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Licb Vlttcrlalld. Vornan von Rudolf Ttrah. (4. Fortsetzung.) . .Ich höre nichts! . . . Hast Du Herrn Feddersen .Ja" oder '.Nein" eeiagt!" T5fein!. . . Zum Kuckuck. . . das nzähll, ich ja die ganze Zeit!" .Also liebst Du mich nicht !" sagte Margarete plötzlich ruhig und hoffnungslos, ließ die Hände in den Schoß sinken und starrte vor sich hin. Dann fügte sie mit einem bitte ren Zucken um die Mundwinkel hin ,u: Wenn man jemanden wirklich liebt, dann oringt man jedes Opfer! Und ist das wirklich solch eine furcht bare Ueberwindung eine Lebens stell ung, oie man Dir auf dem Prä sentierbrett anbietet? Aber nicht ein mal so viel bii, ich Dir wert! Das ist nun der Dank. . , Zweieinhalb Jahre hab' ich Dir Treue gehalten! Ich hätt' ein paarmal heiraten kön nen in der Zeit. . . einmal sogar glänzend. . . ich hab'S Dir nie ge sagt. . Mama war wütend. . . Pa pa auch! Mir war's egal! Ich hab' zu Dir gehört!. . . Pah. . . Nun wirfst Du mich fort. . ." .Ich Dich. . . Bist Du denn wahnsinnig. Grete?" I Sie sprang auf. ! Was glaubst Du denn, was dazu j gehört, daß ich, ein Mädchen wie ich, j zu einem wildfremden Herrn hinlauf' , und für Dich beltle?. . . WaS glaubst ! Du, was ich hier zu hören gekriegt hab'? . . .Gelacht hab' ich dazu! Ich hab's ja für unsere Liebe getan! Und wie steh' ich letzt da?. . . Ich kann mich ja nicht mehr sehen las sen, . . ich muß mich ja in die Erde hinein "amen. . .Eine nette Braut, die so von ihrem Berlobten im Stich gelassen wird!. . . Nächste Wo. che fahre ich zu Tante Adelheid nach Ziüstrin! Ich schreib' ihr gleich. Dort bleib' ich bis auf weiteres!. . . Da kennt mich niemand! Da sehe ick niemand, . ." Und ich?" .Tu' Tu doch, was Du willst! Wenn ich rechts geh', gehst Du ja doch ,mmer links. Also gehen unsere Wege eben auseinander! Ahnst Du denn, was ich an Opfern für Dich gebracht hab' in der ganzen Zeit? Glaubst Du denn, irgend jemand hätt' es mir leicht gemacht? Im Ge genteil: Papa hat gepredigt, Mama hat gepredigt, nNe haben gepredigt: Was willst Du eigentlich mit dem Lünemann? Er hat keinen Namen. Er ha! kein Geld. Er hate keine Verbindungen, Er sieht nicht besser aus als tausend andere! Ja. . . Ich hab' immer geantwortet: Mir ist sein Name recht! Ich find' ihn j schon! Ich hab' ihn lieb!. . . So lieb. . Ich war stolz aus Dich! Ich hab' immer gedacht. Du bringst es ! ... ... a f . . r.n '. ... . I uuu) m Ivav. g,eyl micn zu Bir i fiiriinif I" "i .Siehst Dir Grete. . sagte der Leutnant Lünemann traurig, .Du denkst immer zu sehr an das Aeu ßere! . . Unter hinauf" da verstehst Du eine Masse Moneten, Euipage, die ExzeUcnz auf der Aisttentarte lau ter Zeug, das einem doch ncht wie die gebratenen Tauben in den Mund fliegt. . ." , .Ja. Ich bin ehrgeizig. Es ge hört zu mir. Ich hatte auch ein Recht darauf Denn Du bist klug. Du kannst es weit bringen. Das sagen alle auch die, die Dir gar nicht grün sind! Aber dazu mußt Du unbehindert sein. Ich wäre Dir im Leben nur eine Last! Seit einer Stunde ist mir das ganz klar. . Grete!" Er versuchte es noch einmal mit der Liebe: er sah sie innig an. .Gr.te! Wir wollen Geduld und Hoffnung haben! Wir können ja warten Wir sind ja noch jung. . .' Si: lachte auf. Ich werde dreiundzwanzig!. . . Ich geh' im Zlerten