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i i- 7 v w 1 I s. Ii & F- '. P- U" hi«» s1• I fe: y «A. "v '. *."# MI- E= M'" ---riljf|Ma»• 4M-.W-• mr '~^rl '•'r «VV» h*:tV 80. Jahrgang 0 I' Moskaus Gro^ offensive Es ist augenblicklich noch nicht klar zu erkennen, ob Moskaus mit verblüf fender -Steigerung auf dem interna tionalen Schachbrett sich vollziehenden Züge in ihren Auswirkungen defen siven oder offensiven Charakter ha ben ob sie eine großangelegte „Frie densoffensive" zur Verwirrung der Westwelt und ihrer Abwehrpläne um fassen oder der Verschleierung neuer Angriffspläne dienen sollen. Auch darüber lassen sich nur Vermutungen anstellen, ob die Moskauer aus freien Entschließungen heraus ihre neuesten Manöver unternehmen oder unter dem Druck des sich versteifenden west lichen Abwehrwillens, wenn nicht gar unter dem Druck innerpolitischer Schwierigkeiten und persönlicher Ri valitäten unter Stalins Nachfolgern und drohender Auseinandersetzungen mit bisherigen Vasallen. ^Es scheint, daß der Machtwechsel im Kreml sich durchaus nicht so glatt vollzog, wie man der Welt glauben zu machen suchte. „Die Möglichkeit, daß Josef V. Stalin von seinen Er ben irgendwie ermordet wurde, wird nicht mehr von der Hand gewiesen," meldeten diese Woche die bekannten Journalisten Alsop aus Washington und beriefen sich dabei insbesondere auf die sensationelle Entlastung der „Mordbande" unter dem Aerztestab des Kremls, die über das Leben der bolschewistischen Häuptlinge zu wa chen hatte, aber einige der Prominen testen unter ihnen zu Tode kuriert haben sollte, wie die Beschuldigten nach ihrer Verhaftung vor. drei Mo naten angeblich gestanden«. V 1 «Cf tcantgetclai Um Wochentchklu Bei der Kompliziertheit der inter nationalen Lage und ihren ungeheu ren Problemen ist es nicht verwun derlich, daß die Meinungen und Kal kulationen und Kombinationen selbst gewiegter Beobachter gar oft in dia metral einander entgegengesetzten Richtungen sich bewegen und darum zu den widerspruchsvollsten Schlüssen kommen. Es wird noch geraume Zeit dauern, und es müssen klarere An Haltspunkte für eine objektive Beur teilung sich ergeben, als sie heute sich Bieten, bevor man mit einiger Be stimmtheit sagen kann, ob wir einer langsamen Lösung der Weltkrise ent gegengehen oder ob wir uns auf wei tere Verwicklungen gefaßt machen müssen, welche die Gefahren schwerer Katastrophen und des Weltchaos er höhen. Jedenfalls ist einstweilen rosi ger Optimismus ebenso wenig ange bracht wie düsterer Pessimismus. Aber es liegen doch mancherlei Indizien vor, die der Vermutung Raum ge ben, daß sich hinter den dicken Mau ern des Kremls Tinge abspielen, die —r so düfter und widerlich sie an sich fem mögen die anbrechende Göt zendämmerung der bolschewistischen Gewaltmenschen in Aussicht stellen. 1 Es ist eine makabre uftS in ihren Einzelheiten widerliche Geschichte (die allerdings in den Erbfolgekriegen der „Großen" von den Tagen des Maze doniers Alexander an sich dutzendmal abgespielt hat), und wir würden sie auf das Zeugnis der Alsops allein hin nicht einmal erwähnen. Aber im angesehenen ,Rheinischen Merkur' stand schon am 6. März ein Artikel unter der Doppelüberschrift: „Mord im Kreml Malenfoto» Aerztekom mando ist an der Arbeit". Schon am 23. Januar hatte Professor Franz Bockenau, aus seiner früheren Tätig keit an der Seite des ukrainischen Führers Manuüski mit den sowjet russischen Verhältnissen bestens ver traut, im ,Rheinischen Merkur' unter der Ueberfchrift: „Sensation im Kreml Stalins bewährtes Mord kommando wechselt den