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Km Ringen werden Tetten. Roman bnn Robert Kohlrausch. (IX Fortsetzung.) Keine Ursache, gnädige Frau. Nur verfluchte Pflicht und Schuldia seit. Ich wäre doch ein Lump, wenn ich das nicht für meinen Freund ge tan hatte. Bruno ist ja mein alte ster, eigentlich einziger Freund, so wett ich Egoislentier der Freundschaft fähig bin. J)en kann ich nicht ,n solcher Patsche sitzen lassen. Und nun sagen Sie mir, erzählen Sie mir! Sind hier in dieser ehrenwer ten Stadt Gericht und Polizei denn ganz verrückt geworden?" J&ic sollen alles hören; kommen Sie her und setzen Sie sich. Aber wollen Sie nicht Ihren Pelz able gen?" ,Do ist eine Frage, die geprüft sein will. Darf ich wissen, wieviel Vrav (die hier im Zimmer haben? edwig mußte lachen es tat ib so wohl! Sie ging zum Thermome ter und meldete: Wil haben fünf seyn israo meaumur. Nun. so will ich eö wagen. Ein atarry ,ft mir ohnedies bomben sicher; ich suhle ihn bereits. Dies Deutschland ist und bleibt ein abdo ininabeleö Land im Winter. Nrüb. ling, Sommer und Herbst. Aber ich toui jnwij niqi eima verherrlichen, weil ich gekommen bin. Ich hab Bat gute Bewußtsein: wenn ich hier ois Clszapsen ende, bin ich wenig stenö für einen guten Zweck erfroren. Und nun, .bitte, los.'" Hedwig hatte noch die Tür zum rieoenan gelegenen fealon verschlos sei. um es wärmer ,und ungestörter zu haben; jetzt nahm sie Rittner ge genüber Platz, der in feiner kurzen Pelzjacke wie ein bleichsüchtiger Es. kimo dasa. Hedwig erzählte. Sie sprach zu erst von ihrer eigenen. Jbmch ihren Mann abgeleugneten Begegnung mit ihm vor dem Hause der Schauspiele rin, vom Zusammentreffen des Fräu. leins Hegewifch mit ihm an derselben Stelle, von der Aussage der Jung, fer. die den Regierungsrat auf der Treppe des Hauses kurz nach der Er mordung der Schauspielerin gesehen haben wollte hier aber unterbrach sie Rittner bereits mit seiner tempe ramentvollen Lebhaftigkeit: .Und dar oufhin haben sie den armen Kerl erhaftet? ES ist ja schauderhaftZ Und wenn er hundertmal vor dem Hause spazieren gegangen wäre, und wenn zehn dumme Gänse von Frauenzimmern pardon. gnädige Frau, ich spreche von der Jungfer iyn aus zeyn Kreppen gesehen haben tvvitirn, a) wuroe vorn immer saaen: r hat es nicht getan. Ich kenne Bruno, und Sie kennen ihn auch. Er f...r.i .: . . . i - ,. in gemeine Bervrechen. Ihr festes Vertrauen tut mir so wohl. Wenn Sie mir ,uir Seite st, Wesen wären, vielleicht hätten Sie mir mit ein paar Worten die Zweifel (in ihm vom Herzen geredet, unter venen ich o sehr gelitten babe und sie stockte momentan, fügte dann ober mutig hinzu .deren ich mich nun zu ieyr icname. Daran tun Sie recht, gnädige tirrau. toajamen feie sich nur ge. hörig. Und ich hoffe. Sie darin be stärken zu können, indem ich Ihnen und auch den Herren vom Gericht beweise, daß Bruno nicht gemeuchelt haben kann. Sagen Sie mir vor ollem genau, wann diese berüchtigte ungirr iyn aus oer treppe gesehen yaven witi. .Unmittelbar nach halb neun Uhi soll es gewesen sein." .Die Person dürften wir wegen Meineids belangen können wenn sie nämlich bereit? geschworen hätte, roa im ,or wünschen mochte. Denn von ein Viertel nach acht Uhr bis drei lertei aus neun Uhr bin ich mit Bruno spazieren gegangen. Ich traf ihn allerdings nicht weit von der ursurflenstrafze in den Anlagen, und er hat mich beinahe bis ,u meu ner Pension begleitet. Ich weiß die eiien genau; venn ich wollte ja den selben Abend noch abreisen und hatte gerade, bevor ich Bruno traf, meine a chenuyr nach der beleuchteten Ub am Rathause gestellt man sieht sie ja von oen viniagen aus. Bruno war also zu der Zeit, in der man ihn dort im Hause gesehen haben will, be stimmt in meiner Gesellschaft. Ich hoffe, diese Feststellung wird auch den Wächtern des Gesetzes genügen.' .Da doch wohl sicher." Triumphieren Sie noch nicht, gnä. dige Frau. DaS Meinige will ich aber tun, den armen Kerl recht schleu ig freizukriegen. Ich fahre gleich zur Staatsanwaltschaft" Er war im Begriff, sich zu erheben; sie legte leise die Hand auf seinen Arm. Eö ist noch nicht alles, was ich Ihnen zu sagen habe. Um Ihren Rat muß ich Sie noch in zwei Punk ten bitten, und in dem einen kann ich eö nur. solange Bruno noch nicht wieder hier im Hause ist." .So geheimnisvoll? Da bin ich begierig." Sie begmn ihren Bericht aufS neue. . Zuerst erzählte sie von dem Besuche der Olga Wesenmeier, wobei sie hinzusetzte: .Wie dieser Ring zu yauer und sogar Vsfiz. Jch' yade dem verdacht aus Bruno in ez,k tiatn ntütaaat kennen gelernt, der hing steht, k.inn ich Ihnen genau bt flan3tn Wilhelm Busch auswcn nicht sagen. Man hat mich. viel. big kannte. Hüten wir unS also vor 1.1.1.1 1 i. Of Cs.Xl Anivtf a t 1 tt . . . . . 1 . Mai i hui vi,iu Trugschlüssen. Der Schreiber ist darüber aufgeklärt, und auch die Zei tungen haben darüber nur Andeutun gen gebracht. Jedenfalls aber habe ich den Ring jetzt in Händen hier ist er und Sie sollen mir sagen, ob es nötig ist, Fräulein Weseomeier der Polizei zu verraten." .Um Gottes willen nicht! Heute nachmittag schon säße sie hinter zehn fachen Gittern, als gräßliche Mör derin angeklagt. O nein, dazu wol len wir denn doch nicht mithelfen. Oder hat Ihnen dies Ringfräulein den Eindruck gemacht, als wenn sie Neigung zum Erwürgen hätte?" .Nein, nein, gewiß nicht, oder war vor kurzem hier in der Stadt, wir keruieo den Ausangsbuch staben seines Vor oder Nachnamen und kennen was daS Wichtigste von allem werden kann feine stand fte versteinert, unfähig, sich zu ireen Erst a!s Bruno die freie Hand ihr intgegenltreckte und sagte: .Da bin r , da habt ihr mich wieder" ver mochte auch sie ganz leise zu stam ieln: Wir hüben dich wieder, ja. ivir yaen dich wieder. 'U'tHntT fl.ltf ilffl ltf ttAHnnflifc Abschrift Aber damit ist unsere di i7 Wen Sch Wissenfchcist auch scheinbar schöpft. ; I0ie,,r einigt waren. Im letzten ja) jinor n.'cuiairji in meinem yeu tigcn Zustande nicht mehr auS den Briefen heraus." .Mehr als ich haben Sie auch heute schon herausgefunden." Biellichi kommt über Nacht noch mehr Erleuchtung. Und während ich hinfahre, um Bruno aus den Ketten der Schmach zu lo en wie o Also möge sie sich der goldenen z!, würden k.k, & Freiheit weiter freuen und flei big hür Sie. gnädig. Frau, eine prächti zu ihrem Herrn Bater ,n d,e Kirche , n,tsMauna. K-f,r,ik,n is?, mir gehen. Das wäre Punkt Numero nterdeß die Briefe hier ab. seien e,ns und Numero zwei?" r ,,, s ,mm,n Ki ,, .Ja dazu müssen Sie mit mir heutn über diese. 6offni im kommen in Brunos Zimmer." sagte bmmea. 