Winter aus. . . Bis übernächstes Iah: bin ich abge tanzt und 'ne angehende alte Jung fer!" Rede doch nicht solchen Unsinn!" .Ewig können mich Mama und Papa nicht in Gesellschaft schicke. Denkst Du, es is: dann ein Vergr.ii gen bei den Eltern daheim zu hocken und zu warten bis ins Aschgraue. . . ganz mS Ungewisse hinein. . . milk. rend einem die Sehnsucht nach dem Leben auf den Nägeln brennt. . . Nein verrückt bin ich schon manch mal vor Ungeduld. . . Du hast' gut! Du kannst noch in zehn, fünf zehn Jahren, bis hoch in die Vierzig .hinauf, als gemachter Mann heiraten! zva rounoerr ncy niemand. Wenn Du 'dann Geld hast, kriegst C)u gleich eine, j. . . Soll ich Dir dann ein Hochzeit? ,bukett schicken? Und Du denkst Dir: ! Herrgott. . . die Grete. . . lebt die !auch noch?. ..." j EL war ein krampfhaftes Weinen in ihrer Stimme. Aber sie bezwäng ,sich j Ihr habt viel Zeit vor Euch, mein lieber Moritz: Wir müssen die paar ZJahle nützen wenigsten, wenn iman weiß, daß man sein bischen -Jugend und Hübschkeit und alle sonst j doch umsonst opfert! Du ha Offenbar Dinge im Kopf, die T wichtiger sind als Deine künftige ffrau!. . .Sonn hättest Du mir nicht beute alles ,o mutwillig verdorben I?ut! . . .Ich beiße die Zähne zu sammen! Ich komme schon drüber reg! Aber wenn Du so vernünftig b',l, will ich es auch fein! Als Adieu. Mud! ,Grete!, . . Sei doch gerecht! Ich kann doch nicht mein Vaterland oer raten. Wir sind doch nun einma! Deut,che' Wir lind Preußen!" Ich Preise auf Euer Preußentum wenn man nichts davon hat als Kummer und Not! Ihr kommt mir einfach komisch vor Mit Eurem Pa triot'smus. Ich t)ab längst keinen Ich htib' gar keinen Grund, Hurra zu schreien und mit dem Taichentuch zu wedeln! Mir ist zum Heulen zu mutl. . Das wird auch nicht besser, wenn ich mir eine schmarz-rot-weifze schleife ins Haar stecke! Pah!. , . ." .Nun ist's aber genug mit dem Unfug! Ich höre nicht weiter zu, Grete! .Ja. da flehst Du. stolz wie ein Märtyrer, und sagst: Ich esse kein französisches Brot! . . . Aber deut- sches lriegst Du auch nicht in Dei, ner heiligen Einfalt! Ach du lieber Himmel. . . Ich wurde gleich Iran zösin werden, wenn ich auf keine an dere Weise was vom Leben haben kann!. . . Man lebt doch für sich und nicht sur die anderen. .Nein. Grete! Ein Mann hat Grundsätze, die. . ." .Gut! Heirat' Du Deine Grund sätze! Ist mir rech!! Bcrlange nur nicht, dar) ich noch länger mitmacl! . . .Ich hab' eine zu böse Lehre empfangen heute mittag! Die oer gess ich nicht wieder. . . Ach. . . bloß nicht mehr reden . . . nichts mehr sehen. . . .nichts mehr von Euch ho ren! Ich vertrag' Euch einfach nicht mehr! Ihr fallt mir zu seyr auf die Neroen!. . . Ihr steht großen tig da. und ich muß die Zeche zah len!. . . Uno Ihr dünkt Euch dann noch was als Preußen, auf meine Kosten. . ." Grete. . . Du mußt gegen diese Berbitterung ankämpfet" Ja, glaubst Du denn, ich säße jegt nicht auch lieber hier an dem Tisch als Deine Braut?. . . Und die Meinen herum, und der Himmel voller Geigen? Ich hab' selbst den Tisch gedeckt mit tausend guten Ge denken für Dich und mich!. . . Ich hab' mir vorgestellt: o oect' ich bald in unserem eigenen Heim, sür uns beide: ... Ich hab' mir, wie ich die Blumengläser richtete, im stillen ge dacht. Ich will Dir eine treue, gute ifrau