Besitzer" eine Analyse „der jüngsten Etappe im Kampf um die Nachfolge Stalins" veröffentlicht, worin er die damalige Bekanntgabe des angeblichen Aerzte komplotts dahin deutete, daß „Malen kow den Sprung an die Macht unter nommen und Stalin bereits überwäl tigt habe". Was damals vielen nur als interessante Hypothese erschien, er fuhr durch die seitherigen Ereignisse und insbesondere durch die Entlas sung der beschuldigten Aerzte und die Verhaftung ihrer Ankläger wenig stens eine teilweise Bestätigung. Der Diadochenkampf um das Erbe Sta lins ist allem Anschein nach in sein zweites Stadium eingetreten, und die neue MachtHique hat es gleichzeitig für zweckmäßig befunden, den Kampf gegen den Zionismus, der in der Welt ein gefährliches Echo geweckt iL life, Mögliche Wirkungen der Moskauer Manöver Aus dieser Wendung von an dern wahrscheinlichen Schwierigkeiten ganz abgesehen kann man den Schluß ziehen, daß im Kreml nicht alles ganz glatt verläuft, und daß die augenblickliche Geschäftigkeit Moskaus zum mindesten nicht in vollem Um fang freiwilligen Entschlüssen ent sprang, sondern auf dem Hintergrund bedeutsamer Notwendigkeiten sich ab spielt. Ganz gleich aber, was die Schwierigkeiten sein mögen, es ist jedenfalls bemerkenswert, mit wel chem Geschick die Moskowiter den in neren und äußeren Problemen gegen übertreten mit einem großzügigen Programm, das defensiv und offensiv zugleich ist und an die Staatskunst des Westens außerordentliche Anfor derungen stellt. Nichts scheint überse hen und vernachlässigt zu sein. Bei dem Friedenssehnen der Welt besitzt das Moskau'er Programm eine star ke Anziehungskraft, und nicht wenige dürften geneigt sein, sich über prinzi pielle Bedenken hinwegzusetzen. Und das um so mehr angesichts utilitari stischer und habsüchtiger Befürchtun gen gegenüber einem baldigen Frie den, der die Pläne von Kriegsprofit lern stören könnte. Es ist wahrlich kein Ruhmeszeugnis für den auf seine höhere Kultur und seinen angeblichen Kreuzfahrergeist pochenden Westen, daß materialistisch eingestellte Tages zeitungen im Hinblick auf die zeitwei lige Baisse an der Börse zynisch von der Gefahr eines „plötzlichen Frie densausbruchs" reden! Von noch grö ßerer Bedeutung als die Propaganda für den angeblich nur von friedlichen Erwägungen geleiteten Kommunis muS kann die Störung aller westli chen Abwehrpläne werden durch ein seitige Abmachungen über einen Scheinfrieden in Europa und Asien über die Zukunft Deutschlands, die Zulassung Rot-Chinas im Völ kerbund, usw. Vielleicht mehr als je seit Beginn des Kalten Krieges braucht der We sten Wahrheit und Klarheit in seinen Verhandlungen mit Moskau und in seinen Entschließungen, um die große Gelegenheit, die sich ihm in diesem vielleicht entscheidenden Stadium der Auseinandersetzung mit dem Often bietet, nicht zu verpassen. Das Staccato der Moskau'er Vorschläge Der Ausgangspunkt der jetzigen Moskau'er Großaktion war Stalins letztes öffentliches Auftreten vor dem Parteitag im Kreml, der Reichstier sammlung der Vasallen, die aus dem Mund des Propheten Weissagungen über die Zukunft zu hören berufen waren. Sie bedeuten, daß der mosko witische Islam ohne Risiko ans End ziel kommen werde, wenn er zuwarte, bis die „kapitalistische Welt" sich selbst das Grab grabe. Statt die Demokra tien durch Kriegsdrohungen zu alar mieren, solle man sie. in falsche Si cherheit wiegen und dafür sorgen, daß die Saaten der Zwietracht blühen, wachsen und Früchte tragen. Malenfoto» Trommelfeuer dient vielerlei Zwecken. Und wenn der ganze Aufwand anderwärts verpuff te, so