0,, Ki, ;, Hedwig ein wenig unsicher. Oriainalc wieder bi'bicb unter die "2?.b'n ,u allem bereit sofern Schublade und schicken Sie mir die c geyeizl .Darüber können Sie ruhig sein. Kommen Sie. wir gehen gleich hier durch den Salon. Es ist nicht nötig, daß die Köchin e merkt." .Auch diese edle Seele zu täuschen, bin ich bereit." Sie gingen in Dllringers Arbeits. zimmer hinüber, und Hedwig öffnete den Sekretär. Dann zog sie vorsich tig die Schublade hervor, unter der die drei Briefe verborgen waren. .Lesen Sie. lesen Sie!" Rittner setzte sich einen Kneifer auf w ? i.'. l ,i ? r J uno iu oie riere oer .ikliioiae naco sorgsam durch. Das ist ja ein Schweinehund, der da? geschrieben hat!" war seine erste Kritik. AIS er zu Ende war, fügte er hinzu: .Das sind Erpresferbriefe. wie man sie sich nur wünschen kann. Und unser guter Bruno hat sich of fenbar tüchtig pressen lassen. Das, aber diese Schriftstücke auch eine Waffe gegen den Gauner bedeuten. Adichrik'ten gleich per Post ins Ho tel Continental. Ich bringe Bruno persönlich zu Ihnen zurück, wenn ich ihn glücklich freihabe, dann aber in dein Wiedersebenstaumel, werden Sie an anvere Dinge zu denken haben als an diee Briefe. Also bitte, per Post." ewiß. gewiß. Ich will olles machen, wie Sie es mir oorschrei bea. Im eins nur muß ich Sie bitten" - .Um was?" .Schüfen Sie mir Bruno vor neuen Unannehmkeiten daß Ihre Nachfor,chungen sie nicht über ihn bringen, meine ich." .Was vermieden werden kann, soll vermieden werden. Aber glauben S,e mir, liebe gnädige Frau, besser einmal eme gehörige, dicke Unannehm lichkeit als Hunderte von kleinen oae. Leben hindurch. Und jetzt noch ein: Gewissensfrage: Sind Sk oer mögend genug, um auskömmlich mit hat er gewußt; er hätte sie sonst nicht m "" "ind 'eben zu können. r - t p ' 'I mtfnrf H.titirt l!. ..tt ...:. o loralaiiia auloewaori und vr i" cuunu ui steckt. Sie meinen, daß er sie deshalb" .Unbedingt. Irgendeine Sandhcbk gegen ihn muß dieser dunkle Ehren mann aber Heiden. Ahnen Sie nichts davon, gnädige Frau?" Ahnen ja. ein wenia." Und e berichtete stockend über das. was yr Bruno von einer auf ihm la etwa oerlüren sollte? .Ja. ich glaube, daß es reichen würde. Aber Bruno" Daö findet sich. Im Notfall also können Sie beide zum Herrn Staats anwalt jagen: ..Nun reich' ich höflich dir die Hand Und sage höflich Lebewohl, Nun geh' ich in ein andres Land. uno ,o ,n alles, wie tS soll t enden Schuld aelaat bnit .Eine Schuld? Es wird nicht sc glaube, so ungefähl heißt ja der arg damit sein. Bruno tut nichts krs' lli gut. wenn wir ohne ihn Gemeines. Vielleicht hat ihn die Lei. uölomnien. aber es ist auch gut. denschast einmal fortgerissen er war m unserer Studentenzeit ein le denfchaftlicher Bursche. Daraus kon. ftruiert er sich nun selber wohl über- trieben? Vorwürfe. Gerade feine See len tragen am schwersten an einmal begangenen Irrtümern und sehen überall Gespenster. Ich sllrchte mich nicht vor Gespenstern; denn ich glaube nicht an sie. Darum will ich auch meinen guten Freund von seinem Aberglauben zu befreien suchen." .Sie wollten ?" Aber natürlich. Umsonst will ich doch diese hübsche Reise von der fon nigen Oase in das kalte Nebelland nicht gemacht haben. Ihn freizuma chen, genügt meinem Ehrgeiz nicht. Ich kann das voraussichtlich, indem ich drei Finger hochhebe und ein paar mir vorgesprochene Worte nachspreche. Die andere Last von ihm zu nehmen, wird so leicht nicht sein." .Halten Sie es für möglich?" Unmöglich ,st nichts. Vorbedin' wenn man das Bewußtsein hat. ihn ,precren zu rönnen. Was meinen Sie damit? Sollten wir fort von hier?" Womöglich nicht. Aber das alles findet sich. Srei müssen Sie beide .'verHen von der Vergangenheit, das i!t die Hauptsache. Vertrauen Sie I'.ch mir. gnad'bk Frau. Sie sind in oen Händen eines guten Freundes. , ; 1. w . . . ""v Iu urni ui; eqi einmal eyen, ia? oen armen Bruno loseise .