lein ein rechter ttamcrad!. Ich war es auch geworden! Aber da kommst Du. . . es ist ja eben Un sinn, wenn man einen Menschen so lieb hat. wie ich Dich gehabt hab'! Man wird dafür bestrast. . ." , Der Leutnant Lünemann fuhr n verzweifelt mit der Hand durch die ' Haare Wenn ich nur wüßte, Grete. was , ich tun kann, um Dich aus dieser , timmung zu reißen! ! Sie wurde auf einmal ruhig. Ist Herr Feddersen noch in Ber ; im 5 ! Er wollte heute abend reisen." ! Willst du mir zeigen, daß Tu mich lieb hast?" j Ich tu' alles!" ' Dann geh' jetzt noch einmal zu ihm hin! Sag' ihm, es wäre ein Mißverständnis gewesen! Du hättest Dich jetzt anders besonnen. Du seiest bereit, seine Borschläge anzuneh men. . ." .Grete. , . um Gottes willen. . ." In den paar Stunden wird die Stelle noch nicht besetzt worden sein!" .Aber er bietet sie mir doch nicht zun, zweitenma. an!" . Sag' ihm, ich ließe ihn darum bitten: dann tut er's! Er war so nett und freundlich zu mir. Er ist ein guter Mansch!" Das ist unmöglick. Grete!" .Warum unmöglich?" Erstens ist die Sache entschieden! Da kommt man unter Männern nicht wieder darauf zurück. Er würde das gar nicht verstehen. . ." Er versteht viel! Er kommt so viel herum und mit so vielen Leuten zusammen. Er wundert sich über nichts. . . Mutz. . lieber Mutz. . ." Sie faltete flehend die Hände. .Das ist noch ein Hoffnungsschein. . . .Und wenn er uns trügen sollte Du hast mir dann doch wenigstens ge zeigt, daß Du mich liebst. . . daß Du Dich überwinden kannst um meinetwillen. Das ist mir mehr wert als alle andere. . , Mutz. . . nimm Deinen Helm. . . rasch. . . geh'. . . die Minuten sind kostbar. . . wenn Du zurückkommst, ist alle gut. und ivir sind glücklich. . ." Moritz Lünemann kämpfte einen kurzen, schweren Kampf. Dann schüt telte er den opf. Grete. . . das kann ich nicht. ., ." Du mußt Deinen Stolz überwin den!" Da ist es nicht!. . . Aber Fran jose werde ich nicht. . . Das geht mir gegen die Natur!" Auch :ch;. wenn Du mich dann hekomnist?" . .Ja hätte nichts mehr davon! c'; i wäre dann ein kaputer Mensch!. . . Innerlich fertig!. . . Deiner gar nicht mehr wert!" Sie nestelte sich mit einer laschen Bewegung ' den schmalen goldenen Reif vom Finger und warf ihn vor sich auf die Tischplatte. Er rollte bis vor ihn. Er wäre zu Boden gefalle, wenn seine Hand ihn nicht aufgehl' ten hatte. .Da ist Dein Berlobungsring. Moritz! Gib mir meinen auch wieder! . . .ES ist aus!" .Grete!" .Es ist aus! Laß es Dir gut ne hen. Moritz! Vergiß mich!. . . Such' Du eine Frau, die Geld hat! Und laß mich meiner Wege gehen. . ." .Ich lasse Dich nicht!" .Du hast mich ja selber von Dir gestoßen. Ich will nichts von ei nein Mann wissen, der mich nicht liebt!. . . Gib mir meinen Ring!" Grcte. . . wir wollen nicht wci tcr sprechen. . . Wir wollen war ten, bis wir ruhiger sind. Mor aen. . . 'Nein. Ich will letzt gleich ein Ende machen. Ich hab' es satt. Du bist frei. Moritz!. . . Gib mir. meinen Ring und geh'!" Grete!" Geh'. . . ich will nichts mehr hö- ren. . . Es war ein Schweigen. Dann Liinc.iiann Stimme: ..