würde er sich doch für Moskau wohl bezahlt gemacht haben, wenn die Entscheidung der deutschen Bundes republif für den Westen rückgängig gemacht werden könnte, sei es direkt, sei es auf dem Umweg über französi sche Widerstände. Z. B. könnte zu die sem Zweck nicht nur die Wiederver einigung mit der Sowjet-Zone an die Wand gemalt werden, sondern wo möglich dazu noch die Rückgabe der preußischen Ostprobinzen. Es würde schon genügen, wenn durch solche Aussichten eine strategische „Diver sion" erzielt würde. Darin liegt die Bedeutung einer Erklärung des Russengenerals Chui kow an die Adresse des ziemlich diskreditierten ehemaligen Kanzlers Joseph Wirth zugunsten der Wie deraufnahme der Viererverhandlun gen über einen „deutschen Friedens vertrag". Gleichzeitig wurde in Knrls horst über die Beendigung des Luft kriegs im Raum zwischen Rhein und Donau verhandelt. Augenblicklich steht Korea im Mit telpunkt vielleicht wie schon mehr als einmal zur Ablenkung von an dern Plänen. Bemerkenswert ist, daß die Malenkow-Offensive sich nicht schlagartig entlud, sondern mit stufen weisen Steigerungen, seit vor zwei Wochen das Manöver mit einem Brief der gegnerischen Feldkommandanten, des koreanischen Russen Kim II Sujig, uiid des »ftetietiügeit4' Chine 1 V V V W 1 ."• v 1 Ein Familienblatt für Wahrheit und Recht znr Belehrung und Unterhaltung Ausgabe des.Wanderer' Man erinnert sich an den Vermit tlungsversuch der Inder, dem, wie sie behaupteten, Peking seine Billigung gegeben hatte. Danach sollten nur sol che Gefangene ohne weiteres ausge tauscht werden, die heimzukehren wünschten, während die Massen der. chinesischen „Freiwilligen", die erklärt ten, sie würden sich lieber umbringen, als den kommunistischen Machthabern in die Hände fallen, durch neutrale Vermittlung nach eigener Wahl ver sorgt toerden sollten. In diesem Sinn entschied sich die Mehrheit der Verein ten Nationen. Damals sagte Moskau Nein und1 aus der Sache wurde nichts. Jetzt er scheint Molotow in eigener Person arm Rundfunk, um im voraus zu ver sichern, daß ihm alles recht sei, wenn nur die Verhandlungen in Panmun jom wieder aufgenommen würden. Sozusagen um jeden Preis soll der Korea-Streit von der Bildfläche ver schwinden. Offenbar lohnt sich die Sache nicht mehr, seit die Koreaner imstande sind, den größten Teil der Front zu halten. Molotow» Bekehrung gehört na türlich zu dem Kapitel der Neuorien tierung der Sowjet-Strategie. Trotz dem bleiben genug Fragen offen, die schon jetzt ins Auge gefaßt werden müssen, wenn der Waffenstillstand nicht zu einer Falle werden soll. Dabei wird man auch auf die Regierung Syngman Rhee» hören müssen, dessen vierzehn Divisionen die stärkste nicht kommunistische Waffenmacht in Ost Asien bilden. Und man muß an Jndo China denken, dessen Sicherung bei der Aussprache mit den Franzosen versprochen wurde. Tonart der Russen plötzlich geändert. Wischinsky ist von.der Beisetzung Sta lins mit neuen Samthandschuhen zu rückgekehrt. Statt des üblichen Vetos hörte man ein russisches Ja zugunsten des schwedischen Aristokraten Ham marSfjold, der anstelle des Norwe gers Trygve Lie auf fünf Jahre Stabschef der internationalen Secur ity-Organisation wird. Bei der Ab stimmung über westliche Abrüstungs Pläne erfolgte eine ähnliche positive Geste, die viel oder wenig bedeuten mag. amniii-fM Präsident Eisenhower hat am Gründonnerstag die Absicht ausge sprochen, jedes Angebot positiv zu werten, solange es nicht als vertrau ensuuwürdig erwiesen sei. Das bedeu tet eine Aufforderung an die Gegen feite, durch diplomatische