öffentlich ist er in einer Stunde frei. Iliit Sie schreiben mir die ricse nicht wahr, gnädige O-niiif viiif vaidlges Wiederse yen ! Er ging, und Hedwia. eilte .,u id- rem Schrtibtifch im Boudoir, um die B.'iefe zu kopieren. Sie fühlte die Wvyiiak ,oicv einer mechanijchcn Be. schäftigung. aber doch war es ihr a)wtT, lyre Geoanken darauf zu kon zentrieren Immer wieder tlana in ihr die biige Frage: .Wird er frei gung ist nur, daß wir herausbringen, iverd? mir r inLl.ü wer diese liebenswürdigen Briefe an ? rage ,i,chte sich in die Worte der den guten Bruno aeickrieben b.it. Ich bin mit ihm wirklich vertraut, aber von einem Freunde solcher Art hat er niemals auch nur mit einer Silbe gesprochen. Lassen Sie uns einmal zusehen, was für Anhalts punkte die Briefe selbst uns geben. Ich möchte dies aber ausdrücklich als Voruntersuchung bezeichnen, soweit ich selber dabei zu tun habe. Wenn man ein paar Tage lang aus Schis sen und Eisenbahnen durchgeschüttelt worden ist. hat man zunächst wenig Anspruch darauf, zur Gattung des U01110 Huiüons gerechnet zu werden. Sobald ich erst einmal vierundzwan zig Stunden geschlafen und sehr viel Aspirin genoinmen habe, kann ich Sie vielleicht mit einigen lichten Mo menten überraschen." Ich habe so viel über die Briefe nachgedacht, aber sie geben so wenia Anhalt!" 6 Nun, etwas müssen sie doch her geben. Und wenn ich erst wieder denkfähig bin. läßt sich vielleicht t was kombinieren. Lassen Sie sehen Die drei Briefe sind au drei ver schiedenen Orten; da ist schon ein Charakteristikum. Der Schreiber muß entweder gar keinen Beruf haben oder einen, der ihm so häusigen Orts Wechsel gestattet, möglicherweise vor schreibt. Er kann Offizier sein, rei sender Kaufmann. Schrist,ll,r Schauspieler. Maler. Bildhauer. Da' inil ireisen wir ihn schon em wenia em. Außerdem zitiert er einen Vers von Schiller denn von dem ist er, wenn meine Jugendbildung mich nicht im Stich läßt. Man könnte daraus am ersten auf einen Schrift- ir,,rr voer smau vieler icr, teken aber ek flibl auch schriftgelehrte Bild Briefe, tonte zweifelnd und hoff nungsool! zugleich in sie hinein, fügte sich seltsam in die Drohungen des Unbekannten. Endlich war sie fertig mit ihrer Abschrift. Sie kuvertierte und adres sierte sie gleich und beauftraate die .''öchin. sie sofort in den Briefkasten zu tragen. Sie selbst brachte die Originale wieder an ihren Platz im Sekretär, Nun trat sie zum Fenster, wo sie die Straße am besten über blicken kvnnte, und sah. wie die Kö chin. von (lU begleitet, ihren Auf trag ausführte. Sie blieb an ihrem Platze, stand, wartete, sühlte das Herz immer lauter klopfen. Endlich ein Wagen! Er kam heran, sein Rollen wurde yordar. er hielt vor dem Hause. Bruno stieg aus, blickt em por ihr schwindelte vor Freude. öie sah nur noch, wie Rittner ihm folgte. Dann eilte sie zur Tür und rief hinaus: Elli, Elli. der Vater kommt!" .Wo. 2!utter. wo?" Schon im HauS, auf der Trep i pe Ein lauter Freudenschrei gab ihr Antwort. Elli stürmte zur Korridor tür. zur Treppe. .Vater. Vater. Va ter!" klang der Jubelruf des Kindes durch das HauS