überleg' es Dir noch einmal. . . ;um letztenmal . ." Sie antwortete nicht. Sie sah hn nicht an. Sie hörte ein leises. eines Klirren. Das war sein 3? im, den er abzog und auf den Suppen- teller vor sich legte. Ihr Herz stand still. Nun war es entschieden. Sie m'fand leinen Schmerz. Nur nach- , traglichen Schrecken. Dann bitteren i "nni unemann yier im Hause er Zorn. Auf ihn. auf sich, auf die ! ihlt hat! Ich kann Ihnen nur ver- ganze Welt. Sie rührte sich nicht. t . r - . !' Äor ihr brach sich die Wintersonne voll bunter Negenbogenlichter in ei neu, leeren Setqlas. Das Glas lieb ungefüllt. Es kam in den Spirant zuriic:. Die Farben vcr- chwanden. Der Trank des Lebens lieb ungetrunsen. Sie weinte heiß und hilflos. Als sie nach einer Weile aufblickte, war das Zimmer leer. Der Leutnant Lünemann war hinausge- (langen. . . Um dieselbe Zeit saß Karl Fed- Versen in seinem Hotel beim zweiten Frühstück und ärgerte sich. Er schenkte ich ein Glas Wein ein. ,cr alte Äordeaur schmeckte wie Tinte. Er wollte essen und scbob gelangweilt den Teller von sich und unoeie im, eine Zigarre an. . . Er nahm seine Krast zusammen. Diese Aschermittivochstlinmung mußte über ivuiidcn werden. Diese Tage hier . . . das war wie ein Stück Traum . . . ein Ende W'llcnlostgkeit'. . . nun war der Augenblick, wo man Schluß macht!,' ein für allemal! Heute abend ging es nach Paris. . . Waö inzwischen tun? Es ivar erst früher Nachmittag. Kaum drei Uhr. Plötzlich kam die Lersuchung iibcr ihn: Eigentlich schickt es sich nicht, so worlloö abzureisen! Ich ttiiijjie noch ciniiial Margarete Teuf fern sehen oder vielmehr ihren El teril einen Be,uch machen. Ich rnüß le ihr alles erklären, ihr sagen, daß ich n.cht dafür kann, daß aus der Anstellung nichts geworden ist. Ich bin es nur Ichuldig. Gott weiß, wie lonil ihr Verlobter die Sacke dar stellt. Sei Herz hämmerte h?fkig. Er stand auf. Er war plötzlich cnt schlössen. Er sah unten im Hotel die Wohnung des Generals nach'und stieg in ein Auto, das ihn in fünf Minuten nach dem Westen brachte. Die weiten Dimensionen des Berliner MictZpalastes, vor dem es hielt, mach ten auf ihn den Eindruck, wie auf die meisten Ausländer. Er war jetzt ge neigt, den Teuffernschen Hausstand zu überschätzen. Es war doch jeden falls eine gute Familie, Hier in die ser Stadt sicher unter den ersten. Er drückt: beruhigt auf den Klingelknopf der Flurtllr. Er mußte ein zweites Mal läuten, ehe geöffnet wurde. Borher war drinnen ein unruhiges Hin- und Hergelaufe gewesen. Im Innern des dunkeln Flurs erblickte er grade noch die Gestalt eines kleinen, alten Herrn, der eilig, um nicht gesehen zu iver den. verschwand. Irgend etwas war da nicht in Ordnung. Das merkte er. Auch das Stubenmädchen, das aus der Schwelle stand, machte einen verstörten Eindruck. Die Herrschaften empfangen heute leider nicht!" meldete sie. nabm die 5üarte des Besuchers und 'rf,,nfc gleich wieder die Tür. Karl kdd?r. sen stieg kopfschüttelnd die Treppe hinunter. Es war alles so schnell gegangen. Eigentlich hätte er es ca selber sagen können. Ein bit- tere Enttäuschung übermannte ihn. Nun war die letzte, allerlei,,. M,- legenheit vorüber. Er blieb unten im Stiegenhaus stehen. . . ärgerlich. lin dem üor vor ibm klirrt, in Drücker. Es wurde hastig aufgcsto ßen. eine große, schlanke, iunae Dm hob sich mit ihrem weißen Tellerhut von der Helle des Glasfensters ab und stürmte achtlos mit atitn1t,m Kops an ihm vorbei, so hastici. das. er das ' Weben und Feaen ibm I rasch bewegten Rockfatten. wie einen Hauch