Verhandlun gen sachliche Grundlagen für ein wirfliches Friedensgespräch zu schaf feit. Einstweilen begrüßen wir die Hoffnung auf Befreiung kranker und verwundeter Gefangener als Vor spiel ernsthafter Aussichten auf wirk liehe Waffenruhe in Korea. Russische Abrnstnnqsvorschläge Der Vorschlag von Verhandlungen in Korea bildete den Auftaft zu wei tere», zum Teil noch sensationelleren Aktionen Moskaus. Bei den Vereinten Nationen reich tc Rußland letzte Woche Abrüstungs Vorschläge ein, in denen die Haupt punkte der früher abgelehnten For derungen de» Westens anscheinend an genommen werden. Die russische Stellungsänderung erfolgte in einem Zusatzantrag zu ei ner vom Westen eingebrachten Abrü stungsresolution, die von der Sowjet Union bisher abgewiesen worden war. Die Hauptpunkte einer allgemeinen Abrüstung und einer strengen inter nationalen Kontrolle der Atomkraft wurden dabei unverändert beibehal ten. Durch den russischen Antrag wur den die westlichen Diplomaten voll ständig überrascht, hieß es in Presse meldungen aus dem New Darker Völ kerbund-Palast. In dem anfänglich ganz alltäglich aussehenden Antrag wurde auf die früheren russischen Forderungen hinsichtlich einer Abrü stung von einem Drittel aller Streit kräfte der Großmächte überhaupt nicht mehr Bezug genommen, die westlichen Mächte wurden auch nicht mehr der Kriegstreiberei bezichtigt, und auch das sofortige Verbot der Atombombe wurde nicht mehr ge streift. Als seinerzeit die Vereinten Ratio 1 PßPWche» Mt&m Asfephd«» mm Beste» der PriesterzSglisge. Preis ftr ei* Jahr is de» Der. €teetee KLOO, is fitOc ssb ties ssberes £is»e*s $3«HL sen Heng Teh-Huai, begann. Den Anlaß bot eine Aftion zugunsten kran ker und verwundeter Gefangener. Alsbald folgte der zweite Streich, der fchon hoher und weiter zielte. Peking meldete sich in Gestalt seines Außen ministers Chou En-lai zum Wort und zwar mit einem Angebot, das einen ausgesprochenen Rückzug in dem Streit um den Austausch der Gefan^ genen bedeutete. hatte die Sowjet-Union Aendetungen eingereicht, durch die sie den Plan der Mehrheit ihrem eigenen anglei chen wollte. Die Bedeutung des russischen Vor gehens war im ersten Augenblick nicht zu erfassen, aber tatsächlich wurde die Abrüstungskommission in dem An trag ersucht, gemäß den Grundsätzen zu arbeiten, die von den Westmächten niedergelegt worden waren. Die ganze Abrüstungsfrage schien seit langem vollständig verfahren, und der jetzt vorliegende russische Antrag bedeutet unter Umständen den ersten Fortschritt in dieser Angelegenheit. Entspannung iu Deutschland Mit plötzlich zur Schau getragener Freundschaftlichkeit lockerten die Rus sen am Tonnerstag die Verkehrskon trollen zwischen West-Berlin und West-Deutschland. Am gleichen Tage forderten sie Verhandlungen der vier Besatzungsmächte in Teutschland, de ren Gegenstand die neulich durch russische Angriffe schwer bedrohte Sicherheit des Luftverkehrs zwischen den Westzonen, und Berlin sein soll. Zunächst luden die Sowjets Ame rika und Frankreich zur Teilnahme an den Flugverhandlungen ein, welche sie Anfang der Woche mit England eingeleitet hatten und die Franzosen und die Amerikaner nahmen die Ein ladung prompt an. Kurz darauf hoben die Sowjet Behörden die umständliche Zollkon trolle an der hundert Meilen langen Autobahn auf, welche West-Berlin mit West-Teutschland verbindet, und mach ten es somit möglich, daß Personen und Lastwagen mit einer noch nie da gewesenen Geschwindigkeit zwischen der Bundesrepublik und West-Berlin verkehren konnten. Gleichzeitig redete der Sowjet-Ge neral