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W"W^' *, trv k. 4 w* {»-.' f" v |a eTÄ«"'' u* ft'/" j&' A!. «. A/ y*- 3,t.- 4* -V I Jahrgang 79 Diplomatische Bombe Moskaus Man muß es den Russen lassen, daß ttte Diplomatie, so plump und zu weilen direkt rüpelhaft sie ist, Kon junkturen auszunützen versteht. Trotz der in der Lissaboner Konferenz be triebenen Beschwichtigungspolitik ge hen in der Westwelt die Ansichten über den Abwehrkampf gegenüber Ruß land weit auseinander. Die erstrebte Einheitsfront des Westens, von dem geeinten Europa ganz zu schweigen, läßt viel.zu wünschen übrig. In den europäischen Ländern, die unter der Last ihrer eigenen unmittelbaren Probleme keuchen, macht sich eine cms geprägte Müdigkeit gegenüber den „globalen" Plänen geltend, die vor allem von Amerika in den Vorder grund geschoben werden. In den Ver. Staaten selber treten mehr und mehr die Fragen der kommenden Präsiden tenwahl und der Auseinandersetzung zwischen den Parteien in den Vorder grund. Dazu kommt in allen Konti nenten eine steigende Unzufriedenheit mit der Lage in Korea, wo es dem Kommunismus unter Rußlands Füh rung gelungen ist, eine Entscheidung und selbst den Abschluß eines Waffen stillstands zu vereiteln. Mitten hinein in diese ungeklärte Lage warf Moskau mit einer auf den ersten Blick fast naiv anmutenden Nonchalance eine Aufforderung zu ei ner Mächtekonferenz zur Lösung der deutschen Frage. Man versucht im We sten, die russische Aktion als einen Er folg der westlichen Politik hinzustel len, und selbst der deutsche Kanzler scheint sich im ersten Augenblick dieser Auffassung angeschlossen zu haben. In Wirklichkeit aber dürfte es den Tatsachen mehr entsprechen, daß Mos kau eine diplomatische Atombombe abgeworfen hat, die in all die Vera tungen und Verhandlungen der letz ten zwei Jahre neue Konfusion zu tragen geeignet ist. Unseres Erachtens bedeutet Moskaus Vorstoß nicht mofyt und nicht weniger als einen großzügi gen und sicherlich nicht ganz aussichts losen Versuch, den Westmächten von neuem die diplomatische Initiative zu entreißen. Es rächt sich da wieder ein mal die Unentschlossenheit des We stens, an die Fragen der Wiederher stellung der Ordnung und des Frie dens mit einem klaren und weitschau enden Programm heranzutreten unter Ausschaltung selbstsüchtiger und na tionalistischer Ambitionen. Was bezweckt Moskau? Es ist nach allen bisherigen Ersah rungen mit Moskau begreiflicherwei se schwer, die Vorschläge der Sowjet Union „für einen Friedensvertrag mit Deutschland" als ein aufrichtiges Angebot zu werten. Viel näher liegt es, sie als Propaganda zur Wieder gewinnung verlorener Positionen und zu erneuter Festigung von Rußlands Stellung in der Weltpolitik einzu schätzen. Es ist aber noch eine dritte Deutung möglich, und die Frage ist zu prüfen, ob der überraschende An tragMoskaus nicht doch als Versuch aufzufassen ist, machtpolitischen Strö mungen und Entwicklungen und auch der Stimmung in Deutschland, wie sie jüngst in den Wahlen in Würt temberg-Baden zum Ausdruck gekom men ist Rechnung zu tragen und ihnen mit einer Revision der Mos kau'er Politik zu begegnen. Es ist ein weiter Weg von der Warschauer Deklaration der Ostblock Staaten des Jahres 1948'und den Erklärungen der Prager Außenmini sterkonferenz vom Oktober 1950 bis zu der Note, die die sowjetische Regie rung den Ver. Staaten, Frankreich und Groß Britannien am 10. März 1952 übermittelte. In Warschau war noch die Rede von der vollständigen. Entmilitarisierung Deutschlands, ei ner Viermächte-Kontrolle über das Ruhr-Gebiet und der