AIS er dann zu Hedwig ins Zim mer trat, hielt er da Kind aus dem Arm. so wie er eS getan hatte, als eS noch ganz klein war. Ell: hatte die Arme um seinen Hals gelegt und küßte seir. Haar, sein Gesicht. Hedwig stand wie gelähmt. Sie hatte sich den Äugenblick de Wieder -ehenS oft ausgemalt, wie sie auf ihn iuituen. ibn umarmen würd:. Nun Auguivit halte L)urlnger sein in ausgehen bemerkt, ihn an der Tür zurückgerufen und nun im Ber ein mit Hedwig ihn gebeten, bei ihnen zu vieiden, mit ihnen zu essen, den Tag der Befreiung ein wenig zu feiern. Der Freund hatte jedoch mit freundlichim Nachdruck abgelehnt. Er stens gehöre an diesem Tage kein Dritter, auch der beste Freund nicht, in den wiedervereinigten Familien li is. zweitens habe der st-rbliche Mensch in ihm allmählich grenzenlose ehnsuch: nach einem Bett, und end lich bestehe bei ihm die Absicht, an diesem Tage sich überhaupt nur von Aspirin zu nähren, alle sonstigen Tafelfreuden über von sich zu weifen. Sem Entschluß blieb unerschütterlich, und ganz im stillen sagten sich auch Hedwig und Bruno, daß ihm sein Gefühl daö Richtige vorschrieb. So begleitete Düringer ihn nur noch auf den Konidor und sagte dort: .Ich sän oic uoco tausendmal, mein lie ber. alter Freund. Und nun schlafe oico aus nacv oer Anstrengung. Mor gen früh komme ich zu dir inö Ho tel" er senkte seine Stimme zu halblautem Ton .ich habe dir et was mitzuteilen. Gut, gut, ich erwarte dich. Um zehn Uhi. wenn es dir paßt. Und nun seid vergnügt und glücklich." Bruno nickte, schüttelte ihm die Hand und ging ins Zimmer zurück. Zu lautem Jubel war aber nur Elli gestimmt, Sie gab den Bater über Haupt nicht frei, sprach immer von .hm grenzenlosen Sehnsucht nach ihm und. schalt ihn aus. daß er schließlich nun doch ganz überra fchend gekommen sei und ihr keine Zeit gelassen habe, den wundervollen Blumentrautz von ihren kleinen Er fparnisser. zu taufen, der ihm zuge dacht gewesen sei. Düringer sah mit 'euchtenden Augen auf das Kind, aber auf seinem Wesen lag trotzdem ein stiller, beinahe feierlicher Ernst, und Hedwig verschloß nach ihrer Ge wohnheit ihr bestes Fühlen in sich lelbst. Auch war ihnen ia. lolanae das Kind Zügegen. ein Gespräch über Brunos Haft und alles, waö damit in Verbindung stand, verwehrt. Erst als um drei Uhr ein Privat .ehrer kam und Elli, die weinend wi verstrebt!!, für ein paar Stunden mit Beschlag belegte Hedwig hatt, das in den letzten Tagen arrangiert blieb das Ehepaar allein. Doch gab es aucu jetzt keine leidenia.stlich l,i te Wiedeiehensfreude. Bruno 1,,'nn stumm vor sich hin, Hedwig setz u, sich neben ihn und legte mit sanfter Bewegung einer. Arm um feine aiuirern. ?o saiZen sie wortlos eine 'UüÜt Dann aber fiel es Hedwig doch auf, daß ihr Mann so still in sich versun kcn war. Sie sah ihn an und fand leine Züge weniger heiter, als für inen rcuoentag paszte. Du bist so stumm und ernsthaft, runo. Warum? Du bist ja nun wieder srer Langfm schüttelte Dllrnger den ops. wch bin ich nicht frei." Brunc! Was. bedeutet das?Fürch lest du eine neue Verhaftung? Das uui moji ,rin oann lag uns vor her entflnhen." Aowearend hob er die Hand. ,Nein. ich glaube, daß diese Sache sür mich erledigt ist. ' Aber doch i;i iiisuic fingen 01 iel nur yaiv. 1 ri ' jx nuein lnnnsi mir oie ganze ge bin." Ich dir? Ich verstehe dich nicht." Du sollst mich verstehen. Ich Mus; dil allerlei sagen. In ber