Chuikow wieder einmal von Viermächte-Verhandlungen über einen Frieden mit Gesamt-Teutschland. Statt sich an eine verantwortliche Adresse zu wenden, bediente er sich der Vermittlung des früheren Reichs- Auch im Völkerbund hat sich' did Wirth, der sich durch mart der iÄuiicn tilnhli* '^bruderung mit ben Pankow'« „Volksdemokraten in der Heimat unmöglich gemacht hat, zumal ge rade jetzt die Bundesrepublik Mühe und Not hat, die Hunderttausende notdürftig unterzubringen, die in den letzten Monaten von diesen „Volks- Demokraten" von Haus und Hof ver trieben wurden. Nach Bonner Meldungen sprachen alliierte Beobachter die Vermutung aus, die neuesten russischen Schritte seien möglicherweise nur die Einlei tung zu einer neuen Deutschland Taktik Moskaus. Manche von ihnen teilten die Ansicht deutscher Politiker, daß ein neuer russischer Vorschlag zur Wiedervereinigung Teutschlands be vorstehen könne der die Absicht verfolgt, den Kalten Krieg vorüber gehend einzustellen, um die westlichen Aufrüstungspläne zu vereiteln. Es besteht für Moskau die Mög lichkeit, die feit langem festgefahrene deutsche Frage wiederaufzunehmen, indem es die Noten Amerikas, Eng lands und Frankreichs vom 23. Sep tember 1952 beantwortet. Auf diese letzte Mitteilung des Westens 'bezüg lich der Einigung Deutschlands hat Moskau bis jetzt noch nicht geantwor tet. Das war das Ende eine» Noten austauschs, zu dem die letzte „Frie densoffensive" der Sowjets geführt hatte. Wenn Moskau es ernst meint, wer den dem Fühler Chuikows positive Angebote folgen müssen. Tie letzte Note der Westmächte erklärte am 2. September, etwaigen Friedensver Handlungen müßten zwei Vorleistun gen vorausgehen: 1. Freie Wahlen in allen vier Zonen 2. Bildung einer gesamtdeutschen Regierung. Die zionistische Verschwörung Die Hauptsensation erfolgte am Samstag. Moskau verkündete die Freilassung der fünfzehn russischen Aerzte, welche vor zwei Monaten be schuldigt worden waren, den Tod der politischen Führer ihres Landes ge plant und in einigen Fällen bewerk stelligt zu haben. Bei Bekanntgabe der Entlastung und Entlassung der Aerzte sagte die Regierung, die Verhafteten seien falsch beschuldigt worden, und man habe bei der Untersuchung der Ankla gen „streng verbotene" Mittel be nutzt wie es hieß, sind die dafür ver antwortlichen Personen verhaftet worden. Der Aerztin Dr. Lydia F. Tirna shuk wurde der Lenin-Orden wieder weggenommen, den sie mit großen Fanfaren am 13. Januar für die Bei neu de» westliche» Pia» «mahme«,HUse erholte« Ue, „die sie der Re .-••• gierung bei der Bloßstellung der ärzt lichen Meuchelmörder" leistete. Ursprünglich hatte man die Aerzte beschuldigt, einer terroristischen Grup pe angehört zu haben, die mit ameri kanischen und britischen Spionen und einer jüdischen Organisation, dem American Joint Distribution Com mittee, in Verbindung stand. Es wur de mitgeteilt, daß nenn gestanden hot ten, Andrej A. Bhdanoto und Ale xander S. Scherbäkoto getötet und sich zur Ermordung von fünf anderen hochgestellten Persönlichkeiten im Mi litärdienste verschworen zu haben sie sollten durch verkehrte ärztliche Be Handlung beseitigt werden. Vorsichtige Zurückhaltung Im Westen wurden die Meldungen au» Moskau mit Zurückhaltung, zum Teil skeptisch aufgenommen. Präsident Eisönhower sagte am Tonnerstag in seiner Pressekonferenz, die Ver. Staaten sollten Friedensge sten der Kommunisten nicht von der Hand weisen, so lange kein Grund zur Annahme vorliegt, daß sie unehr lich seien. Er erklärte, er sei bereit, jedem ehrlichen Schritt der Sowjet Union und ihrer