Erfüllung der Reparationsverpflichtungen, und in Prag trat ebenfalls die Forderung nach Entwaffnung Deutschlands an die Spitze. In dem neuen diplomati schen Dokument ist davon gar nicht oder nur noch in verhüllten Wendun gen die Rede. Teutschland sollen nach den neuen sowjetischen Vorschlägen sogar begrenzte eigene Streitkräfte, also offenbar eine Nationalarmee und eine begrenzte Rüstungsproduktion zugestanden werden. Es kann allerdings nicht übersehen werden, daß sich wie ein roter Faden durch die Verlautbarungen von War schau, Prag und nun die Moskau'er v F^ Die neue phafr des Weltkrieges Note die Forderung auf Abzug der Besatzungsstreitkräfte zieht, und daß letzten Endes verlangt wird. Deutsch land müsse aus die territorialen Grenzen des Abkommens von Pols dam definitiv beschränkt werden und dürfe keiner Koalition angehören. Aber alles in allem genommen, be deuten die russischen Vorschläge erheb liche Zugeständnisse an Teutschland was immer die dahinter stehenden Motive sein mögen, und welche Bock sprünge auch immer die Moskau'er Diplomatie im Verlaufe etwaiger Verhandlungen sich leisten mag. Die Moskauer Borschläge Die großen taktischen Fehler, die der Westen in der Behandlung der Deutschen gemacht hat, denen heute noch die Aufnahme als gleichberech tigtes Mitglied in die NATO (North Atlantic Treaty Organization) ver sagt wird, hat in Deutschland Gefühle beabsichtigter Demütigung geschaffen, die es Moskau erleichtern, im Trüben zu fischen. Nun hat es in gleichlau senden Noten an die Ver. Staaten, Groß-Britannien und Frankreich die Einberufung einer Viermächte-Konfe renz vorgeschlagen, „von der die ra sche Bildung einer gemeinsamen deut schen Regierung erwogen" werden soll. In dem Text der Noten spricht sich Moskau für die Bildung eines ein heimlichen Deutschland aus die ge rade durch die russischen Maßnahmen realpolitisch verhindert worden ist! —, verlangt, daß Teutschland nicht an der Nordatlantischen Organisation teil hat und daß alle Besatzungstrup pen aus Teutschland zurückgezogen werden. Tas würde bedeuten, daß die britischen Truppen über den Kanal, die amerikanischen über den Atlantik in die Heimat zurückgebracht werden, während in Ost-Teutschland bereits eine deutsche Rote Arme vorbereitet ist UAd d..ie.ganze Landmacht des Sowjet Blocks hinter Oder und Neiße steht. Es ist unter diesen Umständen ein sehr zweifelhafter Köder, wenn der neue Sowjet-Vorschlag zum ersten Male ausspricht, daß Teutschland ei gene Streitkräfte zu Land, zur See und in der Luft wieder aufbauen darf, und daß ihm auch die Rüstungs industrie zugestanden werden sollte, die zur Wiederbewaffnung nötig sei. Tas steht im Gegensatz zu der bishe rigen überlauten Polemik der Russen gegen die Wiederbewaffnung Deutsch lands, und der Verdacht liegt nah, daß der Kreml auf die Hoffnungen vieler Westdeutschen spekuliert, daß Deutschland mit seiner Aufrüstung im Rahmen einer europäischen Armee wieder ein starker Politischer Faktor in Europa werden kann. Tatsächlich ist in den Hauptstädten des Westens der Moskau'er Vorschlag nicht als ein Kompromißversuch zwischen West und Ost gewertet worden, sondern als ein neues Propagandamanöver, das den Deutschen die Illusion vorspiegelt, ein unabhängiges Zünglein art der Waa ge zwischen West und Ost werden zu können. Ter Vorschlag wird natürlich mit Enthusiasmus in der ostdeutschen Presse vorgetragen und es ist sehr wohl möglich, daß dort dieser Enthu siasmus zum Teil echt ist, weil, aller menschlichen Voraussicht nach, eine solche Lösung für den unfreien Osten eutschlands vermutlich