verspürte. Er sah ihr scho. ' nes. düstere? Profil. Ein freudiger ! Schrecken durchzuckte ihn. Er hatte ! gerade noch Zeit, halb vor sie hin zutreten, ehe sie die erste Treppen ! stufe gewann, und seinen Hut zu ! lüften. I juinn gnaoiges gramem. . . ! Sie schaute auf. Nun erkannte sie ! ihn. Sie wurde noch bleicher, alö sie i schon war. In ihre dunklen Augen kam ein feindseliger, kalter Schim i mer. Sie maß ihn kurz, beinahe ; verächtlich, neigte hochmütig das :. Haupt und wollte weiter. .Bleiben Sie doch einen Augen i blick stehen, gnädiges Fräulein!" , , Sie hemmte zögernd den Fuß. Er ; fuhr fort: .Und geben Sie mir wenigstens die ; and. . Sie tat es mechanisch. Er sah v r . : ; t . tm . durch den Schleier ihre vom Wei nen geröteten Augen. Er empfand durch die Kälte des Handschuhs das Zittern ihrer Finger. Er ver W; . j und schauen Sie mich nicht so ! bose an, Fräulein von Teuffern! Es tut mir weh! ... Ich verdiene : as nicul: . . .Ich kann doch nichts : dafür! Ich habe mein Bestes getan ! . . . !ie i aucy. . . i 3sl' gewiß! Verzeihen Sie. . ." ! to,e sagte es muh,am. mit abgewand- i itm belicht. Ich bin heute fo außer i mir!. . . Ich bin überhaupt so dumm. i .Ich danke Ihnen nochmals. . . ! Leben Sie wohl. . ." Er stand so. daß sie nicht gut an ! 9m vorbei konnte. ! j"m- Noch nicht! Ich möchte mich doch vor Ihnen rechtfertiaen, Ich weiß nicht, was der Herr Leut- ltttn ,d) habe mir lede Miihi ge- . f. . . . I fV 5 " . uei'cni aj oaoe lym zugeredet wie einem Freund, nicht wie einem künf j tigen Angestellten. Es ist sonst nicht mein Brauch. Iwan Fedoersen und r ' . , ..k ... . ' . vyiie lausen niemandem naq. Jcy tat es wegen Ihnen! Aber que faire? Er wollte nun einmal nicht. Ihr Herr Bräutigam muß ja wissen, was er tut. Sie warf den Kopf zurück. Bitte, nennen Sie ihn nicht mehr meineu Bräutigam!" Sein Stutzer bemerkend, fügte sie hinzu. Ich habe vorhin die Verlobung gelöst. Es ist aus zwischen ihm und mir. . ." .Aber, lein. . ." mein gnädiges Fräu- Aus für immer!. . . Sie ahnen nicht, welche Ueberwindung mich das kostet, hier zu stehen und noch ein mal mit Ihnen zu sprechen, nachdem ich mich fo weit vergessen hab'. . . . . Aber Sie sollen es wissen, daß ich mir nicht alles gefallen lasse! vielen vergeblichen Gang nach dem Tatterall verzeihe ich ihm nie. Er wollte Ihre dargebotene Hand nicht haben. Dann braucht er meine auch nicht! Wir haben uns vorhin für alle .jeit getrennt. . . Sie nickte ihm traurig zum Ab- Ichicd zu. Uno seien Sie nicht böse, daß wir ti.: f . .. , . jk um iuimii ltcinen morgen ve- lattig. haben. Ihnen mögen ie to mi,cl) eriazienen e,n. In unercn verya'tnissen bedeuten sie das Le- v?,i selber. Oder haben es bedeu te!." ic wollte gehen. Karl Feddersen war o betrofsen, daß er kaum die ?.i"rte fand. Ja. . . und was wird denn nun, gnädiges Fraulem? Margarete von Teuffern zuckte die !'cilc.n. Was soll denn jetzt werden?" Dann setzte sie hinzu: Nächste Woche fahre ich zu niei ner Tante nach Kllstrin. Ich komme eben vom Telegraphenamt. Ich habe Uy: eine Depesche geschickt, um mich anzumelden!" Und was tun Sie in üstrin?" Nichiö." Warum gehen Sie denn dann erst bin?" Irgendwo muß man doch sein. . . Es ist ja ganz gleich, wo. . . Denn hier hab' ich alles so dick bis an den Hals. . . aber auch