Vasallenstaaten im Interesse des Weltfriedens entgegen zukommen. Staatssekretär John Foster Dulle» sagte am Freitag in einer Pressekon ferenz, nichts, was sich in der russi schen Friedensoffensive ergeben hat oder wahrscheinlich noch ergeben mag, könne die Gefahren der freien Welt vermindern. So lange die Sowjet Union ein schwer bewaffneter totali tärer ^taat ist, der den nichtkommu nistischen Staaten feindlich gegenüber steht und nicht aus moralischen Grün den vor der Anwendung von Gewalt zurückscheut, werden die Ver. Staa ten und ihre Alliierten eine starke Verteidigung benötigen. Trotzdem sei aber, fuhr er fort, das Angebot, die erkrankten und verwundeten Gefan genen in Korea sofort auszutauschen, zu begrüßen, und wenn die Kommu nisten damit ihren guten Willen zeig ten, möge sich auch die Möglichkeit für einen Waffenstillstand ergeben. In Paris warnten am Donners tag zwei Führer in der NATO den Westen vor der Schönrednerei Ruß lands und rieten, auch fernerhin auf der Hut zu sein. Tie Warnungen kamen von Gene ral Matthew B. Ridgway, dem Ober befehlshaber, und General Lord IS man, dem Generalsekretär, der im zweiten Weltkriege Ministerpräsident Churchills Stabschef war. Bei einer Feier anläßlich des drei jährigen Bestehens von SHAPE (oberstes Hauptquartier der alliierten Mächte in Europa) sagte Ridgway, die russische Militärstärke „ist nicht um ein Jota verringert worden". Später sagte Lord Jsmay zu Re portern: „Solange wir aus diesem Friedensgerede keine praktischen Re sultate entstehen sehen, wäre es sinn los, in der von uns verfolgten Poli tik nachzulassen, oder sie zu ändern." Von General Alfred M. Griten ther, dem Generalstabschef Ridgways, heißt e», daß er vor dem Senatskomi tee für auswärtige Beziehungen in Washington erklärte, die Absicht Ruß lands sei, einen Keil zwischen die Ver. Staaten und ihre westlichen Alliierten zu treiben, und deshalb müsse das Friedensgerede sorgfältig erwogen werden. Per neue Generalsekretär Ter Sicherheitsrat der Vereinten Nationen nominierte, mit Zustim mung Sowjet-Rußlands (Wischin skys), den Schweden Dag Ham marskjold zum Nachfolger Trygve Lies als Generalsekretär. Zehn der elf Mitglieder stimmten für den schwedi scheu Diplomaten und nur China ent hielt sich der Stimme. Die Abstimmung erfolgte aus Empfehlung der fünf Großmächte, die im Sicherheitsrat das Veto-Recht be sitzen. Die Ver. Staaten, Rußland, Großbritannien, Frankreich und China hatten sich im Verlauf von Privatbesprechungen auf Hanttnar» kjold geeinigt. Tatsächlich stellt der Beschluß des Sicherheitsrates nur eine Empfeh lung an die Vollversammlung dar, aber die Wahl ist nur noch eine For malität. Hammarskjold ist achtundvierzig Jahre alt und stellvertretender schwe discher Außenminister. Sein Vater war während des ersten Weltkriegs schwedischer Ministerpräsident. Sein Name war in den bisherigen Ver handlungen der Großmächte über die Ernennung eines Nachfolgers für Trygve Sie überhaupt nicht erwähnt worden. Ter französische Premier und sein ehrgeiziger Außenminister kamen nach Washington, um mit Hilfe Eisenhow ers eine Festigung der eigenen Re gierungsautorität zu erreichen. Ihr stärkstes Argument war wohl der HinweiH auf die kommunistischen Be mühungen, der Vierten Republik eine Neuauflage der Volksfront zu befche ren, die die Tritte Republik in die spanischen Wirreit hineinzog und ih re Wiederaufrüstung sabotierte. Tie neue Firma Mayer-Bidault möchte die Europa-Politik Robert Schirnaus fortsetzen, zugleich aber durch Unterstreichung der französi schen Weltmacht einen