorf die Brandfackel des Bruderhasses getra gen. Die Städte liegen in Schutt und Asche. Die Verkehrsmittel sind ver nichtet. Von den Fabriken stehen viel fach nur noch die Schornsteine. Drei Millionen Menschen wurden von Haus und Hof vertrieben. Seoul, die alte Hauptstadt, nach schweren Kämp fen befreit, ist eine Trümmerstätte. Es kennzeichnet die Moskau'er Kampf führung, daß im letzten Augenblick vor der Befreiung die Wohnviertel zerstört wurden. Wie vorher die Hiobsposten, so folgten in der abgelaufenen Woche die Siegesbotschaften einander auf dem Fuße. Seit dem frühen Nachmittag des 27. September ist Seoul, die erste Hauptstadt, die den Meuten Stalins entrissen werden konnte, „wieder in freundlichen Händen". In MacAr thurs Siegesbulletin heißt es weiter: „Streitkräfte der Vereinten Natio nen, darunter das Siebente Regiment der Armee Koreas (ARK), sowie Ele mente der Siebenten Division und der Ersten Marinedivision der Ver. Staa .-r ten haben die Einschließung und Be setzung der Stadt vollzogen. Amerika nische und koreanische Marinesolda ten, sowie Spezialsormationen stießen zunächst zu beiden Seiten des Han« Stromes vor und erweiterten den Brückenkopf nach Nordwesten. Gleich zeitig drangen andere Marine-Abtei lungert vom Nordwesten in das In nere der Stadt. Das Zweiunddreißig ste Regiment der Ver. Staaten Sie benten Division und das Siebzehnte (koreanische) Regiment unternahmen entlang dem Südufer des Han eine fübne Umfassungsbewegung und er zielten eine weitere Ueberqtteritng des Stromes im Südosten. Sie gewannen die beherrschenden Höhen in den Vor orten und zwangen die feindliche Be satzung zur ungeordneten Flucht nach Norden. Tie Befreiung der Stadt wurde unter möglichster Schonung der zivilen Installationen durchgeführt." Daß trotzdem heute zwei Drittel der Gebäude unbrauchbar sind, kommt ausschließlich auf das kommunistische Schuldkonto. Am1 Freitag, 29. September, über gab Douglas MacArthur dem Präsi den ten der Republik Syngman Rhee seine Hauptstadt. Der feierliche Akt erfolgte in dem Parlamentsgebäude Seouls. „Tank der Gnade der Vor sehung," sagte MacArthur, „haben die Streitkräfte der Vereinten Natio nen die altehrwürdige Hauptstadt Ko reas von dem kommunistischen Despo tismus erlöst. Mögen die Vertreter der Republik die Weisheit und Star ke finden, um für das Volk eine bes sere Zukunft zu schaffen." In der ein iten und zugleich gehobenen Stim mung der Stunde schloß der Führer der siegreichen Truppen mit den de mütigen Worten des Vaterunsers. Tie Landung im Hafen von In ebon, der unter dem früheren Namen ..Tfchemulpo" eine Rolle im russiich sapanifchen Kriege spielte, hat in kaum mehr als zwei Wochen eine völ liehe Wendung gebracht. Sie war eine organisatorische Leistung ersten Ran ges, die buchstäblich das Unmögliche möglich machte. Tie gleiche techni sche Ueberlegenheit bewährte sich nach Besetzung des großen modernen Vit ft hafens zwischen Kimpo und Seoul. Tort wurde letzte Woche ein ganzes Regiment gelandet, das hundertund fünfzig Transportflugzeuge mit aller Ausrüstung für sofortigen Frontein saß direkt vom amerikanischen Konti nent befördert hatten. Eine andere Spitzenleistung war die Lustbeförde rung einer vollständigen Strombrücke von neunhundert Fuß Länge. Weder die technische Leistung al lein, noch etwa zahlenmäßige Stärke entschieden den Erfolg. Ter Mos kau'er Sender „irrte", wenn er von, einer gewaltigen lieber macht der Lau dungstrnppen sprach. Ihre Zahl war so beschränkt, daß der Brückenkopf aus I ein Mindestmaß bemessen wurde. Gegen diesen Amboß wurden die! nordkoreanischen Truppen von Süden her getrieben, die bisher den eng be