eine gewisse liberale Lockerung bringen würde. In der westdeutschen Bundesrepublik je doch scheint der russische Vorschlag kei nen allzu großen Eindruck gemacht zu haben, da man sich bewußt ist, daß es sich hier nur um eine Stimmungsma che vonseiten des Kreml handelt. Wä re. es den Russen Ernst mit ihrem Vorschlag, so hätten sie nicht verges sen, zu der praktischen Forderung tellung zu nehmen, die allein die Wiedervereinigung Deutschlands mit friedlichen Mitteln und auf demokra tischer Basis verwirklichen kann: freie Wahlen sür ganz Deutschland. Ohne Einbeziehung dieser Forderung ist kaum zu erwarten, daß es dem russi schen Anerbieten gelingen wird, die ^ntegrierung Deutschlands in die westliche antikommunistische Welt zu verzögern, und man müßte sogar er warten, daß die russische Stimmungs mache vielleicht dazu beitragen wür de, den Quai d'Orsay deutsch fr eint Mi cher zu stimmen und die Aufnahme Deutschlands als gleichberechtigtes Mitglied in den Rat der NATO nicht länger zu verzögern. Solange noch mehr als hunderttausend deutsche Ge- .. *f '"I"*' 5.'.Jf»"":i*?*5s t,*-•:-.^.•.w,»'C,.,^.1 W •e"tfff"iw. v•' ',' IV"!: '.- •. FZ/" «. \.V..,5,'»F.' .•SWV'-'V.,, ,.(V.,-- ',• v.,^ '. rr-*f. A (4 '•„..' TV A Z Aft' ^•Ll "»,-*' W'VF^^W:,1 1 y. ,? *TJ 1 Die relativ stärkste Propaganda wirkung der russischen Politik wird sich wohl in den Kreisen der deutschen Sozialdemokratie auswirken, die sich unter Schumachers Führung in star kem Gegensatz zu der prowestlichen Haltung der Regierung Adenauer ge stellt und sich um einen „unabhängi gen" Kurs zwischen West und Ost be-, müht hat. Aufnahme des r«ffischen Kvrschlags in Deutschland Ter Ausschuß für gesamtdeutsche Fragen des Parlaments in Bonn hat sich in seiner ersten. Aussprache über die sowjetische Note einhellig für ihre ernste Prüfung ausgesprochen. In parlamentarischen Kreisen und in der Presse werden aber folgende Einwände erhoben: Da die Sowjet Union nicht sage, wie stark die künfti gen deutschen Streitkräfte sein sollen, entstünde aufs neue die Gefahr, daß Teutschland bei einer Regelung im sowjetischen Sinne letzten Endes fast ungeschützt vor dem ungeheuren Machtblock der Ost-Staaten liegen würde. Auch sei die Frage der deut schen Ostgrenze von der Sowjet Union nicht in einer Weise beantwor tet worden, die deutschen Wünschen gerecht werden könne. Moskau scheine an der „Oder-Neiße-Friedensgrenze" festhalten zu wollen wohl eine Konzession an die eigenen Verbünde ten, vor allem an Polen, das mit dem Gedanken an eine deutsche National ariitee auf diese Weise ausgesöhnt werden soll. Sehr vage erscheinen po litischen Beobachtern die Anregungen für die Mitwirkung einer gesamt deutschen Regierung bei der Vorberei tung des Friedensvertrages. Tie sn wjetische Regierung hat sich nicht dar über ausgelassen, ob diese Regierung von einer aus freien Wahlen hervor gegangenen deutschen Nationalver sammlung geschaffen werden soll. Aber erst das würde nach den in der Bundesrepublik vorherrschenden Auffassungen die Voraussetzungen für eine wirkliche deutsche Mitbeteili gung an einem Friedensvertrag bie ten. Als zweideutig werden auch die sowjetischen Zusicherungen über die demokratischen Freiheiten in Deutsch land gewertet. Was sind z. B. „Orga nisationen, die der Demokratie und der Erhaltung des Friedens feindlich gesonnen sind" Sie sollen nach den Wünschen der Sowjet-Union, die die Worte „Demokratie" und „Frieden" auf eine sehr spezifische Weise aus legt, in Deutschland nicht zugelassen werden. Antwort der Westmächte Nach einer Pariser Meldung vom verflossenen