alles. . . Gott verzeih' mir die Sünde. . ." Sie stand jetzt schon auf der Mitte des ersten Stiegenaufgangs. drei Stu fen höher als er. Er konnte ihr nicht gut weiter folgen. Sie sah mit ihrem schönen blassen Gesicht auf ihn hin unter und neigte noch einmal leicht das Haupt. .Also gute Reise. Herr Fedder sen. Und tragen Sie mir nichts nach!" Ohne seine Antwort abzuwerten, stieg sie die Treppe hinauf. Rasch und elastisch, die rechte Hand lässig auf dem Geländer, mit der Linken ihr dunkles Kleid raffend. Dann war sie verschwunden. Karl Fedder sen sah ihr immer noch nach. Er kam nur langsam wie aus einem Traum zu sich, trat auf die Straße hinaus. winkte der nächsten Droschke und fuhr ins Hotel. Sein reiches Zimmer dort schien ihm kahl Mnj ode. die Straßen drau ßen grau, ihn selber fröstelte. Er war in einem Zwiespalt von Unge- Ouio, wegzukommen, und Unent schlossenheit. zu bleiben,, von Ggen- Humor, sich und die ganze Sache flU cherlich zu nehmen, und wieder von einem so trostlosen Weltschmerz, daß er am liebsten an seinem Schreibtisch, vor dem er saß, in helle Tranen au gebrochen wäre. Er haßte die Schriftstücke, die da lagen diese Depeschen die Firmenaufdrucke diese Zahlenreihen . . . immer die gleiche Tretmühle. . . man war eine Recheitmaschine. ... man hatte nichts vom Leben. Mit stillem Ingrimm musterte er einen dicken, eben auö Paris eingekoffenen Brief. Da schrie der Bruder Sascha schon wie der. Er schrieb jeden Taa. den Gott werden ließ. Ober vielmehr: die Firmci rief: Ewig die Firma: Die alte Leier. . . Geschäfte. . . Geschäfte hier. . . Geschäfte dort. . . Geschäfte überall. . . Karl Feddersen stand hestig auf i und stampfte mit dem Fuß. Herrgott, l a c . : i r'r.i t iuciiii mini ca oe! realem icyi oe trachtete: das war ja nur Dummheit Gewohnheit Gedankenlosigkeit: diese ewige RUcksichtnehmerei auf die Firm und die Brüder. Er war mündig. Er konnte tun und lassen, was :hm beliebte. Niemand hatte ihm Borschriften zu machen. Niemand. Aber auch niemand. Dann sagte er sich: .Nur kaltes Blut! Es tut Dir ja auch keiner et was! Halte Du Dich nur selbst im Zaum!" Und im selben Augenblick stand schon wieder Margarete von Teufferns Bild vor ihm. Und mit ihm ein wundervoller, atemloser Schrecken: .Nun ist sie ja frei. . .! Du hast es aus ihrem eigenen Mund gehört:. . . Du konntest Dein Glück probieren. . ." Es durchzuckte ihn: Wenn Du ihr nun schriebst?. . Aber was? Doch nur das eine, ob sie Deine Frau werden will. . . Er zitterte. Aus einmal war das alles in greifbare Nähe gerückt! Ach. Unsinn. . .ihr schreiben . . in der Berfassung, in der sie war. . . gedemlltigt, wie sie sich durch ihn fühlte. . . ein Fremder wie er. . . Sie antwortete ihm womöglich gar nicht. . . Uno überhaupt. . . dazu dachte er zu sehr als Dreiviertel.Pariser, der er war: in solchen Dingen wandte man sich nach französischer Sitte zu erst an die Eltern und ließ das Mädchen aus dem Spiel. Vater und Mutter kannte er nicht. . . nein. . . er rief den Diener und ließ ihn für die Nise weiter packen. Er war jetzt ruhig. Er fühlte es mit Trauer. Er hatte es hinter sich Er war ver nü'iftiger, als er gedacht und gehofft. Morgen war er in Paris. Er raffte die letzten Schriftstücke, auf seinem Schreibtisch zusammen, um sie in die Geschiftsmappe zu stecken. Da