grenzten UN Stützpunkt im Südosten berannt hatten. Es war ein strategi scher Sieg, der mit knappsten Mitteilt die denkbar größte Wirkung erzielte. Es war ein historischer Augenblick, als in der Nacht des 27. September eine Tankformation vom Süden süd Itch von Seoul mit der Siebenten Di Vision Fühlung nahm. Damit war die! große Entscheidung gefallen. Ter Feind, in die Belagerung bort Pusan verbissen, hatte alles auf eine Karte gesetzt und alles verspielt. Was die amerikanische Führung am Ta i vor der Landung im Hafen von Seoul verkündet hatte, vollzog sich mit utter bittlicher Logik. Ter Ring um Pusan zerbröckelte und die Trümmer der feindlichen Front zerstoben und lösten sich in Banden auf. Nach wenigen Ta gen verlor die Führung jeden Zusam menhang mit der Truppe. Am Achtunddreißigsten Breitegrad Es blieb schließlich nur noch die Parole: schleunige Flucht hinter den „Vorhang" des Achtunddreißigsten Breitegrads, um dem kommunistischen Regime noch eine Schutztruppe zu ret ten. vielleicht nicht so sehr gegen die Gegeninvasion vom Süden, als gegen die Empörung der mißleiteten Massen der Nord-Koreaner. Am Samstag erreichten die süd koreanischen Truppen, auf der rechten Flanke des Bundesheeres den Acht nnddreißigsten Breitegrad und ihnen reihten sich, nach Westen hin, alsbald die Amerikaner an. Von Washington war schon zu Beginn der verflossenen Woche die Meldung gekommen, daß MacArthur schon unter dem Völker bunds beschluß die Vollmacht habe, den Achtunddreißigsten Breitegrab zu überschreiten. Es ist das feine Grenze, U An Familienblatt für Wahrheit und Recht zur Belehrung und Unterhaltung Ausgabe des,Wanderer' Hera»»segebe» Hsm Päpstliche» »«kegim« A-fephi»»» z»m Besten der Priester,Spinae. Preis far et* Jahr in ben Ter. Staate» $3.00, i» »onaba »nb alle» aebtrai £8nbmi $3JS0. Samstag, den 7. Oktober 1950 sondern die ehemalige Demarkation^ Itnie Zwischen den amerikanischen und russischen Besatzungtruppen. Daß diese Linie Grenze wurde, geschah durch russische Perfidie. Tie ganze Halbinsel sollte nach dem Beschluß der Vereinten Nationen ein einheitlicher Staat werden. Aber Rußland betrieb in seinem Besatzungsgebiet genau toii1 in der russischen Zone Teutsch lands die Errichtung eines eigenen (fviurmmistifdien) Staatswesens, das nach Moskaus Plänen auch Süd-Ko rea in sich aufnehmen sollte, vereitelte die Vereinigung der beiden Landes Hälften und intrigierte und konspirier te nach dem Abzug der amerikani schon Besatzung, bis es schließlich im Iiu:i zum Friedensbruch und Ein« manch in Süd-Korea kam. Zu Recht bestand und besteht jetzt wieder einzig die Regierung in Seoul. Tie kommunistischen Nord-Koreaner sind Rebellen gegen die rechtmäßige Re gierung und gegen den Völkerbund. Lässt man sie, soweit die Truppen den Rückweg über den Achtunddreißigsten Breitegrad fanden, in Nord-Korea un geschoren, dann bleiben sie als Werk zeuge Rußlands eine Gefahr für den Frieden, auch wenn durch internatio nales Abkommen, innerhalb des Völ kerbundes, die koreanische Frage für den Augenblick gelöst wird. Aber Nord Korea ist vor allem eine Bastion Rußlands. Daß es den Krieg anzettelte, steht heute fest. Es war darum zu befürchten, daß es die Nie de klage nicht einstecken werde, und in Laie Succeß und den interessierten Hauptstädten glaubte man, es sei bes ser, dem fliehenden Feind nach dem alten Sprichwort „goldene Brücken zu bauen", statt durch die Fortsetzung der Kampagne über den Achtunddreißig sten Breitegrad hinaus die Gefahr ei nee großen Krieges heraufzubeschwö ren. Es bestand darum die Neigimg, sich mit der Entscheidung in Südko rea zufrieden zu geben und die Rege lung der