Samstag haben sich Frankreich, England und die Ver. Staaten entschlossen, Rußland mitzu teilen, daß sie die gegenwärtige Ost grenze Deutschlands nicht als defini tiv anerkennen können. Die neue Erklärung der Westmäch te über diese Grenzfrage dürfte in der Note übermittelt werden, welche von den Westmächten als Antwort auf die letzten Vorschläge Rußlands für die Einigung Deutschlands und einen Friedensvertrag ntti dem geeinigten Teutschland entworfen wird. Heber den Entwurf haben sich der britische Außenminister Anthony Eden, der französische Außenminister Robert Schuutatt und der amerikanische Bot schafter James Tunn geeinigt, und er ist Staatssekretär Acheson übermit telt worden. Wie es heißt, wollen die Westmäch te an Rußland die Frage richten, ob es geheimen allgemeinen Wahlen zu stimmen wird, aus denen eine Regie rung für ganz Deutschland hervorge hen soll. „Freie Wahlen" Es ist zweifelhaft, ob sich Moskau über die Frage deutscher Wahlen überhaupt äußern wird. Die ans vier Mitgliedern bestehende Deutschland Kommission der Vereinten Nationen begann letzte Woche in Bonn mit ih ren Feststellungen, ob die Vorbedin gungen für die Abhaltung freier Wahlen in ganz Deutschland gegeben sind. Aber diese Arbeit kann nicht durchgeführt werden, solange der Kommission nicht gestattet wird, ihre, A .' /i 1 An Familienblatt für Wahrheit und Recht zur Belehrung und Unterhaltung Ausgabe des ,Wanderer* fmtgene in russischen Gefangenenla gern schmachten und der Kreml nicht bereit ist, die heute unter polnischer Mißwirtschaft stehenden deutschen Ge biete östlich von der Oder und Neiße dem wiedervereinten Teutschland zu rückzugeben, ist mit der Möglichkeit einer gefühlsmäßigen Massenreaktion zugunsten des russischen Vorschlags kaum zu rechnen. #ctesSsegeSc* He* Päpstliche» cgi** Z»seWhi»»» z«m Beste« der PriesterzSgliuge. Preis für ein ?«hr is de» Ler. Gt««te» $3.00, t» ftaveba «ab alle» «»dere» Bieber» $3.60. Untersuchungen auch auf Ost-Teutsch land auszudehnen, und bisher haben die Kommunisten dort die Kommission ignoriert. Arn .Samstag edklärte der Vorsit zende, die UN-Abordnttng müsse auf die Lösung ihrer Aufgabe verzichten, wenn sie von den Russen nicht in die Ostzone zugelassen wird. Es sei daher beschlossen worden, von Genf aus ei nen letzten Versuch zu machen, diese Erlaubnis zu erhalten. Ziele der deutsche» Außenpolitik Ter Leiter der deutschen Außen Po litik. Professor Walter Hallstein, war eine Woche zu Gast in Amerika. Wer wissen will, in welchem Geist diese Politik geführt wird, mag im ,Con gressional Record' den Wortlaut einer Rede nachlesen, die Hallstein über den Schuman-Plcm und die Jntegrierung Europas in Washingtons George town University gehalten hat. Die Einigung Europas im Dienste des Friedens kann, so erklärte Hall stein zusammenfassend, nur im Frie den entwickelt und vollendet werden. Wie beim Tempelbau Jerusalems müssen wir in der Uebergangszeit die Maurerkelle mit der einen Hand füh ren und in der anderen das Schwert zum Schtttze bereithalten. Dabei braucht Europa die Hilfe und die Macht Amerikas. Wenn das geeinte Europa, so fuhr der deutsche Außenminister fort, erst fest auf den Füßen stehe, werde es eilten der Pfeiler des Weltfriedens bilden und damit die empfangene Hilfe zurückerstatten. Dann werde in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts nach so viel Elend die Sehnsucht nach „Frieden in unserer Zeit" erfüllt wer den. Tiefe Erklärungen bildeten einen guten Auftakt für die Europa-Konfe rt'itz in Paris. Es soll dort der Grund gelegt werden für die Verwirklichung