war der Zufall wieder. Da lag. ein wei- ßer ogen. Adolphe!' Monsieur. . ." Ist mem Eoupö für den Nord. Expreß reserviert?" Noch nicht. Monsieur!" Wc'.ruir dmn?" Der Beamte unten meint, Mon sieur bestellte, ja doch im letzten Au genblick immer wieder ab. Er wolle lieber noch warten. . ." Karl Feddersen wurde zornig. Der Herr unten hat gar nichts zu meinen! Gehen Sie sofort und bele gen Sie die Plätze. Diesmal reise ich be'timmt!" Er sah dabei gereizt, sich eine Zi garetl' anzündend, in das glattrasier te Lakaiengesicht ihm gegenüber. Es ging ihm durch den Sinn: Ob der Kerl wohl etwas ahnt? Anmerken konnte man seiner stoischen Ruhe nichts. Man hörte es kaum, wenn er, wie jetzt, die Tür hinter sich schloß. Karl Feddersen sah um sich. Er w.r allein. Drüben lag der Bo gen. Und gleich darauf setzte er sich an den Tisch, warf seine Papyros fort und begann mit vorgebeugtem Kopf, hastig, in seiner fließenden Kauf mannshand, wie um ein wichtiges versäumtes Geschäft nachzuholen, 'u schreiben: ,Euer Exzellenz! Es ist mir nicht vergönnt. Euer Exzellenz persönlich bekannt zu sein. Trotzdem wage ich es. mich an Sie zu wenden. Ich hege einen Wunsch, des sen Unbescheiöenheit niemand besser ?ennt. als ich selbst. ?!ch möchte Si, bitten, mir Gelegenheit zu geben, wäh rend der Zeit, die ich noch in Berlin zu bleiben gedenke, in Ihrem Hause verleirrn zu oursen. Diese Bitte ich aebe es iu hat etwas Befremdendes für ein Ihnen Unbekannten, einen Ausländer. öer nur oaoura) mit Ihrer Familie in flüchtige Berührung aekommen ist daß er sich nach Kräften. afr nk. seine Schuld vergeblich bemüht hat. einen ihm von Ihrem Fräulein Sn itt ausgesprochenen Wunsch zu erfül- r. Ich bin untröstlich, dak a-r,ik durch diesen an meine Person ge knüpften Zwifchenfall br . ri,in Tochter, wie sie mir selbst vorbin einer zufalligen Begegnung auf der Treppe Ihres Hauses sagte, veran .aßt worden ist sich wieder als völ 'g frei zu betrachten. Anderseits wurde ich ohne diese Wendung nie ?en Mut und das Recht zu der Bitte aben daß Sie und Ihre verehrte yxm Gemahlin mir Ihr Haus öff nen um mich kennen zu lernen. Und n dieser Andeutung ist wohl auch der Zweck mein's BriefcZ klar hüllt .." Es räusperte sich inimer je:".and hinter ihm. Adolphe stand da. .Hier die Billette. Monsieur! Ich habe sie gleich beznblt!" Sehr gut! Geben Sie her!" sagte Karl Feddersen. zerriß sie geschäfts m'.s;ig, warf sie in den Papierkorb, winkte dem Diener, der keine Miene verzog, wieder zu gehen, und fuhr eilig mit dem Schreiben fort: Zu meiner Einführung bemerke ich. daß ich Mitteilhaber einer in meh :eren Staaten Europas domizilieren de'i Weltfirma, des Hauses Iwan feddersen und Söhne, bin. Ich selbst ivohne für gewöhnlich in Paris. Ich bin ein reicher Mann. Ich glaube nicht, daß meine künstige Frau sich je irgendeinen Wunsch würde versa .len müssen ... Mein seliger Bater war in Ruß land Kaufmann erster Gilde. Koin 'inerzialrat und erblicher Ehrenbürger. Ich gehöre mithin einer hochangesehe ner Familie an. Inwieweit nun. was wichtiger ist, meine Persönlichkeit für mich spricht, das erproben zu dürfend ,st die Bitte dieser Zeilen, die ich in de? Hoffnung, hierdurch ganz korrekt zu verfahren, nur an Eure Exzellenz, .llchr an Ihr Fräulein Tochter richte. dc.'c!i augenblicklichen, bekümmerten