koreanischen Frage der Di plomatie zu überlassen. Aber das Er aebiiis formeller und informeller Be sprechungen war dann doch eine von England, Australien, Norwegen, Bra uten usw. befürwortete Entschlie ßung. in der alle für die Pazificrung der Halbinsel erforderlichen Schritte, einschließlich der Abhaltung von Wah len unter der Aegide der Vereinten Nationen, gutgeheißen werden. Aus drücklich warnten zudem die Ver. Staaten, daß die alte Demarkations linie nicht als politische Grenze be trachtet werden könne, und daß mart den nordkoreanischen Rebellen keine Gelegenheit geben dürfte, sich hinter dieser zu verschanzen. Demgegenüber versteifte sich Wi schinsky auf die alten Anklagen und Forderungen. Seine Argumente dreh ten sich um die lächerliche Behaup tung, die Süd-Koreaner seien die An greifer gewesen, und die Ver. Staa ten machten sich im Mantel der Ver einten Nationen völkerrechtswidrigen Einschreitens in dem koreanischen .Bürgerkrieg" schuldig. Voraussicht lich wird der Völkerbund trotz des ms fischen Einspruchs vorangehen und die oben erwähnte Resolution annehmen. MacArthur hat unterdessen bereits die Konsequenzen aus der militäri 'chen Lage gezogen. Im Einklang mit dem ursprünglichen Auftrag des Völ kerbundes. der die Nord-Koreaner zur Einstellung der Feindseligkeiten und zur Wiederherstellung der Ordnung aufforderte, richtete er am Sonntag ein Ultimatum an die Nord-Koreaner, sich zu ergeben oder sich auf eine „bal dige und totale Niederlage" gefaßt zu machen. Bis gestern (Mittwoch) hatte die nordkoreanische Heeresleitung nichts unternommen, der Aufforderung MacArthurs nachzukommen. Auch lie gen bis jetzt keine Anzeichen des be fürchteten Eingreifens Chinas vor. Mao Tse-tung führt allerdings eine energische Sprache, aber einstweilen icheint er die Entscheidung über die Haltung dem geschlagenen Bundes genossen und Vasallen gegenüber dem starken Freund in Moskau zu über lassen. Tie feindseligen Schimpfereien Maos sind vor allem für Henri) Wal lace peinlich. Ter ehemalige Vizeprä sident hatte sich aus seinen doktrinä ren und mit wirklichem Wissen nicht sonderlich belasteten Anschauung?! heraus dazu verleiten lassen, mit dem kommunistischen Feuer zu spielen. Vor einigen Monaten hat er sich von sei ner roten Progressiven Partei losge sagt, da er feilte Ansichten über Mas kat: etwas revidiert hat. Aber die Kommunisten Chinas hält er noch immer für „Agrarreformer", und letz te Woche wandte er sich mit einem per sönlichen offenen Brief als „Farmer" an Mao Tse-tung mit Vorschlägen über die Herstellung des Friedens in Asien. Und statt auf die beweglichen Vorstellungen einzugeben, antwortet „der chinesische Stalin" mit halftte büchenen Anklagen und Bröhlingen gegen die Ver. Staaten! Das diplomatische Spiel Henry Wallace ist nicht der einzige amerikanische Politiker, der bei dem Versuch, die Lage zu begreifen, in ei ne Stimmung gerät, die den fahren den Scholaren im „Faust" verzweifelt ausrufen läßt: „Mir wird von alle dem so dumm, als ging mir ein Mühl rad im Kopf herum!" In Washing ton hat man das asiatische Problem seit Jahr und Tag so bodenlos ober flächlich behandelt, daß ein wahrer Rattenkönig von vorgefaßten Meinun gen, Irrtümern und Dummheiten herangewachsen ist. Tazu kommt, daß sich im Völkerbund so viele Interessen einander gegenüberstehen britische, indische und französische vor allem -—, daß es fast ein Wunder wäre, wenn es in den Auseinandersetzungen über Korea, Formosa usw. zu klaren Ent scheidungen käme. Es wird vielleicht zu einem Kompromiß kommen, in dem Rußland die in Korea erlittene Schlappe gegen weitgehende Einge ständnisse einzuhandeln versuchen