der drei großen Tinge, die Europa zu einem Pfeiler des Widerstands gegen die Sowjet-Aggression zu machen be nimmt sind: die Inkraftsetzung des Schurnan-Plans, die Paraphierung der Vereinbarungen der sechs Mächte über die Europa-Armee und die gleichzeitige Unterzeichnung des Gene- ralvertrags zwischen den drei Weit mächten und West-Teutschland über die Beseitigung des Besatzungstatuts und die Wiederherstellung der deut schen Souveränität. Die unglückselige Saar-Frage Von wenig günstiger Vorbedeutung für einen befriedigenden Abschluß die ser Verhandlungen ist der neu ent brannte Hader um die Saar. Aus Paris wurde mit Sonntag gemeldet: Nach eiltet' kurzen Pause ist der al te streit zwischen Frankreich und Westdeutschland wegen des Saar Gebiets erneut aufgeflammt. Der französische Außenminister Ro bert Schuman und der westdeutsche Bundeskanzler Konrad Adenauer hat ten am Donnerstag beschlossen, eine Einigung über die schließliche Kon trolle des strategisch wichtigen, sowie an Kohle und Stahl reichen Tales zu suchen. Auf der kürzlichen Londoner Au Bettntiitifter-tioitferenz kanten Aden auer und Schuman übereilt, Privat verhandlungen in dieser Frage zu führen, die vorübergehend das Zu standekommeit der Europa-Armee ge fährdete. Auf der anschließenden NATO-Tagung in Lissabon wurde der Hoffnung Ausdruck gegeben, daß das Problem bis zum Abschluß des Vertrags über die Europa-Armee ge löst werde. Letzte Woche verhandelten Aden auer und Schuman in Paris. Die Bonner Bundesregierung hatte gegen das Hofrmanit-Reginte in Saarbrük kett vor dem Europa,Rat die Beschul digung gerichtet, es habe die in der Straßbiirger Konvention festgelegten Freiheiten beeinträchtigt. Aufgrund der Pariser Besprechungen hat Bonn die Beschuldigung zurückgenommen und es wurde beschlossen, daß eine deutsch-französische Kommission im Saar Gebiet nach dem Rechten sehen und Vorschläge ausarbeiten soll, um die Herimwafjleit zu einer freien Volksentscheidung zu machen. Toch kaum war diese Vereinbarung zwischen Schuman, Adenauer und Jo hannes Hoffmann vom Saar-Gebiet zustandegekommen, als in der Presse weit von einander abweichende Inter pretiermtgeit erschienen. Das Saar land-Regime und Schu man selbst erklärten, das Abkommen bedeute, daß Westdeutschland schließ lich die Existenz eines getrennten Saar-Staates anerkannt habe, wessen 1 _V ^^prf^: ,\ W w i* 'v «V sich die Bonner Regierung bisher ge weigert hatte. Die Deutschen anderer seits sagten, das Abkommen bedeute, Frankreich habe schließlich anerkannt, daß die deutsche Regierung das Recht babe, sich zu vergewissern, was in der Saar vorgeht. Der stark chauvinistische französische Botschafter im Saarland, Gilbert Grandval, warf das ganze Abkom men mit einer Erklärung in Saar brücken über den Haufen, die Ernen nung einer Untersuchungskominission bedeute einen Sieg für die Bestrebun gen um die Unabhängigkeit der Saar sie bedeute, „daß das Saar-Gebiet als gleichberechtigtes Mitglied in die Ge. meiitschaft der freien Nationen Euro pas eingetreten ist, und daß Aden auer den Premier des Saar-Gebiets, Johannes Hoffmann, als das verant wortliche Staatsoberhaupt anerkannt hat". In einer Bonner Erklärung ant wertete Adenauer mit aller Schärfe, dies fei durchaus nicht der Fall, und er bezichtigte Grandval, der sich fort gesetzt als nationalistischer Stören fried erwiesen hat, der Unwahrheit. Eine halbamtliche Erklärung dehnte diese Beschuldigung auch auf Schu man aus. Der neue 5 iib tu est-Staut Am 9. März dieses Jahres fanden die Wahlen zur Verfassunggebenden Landesversammlung in den bisheri