Linsamkc-t meiner Haft ist mir die Notwendigkeit ausgegangen, das zu tun." Sag mir alles, Bruno." Zie war ,rhr bleich geworden, und ein krampf Haftes Lächeln, das ihn ermutiqen .lollte. war auf ihrem Gesicht. Bor sich niederblicke, begann er: .Solch tine Haft, solch eine fast voll kommene Einsamkeit hat ihr Gutes. Man besinnt sich da ganz auf sich ,t'bst. Man fühlt, was das Wichtig fte im eigenen Leben ist. Auch ich hab' es dort erst völlig erkannt." .Und waö was ist es?" .Deine Liebe. Hedwig. die Liebe von Elli und über die Liede hin aus deine Achtung." .Zweifelst du an ihr?" .Ich will heu versuchen, sie mir zu verdienen. Durch Wahrheit. Hed wig. durch Wahrhaftigkeit." .Bist du nicht wahr 'gegen mich gewesen?" Angstvoll und leise kam ,hr die Frage von zuckenden Lippen. Er schüttelte wieder den Kops. .Nicht immer, nicht so rückhaltlos vertrauend, wie sich' für ein paar eng miteinander verbundene Men scheu gehört. Für Menschen, die sich so lieb gehabt haben wie wir." Gehabt? Warum lo mntum sprichst du davor wie von etwa V,r. gangenem?" Weil ich nicht tveik. ob du mich noch lieb haben wirst, wenn du ge hört hast, waö ich dir sagen muß." .O mein Gott, mein Gott! Und ich habe diesen Tag herbeigesehnt als ei nen Freudent.,g!- .Vielleicht wird er es noch, wenn d i tä liegt in deiner Hand." .So sprich doch, laß mich doch wissen." .Ja. höre mich ruhig an. Ick ha be mir eingebildet, ich könnte durch Schweigen ein Stück meiner Bergan genyeit auslöschen. Aber es geht nicht. Was einmal gewesen ist. was man einmal getan hat. bleibt und wirkt. Es ist eine Wahrheit, was die ser Mensch dieser Polizeikommissar zu mir an dem Tage sagte, als er mich verhaftete." .Wus hat er gesagt?" .Jede Tat in unserem Leber' ist ein Ring in die Kette, die wir uns daraus schmieden. Wir können sei nen von diesen Ringen erausbre chcn. Sie hängen alle zusammen, ei ner fest am andern. Wir müssen die Kette mit uns bis ans Ende schleppen, und ihr Klirren verrät uns, auch wenn wir S nicht mehr erwar ten." .Ich verstehe nicht. waS daS-alleS für dich bedeutet. Sag es mir Bru no:' Du hast von mir gehört ick habe dir Andeutungen gemacht über eine alte Schuld, die auf mir liegt, nicht wahr?" Andeutungen, ia. Sandelt fidVS darum?" Er nickte. .Die Andeutungen will ich dir jetzt ergänzen. Ist eS dir niemals ausgefallen, daß ich dir so selten und so wenig von der Zeit erzählte, die ich in Nürnberg ver lebte?" .Nein ich kann eS nicht sagn." .Ich habe von ihr absichtlich so we nig als möglich gesprochen. Daö war eben die Zeit, von der ich mich durch Schweigen freimachen wollte. Vergeblich frei zu machen versuchte. Daß mein Onkel mich studieren ließ, daß ich die Ferien bei ihm zubringen und seine große Bibliothek ordnen mußte davon habe ich doch gespro chen?" Ja, davon wohl." Ich muß dir das Haus meines Onkels ein wenig beschreiben, wenn du alles verstehen sollst. Es lag ziem, liich einsam in einem aroken Garten. Für die Bibliothek war, kurz bevor ich zum erstenmal dorthin kam. ein Flügel an das Haupthaus angebaut worden, so daß es mit ibm einen rechten Winkel bildete. Mein Onkel war schon seit Jährn durch Gicht und Rheumatismus ein schwerbeweglicher Mann. Er mußte sich im Rollstuhl fahren lassen, wenn er einmal hin lus wollte." .So genau hast du mir das wirk lich niemals erzählt." .Nein, ich weiß. Er benutzte so gar, wenn er in seine Bibliothek hin