wird. Moskau war schon seit dem kom numistischen Sieg in China viel da ran gelegen, dem chinesischen Bun desgenossen nicht allein die Mitglied schaft im Völkerbund zu verschaffen wo bis zur Stunde eine schwere An klage National-China? gegen Ruß land schwebt —, sondern auch die Aus nahme als ständiges Mitglied im Si cherheitsrat. Ter koreanische Krieg hatte nicht zuletzt ben Zweck, einen Truck auf die Vereinten Nationen auszuüben, Moskaus asiatische Pläne zu fördern und seine Stellung inner halb des Völkerbundes zum Teil mit der Veto-Stimme für das rote China noch weiter zu verstärken. Tie unerwartete Störung dieser Plä ne ficht die Wischinskys und die liks und ihren Herrn und Gebieter im Kreml nicht an. Sie stellen sich an, als bandelte es sich für sie in Korea tatsächlich nur um einen „Bürger krieg", an dem -sie nur als Sachwal ter des Völkerrechts ein Interesse ha ben. Sie werden ihren nordkoreani schen Vasallen unbedenklich fallen las sen und auf der wichtigen Halbinsel den Vereinten Nationen bis aus weiteres einen militärischen und diplomatischen Sieg einräumen, wenn sie im Austausch National-China aus dem Völkerbund verdrängen, ihm den letzten Stützpunkt, Formosa, abjagen und Moskaus Macht in Asien festigen körnten. Und es ist nicht ausgeschlos sen. daß sie für solche Geschäfte „Ver stäitdnis" und Entgegenkommen un ter maßgebenden Völkerbunbabelega ten finden werden! Die neue Lage Aber die Russen und auch westliche Politiker, die solchem internationalem Kubhandel geneigt sein mögen, über sehen eine wichtige Kleinigkeit: Korea mag von weit größerer Bedeutung sein, als sich selbst angesichts des Sie ges erkennen läßt. Rußland trieb mit seiner Boykottierung des Völkerbunds ein verwegenes Spiel und verlor! Wäre Wischntsky oder Malik im Juni in Lake Succeß gewesen, dann wäre es nicht zum Einschreiten in Korea gekommen weil sie dann ihr Veto eingelegt hätten. Als Malik tin Au gust wieder in Lake Succeß erschien, war es dafür zu spät und alle nach träglichen Proteste nützten nichts. Wollte Rußland den Lauf der Tinge ändern, dann blieb ihm nichts übrig, als militärisch einzuschreiten. Aber das entspricht nicht seinem Programm es kämpft für feine Weltherr schaftspläne bis zum letzten Chinesen, zum letzten Koreaner, zum letzten Ostdeutschen, zum letzten Po len und Tschechen, Bulgaren und Ru mänen. Aber feine eigene Kraft will es nicht riskieren, da es, wenn nicht vor Frankreich und England und dem übrigen Europa, so doch vor Amerika Respekt hat. Und weil wahrscheinlich die gewaltigen russischen Errungen schasten auf dem Gebiet der Atom energie eine Fabel oder wenigstens stark übertrieben sind! So blieb der russische Siegeskarren in Korea stecken, und es scheint bei nahe, daß Rußland die erste schwere Schlappe seit dem Weltkrieg erlebt hat. Tie kann es durch keinen Kuh Handel ausgleichen. Tie Völker haben die Erfahrung gemacht, daß Rußland nicht unüberwindlich ist. Und daß auf die russische Freundschaft kein Verlaß ist! Das hätte nach den bisherigen Leistungen Moskaus schon vorher be w Nr. 23 kannt sein können aber heute wissen es Rußlands Gegner und Freunde und Vasallen. Ob die Phrase „Gesicht verlieren" heute im Orient die alte Geltung noch bat, wissen wir nicht. Aber es ist mit Sicherheit anzuneh men, daß überall, wo man die Tinge nüchtern verfolgt, Rußlands Ansehen durch die koreanischen Vorgänge schwe re Einbuße erlitten hat, und daß sich die Furcht vor ihm mindert. In Mos kau denkt man bei allem Größenwahn realpolitisch, und es würde uns nicht wundern, wenn der Kreml zwar eine gewaltige Rückzugskanonade inszenie ren, aber seine weltstrategischen Plä