gen drei südwestdeutschen Ländern Württemberg-Baden, Württemberg Hohen zo Her it und Süd-Baden statt. In diesem Gebiet hatten vor 1945 zwei Länder bestanden, und zwar Württemberg und Baden. Nach Been digung des zweiten Weltkrieges ist Deutschland in vier Besatzungszonen eingeteilt worden. Tabei wurden die alten Länder Württemberg und Ba den ungefähr in der Mitte durchschnit ten, die nördlichen Hälften sind dann mit dem Namen Württemberg-Baden zu einem einzigen Land zusammenge faßt worden, das der amerikanischen Zone angehörte, während die südli chen Hälften der französischen Zone zufielen und zwei Länder bildeten: Württemberg-Hohenzollern mit Tü bingen als Hauptstadt und Süd-Ba den mit Freiburg als Hauptstadt. Schon von allem Anfang an war man sich darüber im klaren, daß diese reiteilititg von Württemberg und Baden auf die Dauer nicht zu halten sei. lieber die Frage des Südwest Staates ist jahrelang verhandelt wor den, bis dann ein Buitdesgefetz an geordnet hat, daß über die Zukunft der drei Länder das Volk selbst be stimmen soll. So wurde dann am 9. Dezember vorigen Jahres eine Volks abstimmung in allen drei Ländern durchgeführt, die mit einer Mehrheit für den Südwest-Staat endete. Tie Folge dieser Abstimmung ist nun. daß die drei Länder zusammen geschmolzen werden müssen. In Zu fünft wird es nur mehr ein Parla ment und eine Regierung für die drei bisherigen Länder geben mit Stutt gart als Hauptstadt. Tas Parlament wurde ant 9. März gewählt. Tie So zialdemokraten, die maßgebend in den bisherigen Länder-Regierungen ver treten waren, haben den Wahlkampf so geführt, als handle es sich nicht um die Entscheidung über die zweckmäßig ste und billigste Verwaltung für das Land, sondern um ein Plebiszit über die Aufrüstung. So wurde die Wahl zugleich zu einer Kraftprobe für die Regierung Adaneuer. Tie süddeutschen Wahlen schienen für die Sozialisten eine besonders staatlichst" abzufinden. Es wäre nicht überraschend gewesen, wenn die Sozialdemokraten in der Wahl zum mindesten eine relative Mehrheit er zielt hätten. Statt dessen aber erhiel ten die Bonner Koalitionsparteien mit fast anderthalb Millionen Stim men eine überwältigende Mehrheit. Zusammen erwiesen sich Christliche Demokraten (rund eine Million) und Freie Demokraten (rund eine halbe Million) als doppelt so stark wie die Sozialdemokraten, die 764,000 Stim men erzielten. Tie Bürger im Neckar-Tal und im Schwarzwald, die Heilbronner und Heidelberger und Stuttgarter, die Ulmer und Karlsruher, die Freibur ger und Tübinger, die Konstanzer und Mergentheimcr, kleine Leute zumeist, die mühsam wieder von vorn anfan gen, haben sich als gute, standhafte, besonnene Demokraten bewährt. Ihre v f" I ,x flüiiWaf 311 Bieten. Tie stehende Auiqciben in seiner gegen d,riltIict)öentoh-aI.]d,e Parte, des wiirtige,. Stellung obliegen wenn Mir s'i'l ~r" hie TchlNjnng einer Tofeiiswinocht in d°dcr ?ltdad,,che ilugel durch le.ne^,,^ tatsiichlich dringlich ift. wie „uhmehge Beigen»,g geicharreit W- Adenauer wird nach dem Ergebnis der Südwest-Staat-Wahlen auch künf tig im Bundesrat über eine sichere Mehrheit für seine Politik verfügen. Anland Parteipolitische Schachzüge Tas Vorgeplänkel der Präsidenten wahl hat mit der Primärwahl Minnesota eine ernste Wendung ge atom men und berechtigte Befürchtun gen geweckt, daß Politiker und mäch tige Wirtichciftsgruppen eine Wieder holung der Tragikomödie von 1940 planen. Damals wurde das amerika nische Volk nach einem politischen „Blitzkrieg" auf dem republikanischen Nationalkonvent vor die Wahl zwi scheu Roosevelt und Wendell