über wollte, den Rollstuhl. Er be wohnte das erste Stockwerk des Haupthauses, und auch die Bibliothek war seiner Bequemlichkeit halber im gleichen Stockwerk des angebauten Flügels untergebracht. Jeden Mor. gen um neun Uhr sein Leben war erstaunlich regelmäßig ließ er sich dort hinüberfahren und beaufsich tigte meine Arbeit. Ich hatte die Verpflichtung, die Bücher in den neu en Räumen zu ordnen und zu kata. logisieren. Auch nachmittags kam er noch für zwei Stunden; abends blieb er still in seinem Wohnzimmer, weil er behauptete, sonst nicht schlafen zu können. Ich selbst hatte von fünf bis sieben Uhr frei, mußte aber die Arbeit in der Bibliothek bis abends um neun Uhr fortsetzen, und er kon trollierte mich auch von seinem Zim mer aus fortwährend. Er hatte dort einen Fensterplatz in einem großen Lehnsessel, wo er den ganzen Abend saß. und konnte, weil ja Haus und tfiug in rechtem Winkel aneinan- den Schweigen fuhr er fort. Ich muß dir noch von einem Menschen erzählen, den ich dir gegenüber bis her niemals erwähnt habe. Damals war er mein Freund wie man in jungen Jahren ja rasch bei der Hand ist mit Freundschaften. Wir lernten uns im Theater kennen, an einem von meinen freien Sonntagabenden. Er faß neben mir. wir kamen ins Gespräch. Mich fesselte seine Beui sterung für das Theater , daS heißt, es war bei ihm eine Begeiste rung von besonderer, egoistischer Art. wenn ich so sagen darf. Er hatte nämlich den leidenschaftlichenWunsch selber Schauspieler zu werden, inter essierte sich immer nur für die Rol len. die seiner Ansicht nach für ihn, gepaßt hätten. Er war jünger als ich, saß damals noch in der Prima des Gymnasiums und stand vor der Entscheidung über seinen künftigen Beruf. Sein Vater war tot, er hatte darum viel Freiheit, hakte sich an die Leute vom Theater herangemacht und bekam von ihnen Freibillette, wenn er darum bat. Er hätte sonst kaum ins Theater gehen können; denn seine Mutter mußte sich sehr einschränken und er bekam ein ganz geringes Ta fchengeld." Wie hieß er?" Den Namen vill ich dir lieber verschweigen. Deinetwegen. Er könnte kommen es ist besser, wenn du ihn selbst nicht weint Alles andere will dir heute sagen." Ich warte darauf, Bruno." .Aon allem das Schwerste kommt, jetzt. Auch meine Begeisterung für, das Theater hatte persönliche Motive. Freilich andere, als bei ihm. Ich war vcrlii'bt in eine jun.it Schauspielerin. Sie war Anfänge rin. erst ganz kurze Zeit, beim Thea ter, aber sehr hübsch und sehr talent voll. Es war die Kunewka." Hedwig suhr zurück, als wenn die Tote selbst vor sie hingetreten wäre. Die Kunewka? Sie schon damals du hast sie gekannt. vor so oielen Jahren schon?" Ja, ich habe sie kennen gelernt. Aus meinen Wi.nsch meine Bitte. Durch ihn. den sogenannten Freund. Er kannte ja die Leute vom Theater. So war es ihm ein leichtes, mich ihr vorzustellen. Und sie selbst 7" ich .eiß nicht, wic es kam sie schien Gefallen an mir zu finden. Ich durste sie besuchen. In den Stunden vor dem Theater, oon fünf bis sieber., in denen ich fre, war. Ich konnte mir eine Zeitlang einbil den, ihr begünstigter Liebhaber zu sein." Stumm, versteinert faß Hedwig. .Aber ich wollte sie auch spielen ,ehen. und ich war angekettet am Abend. An Billette für das Theater hatte mir.s natürlich nicht gefehlt, aber an Zeit und Freiheit. Ein Zu aü gab mir das Mittel in oie Hand, mich freizumachen. Mein iZreuno