gefühlsmäßi gen Ausgleich für die verheißene Gleichstellung des besiegten Deutsch land schaffen. Tie vor dem Washing toner Besuch durchgesetzten sogenann ten „Zusatzprotokolle" trugen dieser „Mayer-Toktrin" Rechnung. Sie ha ben eine Fassung gesunden, die den Bonner Vertretern annehmbar schien. Präsident Eisenhower und Staats sekretär Tulles Haben den französi schen Wunsch erfüllt, in dem^emein lameit „Communique" die beidersei tige „Weltposition" zu betonen. Mit großem Nachdruck haben iifc Franzosen auch den Faktor ausge spielt, daß Teutschland nur eine euro päische Macht ist, während Frankreich eine Weltmacht sei, da ja die „Fran zösische Union" wichtige Teile der überseeischen Erdteile einschließt. In Washington wird dieses Argument Bei allem freundlichen Entgegenkommen schwerlich imponiert haben denn man weiß in der Bundeshauptstadt, wel chen Gefahren der französische Ein fluß in Afrika ausgesetzt ist, und daß die Fortdauer des französischen Ein flusses in Jndo-China nur mit ame rikanischen Opfern zu erreichen ist. Tatsächlich sind denn auch die Dekla mationen über die Rolle der Franzö sischen Union als Weltreich in Wash ington mit Bitten um finanzielle amerikanische Unterstützung verknüpft worden. Zweifellos hat die Expansion des Bolschewismus Amerikas Inter esse daran erhöht, daß auch die Kolo nien der europäischen Länder ge schützt werden und in der amerikani schen Politik die Neigung verstärkt, zur Verteidigung dieser Gebiete bei zutragen, selbst wenn die dort wal tende innere Politik mit amerikani schen Regierungsgrundsätzen nicht ge rade harmoniert. Die Frage, ob alle Institutionen des französischen Imperialismus zu billigen sind, tritt eben zurück gegen über der anderen Frage, ob sie nicht das kleinere Uebel sind, verglichen mit einem Vordringen des Bolschewis mus. Unser Interesse, nicht auch Jn do-China vom Bolschewismus über fluten zu lassen und auch weiterhin unsere Luftstützpunkte in Nord-Afrika benutzen zu können, spielt, in unserem politischen Denken eine größere Rolle als die Kritik des französischen Kolo nialismus und so können die Fran zosen wie aus einer Erklärung von Staatssekretär Dulle» hervorgeht noch längere Zeit darauf hoffen, daß ihre weltpolitische Rolle von Ame rika unter Opfern geschützt werden wird. Deutscher Besuch \n WashiugiM Der westdeutsche Kanzler Dr. Kon rad Adenauer ist am Montag in den Ver. Staaten eingetroffen, um dem Volk und der Regierung einen Be such abzustatten. Vor allem, so er klärte er vor der Abreise und wie derholte er bei seiner Ankunft in New Norf —, um für die Hilfeleistung Amerikas zu danken. (Fortsetzung auf Seite 8) 4 i Nr. 5« Der neue Generalsekretär dürfte im Mai in New Aork eintreffen. Vie le von Lies Hauptmitarbeitern wer den wahrscheinlich durch neue Man» iter abgelöst werden, die Hammars kjold näherstehen. Frankreichs Wettmachttmktfche Der französische Premier Maitis, und Außenminister Bidault besuchten nach den Washingtoner Besprechun gen auf dem Rückweg nach Paris die Hauptstadt der königlich britischen Republik Kanada, die vor zweihun dert Jahren zusammen mit der An wartschaft auf Indien für die fran zösische Krone verloren ging. Unter den letzten Bourbonen war das von Richelieu und Mazarin zusammen geschmiedete Königreich das Volks reichste und blühendste Land Eurs Pas. Tie Tragödie des Tritten Na poleon bestand darin, daß er auf den Schlachtfeldern der Krim, Ober-Jta liens und Mexikos die verlorene Macht und Herrlichkeit wiederherstel len wollte. Tas Ende kam bei Sedan. hi I -ü \n\n Samstag, den II April 1953