leiutszlistand niemand mehr bedau ttv und ehren kann als ich. Ich wür de auch mit meinem Ansuchen an Sie noch eine taktvolle Frist gewartet ha bei,. Aber die vielen Geschäfte mei i', Hauses, deren Sklave ich mehr bi'.' nls ihr Herr und die mich von ei::?r Stadt zur andern treiben, rau bei' mir die Möglichkeit, hier ruhigere Tage abzuwarten. Zu jeder weiteren Auskunft finden inich Eure ExzellenS stets willig be reit. Ich bitte. Ihrer Frau Gemahlin meinen Respekt zu Füßen legen zu dürfen und sich der vollkommenen Hochachtung versichert halten zu wol len mit der ich bin Euer Exzellenz ergebenster Diener Karl Feddersen.' Der junge Millionär schloß das Schreiben, adressierte es und trug es stillst hinunter. Bor dem Hotel gab er es eigenhändig einem Nadfahrdienst mann zur sofortigen Besorgung. Er trat mit bloßem Kopf unter die über wölbte Vorfahrt und sah durch die Laternenhelle des Pariser Platzes 'die rote Mütze des Boten, den weißen Schein des Briefes nach dem Dunkel oes Tiergariens zu entschwinden. Ein Stein fiel ihm vom Herzen. Er war aus einmal ganz klar mit sich. Er be griff nicht, warum er diese Zeilen nicht gleich schon heute nachmittag geschrieben hatte. Das alles mußte ja io sein... 7. Der Generalleutnant z. D. von Teuffern, ein kleiner, alter Herr mit weißem Schnurrbart, saß am nächsten Mittag in seiner Wohnung, die Zi garre in der einen den Brief Karl Feddersens in der anderen Hand. Er wog ihn zweifelnd und mißtrauisch, wie eine Bombe die ein friedlicher Spaziergänger unterwegs gefunden, schüttelte den Graukopf, rückte den goldenen Zwicker auf der scharfgebo aenen Nase zurccht, prüfte noch ein mal die Unterschrift und murmelte: Feddersen ... hm . . . Fedder sei, Dann wandte er sich zu seiner Frau, die neben 'hm saß: Bor allem, Mutter, sag' der Grete :ein Sterbenswort!... Wo steckt sie denn?" f (Bit liegt immer noch im Bett! Sie macht mir auch nicht auf. wenn ich klopfe." . So geht das heutzutage!" Der Genera! wurde in seiner Ratlosigkeit plötzlich streng. Wenn ich denke, wie wir verlobt waren, Hildegard: nicht fünf Minuten saßen wir auf dem -vsa in oer guten i-tube. da steckte chon die olle Svinatwacktel Tante Minna, ihn- schief, Naf, hurrfi die Ture... da wurde aufgepaßt .. da kam nicht so jeder Hinz und Kunz ... mir nichts., dir nichts . dersen . . . hm... Feddersen. . wenn das nun etwa ein stellenloser Obr kellner ist. Hildegard . . he?" Avcr ich bitt? Dich!" ITn'rt ViUaU, -... . (T r v , . ,"7 icynelk ein Auslander nach Berlin, will über morgen weiter und unter anderem Handgevack meine Tochter mitncbmen ... za ... ich wundere mich ja nicht, oan die Leute auf solche Gedanken kommen, wenn meine Tochter ihen mit ihrem Anliegen bis in die Re't bahn nachläuft.. " Herrn Fedder,en trifft dabei och leine Schuld!" Nee! Das ist ja die Weschich:? . . " !ag:e Exzellenz von Teuficrn i:if .' täglich und steckte den Bries zu sich, Ader Hildegard, man k,inn sichtig genug sein! Wer weiß, w der Mann sür Geschäfte treibt.' Man liest immer von Heiratssch.'?i,'k. .Du bist grotesk. Hans!" Ich bin Vater, meine Beste 3ch lasse mir keinen Sand in de klugen streuen . . ." Antworten mußt Du jedeiikalls'" .Aber zum Kuckuck, was?" Herr und Frau von Teuksern !a. ßen betreten da. Der General äu- Ipert sich. (Fortsetzung, folitt