verwi.ndte fein weniges Ta schengeld, um sich Perücken, chminte zu kaufen, erbettelte abge legte Sachen dann in meinem Zim mer und gewann bald eine staunins ivene F.'Uigkeit, Masten zu machen. Einmal erschrak ich förmlich, als ich nach Haufe kam, und er mir entge gentrat. Es war. als wenn ich mich im Spiegel sähe uls wenn ich selber vor mir stünde. So treffend hatte er sich ourch feine Buhnenmittel in mich verwandelt. Er besaß die glei che Figur wie ich, und seine Küste hatten ergänzt, was oer AehiMchkeit, fehlte" Er schwieg uitvti, eowlgs lau tes, angstvolles Atuiti: icar das ein zige. was die tiefe Stille unterbrach.. .Wie gesagt, ich war zuerst er fchrocken. dann fing ich an zu lachen., und am Schluß kam es über mich wie eine Eingebung. Ich packte ihn an, den Schultern und rief ihm zu: .Jetzt weiß ich. was du für mich tun verstießen, von seinem Dlad schräa kannst. So. wie du da bist, in mti nach den Biblotheksräumen hinüber ner Maske setzen wir dich abends, sehen. Sie hatten keine Vorhänge, wenn ich ins Theater gehen möchte, waren hell beleuchtet, und so saß ich in die Bibliothek. Der Onkel glaubt, dort ohne die Möglichkeit, mich mei- mich bei meiner Arbeit zu sehen; er nes Onkels Beobachtung zu entzie- kommt abends niemals in die Bib- hen und einmal ein abendliches Ver- liothek: ich stehle mich beimlick gnügen aufzusuchen. Der Sonntag der kleinen Pforte in der Garten abend allein gehörte mir selbst Es war gewiß keine schöne Zeit für dich." Gewiß nicht. Aber meine Eltern waren froh, daß der Onkel die Mit mauer hinaus und ins Theater. Be- lannle hat er nicht, von denen er hö ren könnte, daß ich dort war. Die versäumte Arbeit hole ich schon nach. Und so ist uns allen geholfen." Mein tel für mein Studium beraab. mt Doppelgänger denn er stand im sie damals in recht bescheidenen Ver !"er noch in seiner Maske vor mir Hältnissen lebten, und so oina es vor. überlegte einen Augenblick und kate läufig nicht anders. Kurz daraus bann: Der Scherz wäre nicht übel. starb dann mein Grokvater Mut iers Vater sein Vermögen war größer, als man erwartet hatte, und so kamen wir alle in eine sehr viel bessere Lage. Die Sklaverei bm Onkel hatte damit für mich ein Ende. Freilich, auch ohne das' .Was meinst du?" Sein Stocken und Abbrechen veranlagte sie ,u htt Frage. Ich wäre auch ohne daö von und ich spielte dem Alten ganz gern diesen Streich. Aber eins fehlt nsch an dem Plan. Was bekomm: ich denn von dir, wenn ich es tue? Du weißt, umsonst ist der Tod." Seine bereck nende Selbstsucht hatte mich m'ß trauisch machen sollen, aber ich dach, ie nur an das Gelingen meines Pia nes. Ein förmliches Geschäft wu.-dk' von uns abgeschlossen. Wenn er mch vertrat, bekam er drei Mark für den- f " ÄtT bend. und ich war glücklick mir ,u wie noch 'ew füfe ' weilen um diesen Preis den Anrlici hafteö Gefühl, wenn ick die mw i'1""" " en auf der Bühne rn nennen hart. tfiVr h..r .;. s..tv '0l'f!! können. .... . " " -"-vy ui.iiiv wuyuiv allein durch meine Schuld." t Jetzt fragte Hedwig nicht mehr; fühlte, daß der Augenblick del Ge standnisseö nahe war. Sie saß und wartete und sah starr auf sein Gesicht. Nach einem zögernden, überlegen Ein dumpfer, heiserer Ton auS Hedwigs Brust verriet, wie sehr sie Sarunter litt, ihn von dieser andkren Geliebten sprechen zu hören. Er fühlte den Vorwurf, der in dem SchmerzenLton lag. , (Fortsetzung folgt).