Winkte gestellt. Es war keine wirkliche Wahl, denn Wiüfie, ein wohlmeinender, po litisch unerfahrener Scharlatan, war einem so gerissenen Politiker wie Roosevelt nicht im geringsten gewach sen'und hatte dessen glatten Schlag worten nichts weiter entgegen zu stel len als unklare Ideen und, wo er auf die zur Debatte stehenden Fragen ein ging, ein „Programm", das sich von dem Roosevelt'schen Kurs nicht we sentlich unterschied. Im Wahljahr 1952 ist die Lage erheblich schwieriger als 1940. In weitesten Kreisen besteht eine tief gehende Unzufriedenheit mit der de mokratischen Mißwirtschaft, der Zer fahrenheit unserer auswärtigen Poli tik und dem Präsidenten, dessen Un fähigkeit nur parteipolitische Vorein genommenheit bestreiten kann. Aber starke Einflüsse sind am Werk, die mit Milliarden spielende, auf die Ein beitspartei und den Totalitarismus abzielende Politik der herrschenden Partei fortzusetzen in der auf Infla tion und Rüstungsgewinne sich stüt zenden Scheinprosperität keine Unter brechung eintreten zu lassen. Wir un terschätzen die aus der Pendergast' scheu Schule hervorgegangene Strate gie Trumans durchaus nicht, sind aber überzeugt, daß die demokratische Partei eine schwere Niederlage erlei den würde, stünde Hrn. Truman oder einem demokratischen Kandidaten sei nes Schlages ein Gegner mit einem starken Programm ein Mann an dern Kalibers als Tewey gegen über. Ein solcher Gegenkandidat aber, der der diskreditierten demokratischen Partei gefährlich werden könnte, ist den Leuten nicht genehm, die eine Fortsetzung des bisherigen Kurses, ganz gleich unter welcher Parteitag ge, wünschen. Tarum suchten sie einen republikanischen Gegenkandidaten, dessen Programm hinausläuft auf uneingeschränkte Unterstützung der Trnman-Acheson-Politik in Europa und die Förderung der vom Kongreß abgelehnten allgemeinen Dienstpflicht. Und diesen Kandidaten glauben sie in General „Ike" Eisenhower gefunden zu haben, der seit dem Beginn der großen Tebatte sorglich darauf be dacht mar, sich in keiner Weise auf ein Programm festzulegen, so daß es lau ge zweifelhaft blieb, ob er mehr zur republikanischen oder zur demokrati schen Partei neige. Es bestand auch aus anderen Grün den keine große Begeisterung für eine Kandidatur Eisenhowers. Man sagte sich mit Recht, daß General Eisen hower wichtige, mit seiner militäri schen Betätigung vollauf im Einklang nlm te. licl) mit den, Verl,,,, der „E.gen-'tet wird. Und ferner haben nicht we nige schwere Bedenken gegen eine wei tere Verntilitarisiernng unserer Poli tik. Man könnte auch im Inland und schon jeit Sal,r und Tag bel,a„p. Auslmid auf abschreckende Beispiele von Staatsmännern hinweisen, deren frühere Tätigkeit auf militärischem Gebiet sich vollzogen hatte. Tas neue ste Exempel dieser Art war Hinden bürg, der schließlich eine Schachfigur politischer Macher wurde. Primärwahl in Minnesota Und nun ist Eisenhower fast über Nacht ein wichtiger Faktor in der Po litik unseres Landes geworden. Es ist nicht ehrlich, das auf spontane Bekun dung ^deS ..Volkswillens" zurückzufüh ren. Seit Monaten wird von einfluß reichen .sireisen systematisch für eine solche Kandidatur Stimmung ge macht. Ihr wurde u. a. der frühere (Fortsetzung auf Seite 8) !-y^f -^H 4 'ff "*•, ^j ,' t"V" -«-M I •.?m .•/'ffii'Js Nr. 48 Entscheidung stärkt die Hand Aden auers bei den kommenden Entschei dungen und damit die Sache von Frieden und Freiheit in der Welt. \n\n ..^- 5x .-v.'. v V.".',": "r .•-'*' .. r:-. ..wr ....- .**. .-,»•. '*. »fc frwrt Wüte* v .„{«•* ^..,%- -1 .. V —'. .. ". Samstag, den 27. März 1952