ne umkrempeln würde. Für den Westen ist es vor allem geboten, auch seinerseits aus der neuen Lage die Folgerungen zu zie hen. Es märe ein Fehler, der ver hängnisvolle Folgen haben könnte, würde man sich auf einen chinesischen Kuhhandel einlassen. Was geboten ift. ist, daß sich der Westen großzügig auf ein eigenes Programm einigt, ohne immer nach Moskau zu fchielen, ein Programm, das dem berechtigten Ehrgeiz der asiatischen Völker entge genkommt und das Europas Zuver sicht itt die Zukunft stärkt. Tie soeben vollzogene Aufnahme Indonesiens in den Völkerbund, die veränderte Poli tik Teutschland gegenüber und die Verständigung der Atlantik-Pakt* Staaten über die Verstärkung der europäischen Wehrmacht waren in die ser Hinsicht von guter Vorbedeutung. Kommunistische Wühlereien Mit all dem wollen wir durchaus nicht rosarotem Optimismus das Wort reden. In dem Rußland von beute haben wir es mit einem dämo nischen Gegner zu tun. Ob die Vor gänge in Korea sich weiterhin für uns günstig entwickeln oder ob Rußland in Lake Succeß neue Erfolge ein heimst, stets wird es sein Ziel der Weltherrschaft int Auge behalten und ihm mit allen Mitteln zustreben. Wir haben erst letzte Woche wieder ausge führt, wie der russische Intrigant im mer an mehreren Fronten mobilisiert, so daß matt nie wissen kann, wo er den nächsten Schlag führen wird. ist noch nicht einmal feststehend, ob der Krieg in Korea trotz alledem eine Finte mar, um andere Pläne zu ver hüllen. Tarauf wird vielleicht erst der 15. Oktober Antwort geben, an dem Moskaus Handlanger in Ost-Teutsch land Wahlen veranstalten, die mög licherweise das Vorspiel zu einem neuen Putsch oder Putschversuch bilden werden. Auch aus Wien kom men beunruhigende Meldungen. Jedenfalls wird man den Eindruck nicht los, daß mit der zu erwartenden Liquidierung der Korea-Episode die Kommunisten das gefährliche Spiel des Nervenkriegs anderwärts wieder fortsetzen wollen, um die schwachen Stellen der westlichen Verteidigung zu erproben. In Wien bedienen sie sich dabei der Unbeliebtheit, die die von der Regie rung geplante gleichzeitige Lohn- und Preiserhöhung hervorgerufen hat in West Teutschland ist es die Parole des „nationalen Widerstands", und in Berlin beuten sie die noch immer be bäuerlich große Arbeitslosigkeit im westlichen Teil der Stadt für ihre fin steren Zwecke aus. deutsche und öster reichische Kommunisten sowie deren Anhänger dienen hierbei ebenso als Propaganda Kanonenfutter, wie die Nord .tiorentier als wirkliches Kano nenfutter zum größeren Ruhme Mos kaus ihr Leben lassen mußten. Wir wissen, daß es oft beklazens werte soziale Mißstände sind, die den Kommunisten in den Ländern Euro Pas Gelegenheit geben, im Trüben zu fischen. Diese Mißstände in einer Wer fe zu verbessern, daß den Kommuni sten Wind aus den Segeln genommen wird, sollte mindestens ebenso wichtig und vordringlich sein, wie die jetzt beschlossene Ausstellung einer west europäischen Verteidigungsarmee. Der eieg der Vereinten Nationen in Korea muß als kräftige Propaganda munition in Europa ausgewertet wer ben, um Rußland weiter zu isolieren und in seine Gefolgschaft einen Keil zu treiben, so daß den Moskau'er Un ruheparoleii bei der Masse der euro päischen Völker immer weniger Ge hör geschenkt wird. Die Friedensstörungen in Wien und ^West-Deutschland sind vielleicht nur Symptome-in einem aus den Fu gen geratenen Kontinent, vielleicht aber auch der Beginn einer neuen rus sischen Kampagne. Größte Aufmerk samkeit ist geboten: die Westmächte und die Vereinten Nationen sollten sich die mit dem Sieg in Korea ge tvonnene Initiative nicht wieder von den Sowjets entwinden lassen!