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p;: Mnn, der die SKdt plu wollke. Noman von GKePtck. Autorisierte Uebertragung aus Um. mwegischen van Hermann Äij (9. Fortsetzung.) Bereitwillig ließ sie ihn ein, und Jfrafl ging durch verschiedene Zim wer. die mit den sonderbarsten e genftände angefüllt waren. Krag hatte daö Gefühl, durch ein ägypti sches Museum zu wandern. Bcson ders interessierte er sich für zwei Mu kr'.en. die m einem staubigen GlaS schrank standen. Endlich kam er in Eßzimmer. Hier regierte die Wirtschafterin. Da gab eS leine Raritäten. Nur Gegen stand, wie sie in ein ordentliche Eß' zim nur gehören. Die Dame bot ihm einen Stuhl an, ttd er nahm Platz. .Warum", fragte er, .hat der Dok tor gerade in diefer Zeit an so die w, zu denken?" .Weil er Besuch auö dem Ausland hat. Ein hochgelehrter Franzose ist augenblicklich in Christiania. um mit ihm zu sprechen" , Krag empfand eine seltsame Un ! ruhe. War er einem Etwas, das er in den letzten Stunden hier und da cd.id)t halte, nahergekoinmen?. . . j-adidem er die Äirtschaft-rin ge beten hatte, sich zu ihm zu setzen, sagte er: Ich will huen erzählen aber Sie dürfen es natürlich nicht weiter sagen dag ich einem Schwindler auf der Spur bin, der .BankbetrugereitN begangen hat. Das einzige, das ich von ihm weiß, ist, daß er mehrere Tage in einem Hause in der Theaterstraße gewohnt hat oder sich da aufg.'halten hat." .Dies Haus kann das nicht sein", entgegnete die 'Wirtschafterin und schüttelte ihren Kops mit der weißen Haube. .Dessen sollten Sie nicht so sicher sein", meinte Krag. .Unten wohnt die Witwe Salmon mit ihrem Sohn, dem Schauspieler, nicht wahr?" .Ja, und bei denen wohnt niemand ur Miete. Also da kann es nicht ein." .Und der Aegyptologe kann es auch nicht sein?" Die gute Frau wurde ganz bleich. Der alte, rechtschaffene Mann!" sag te sie. Ich finde, Sie sollten nicht so leichtfertig reden!" .Und im dritten Stock?" , .Im dritten Stock wohnt der Hausbesitzer selbst mit seiner Frau, seinen beiden Söhnen und einer jun gen Dame aus Christianssund, einer Verwandten." .Das ist nicht gut das!" mur melte Krag. .Nun bin ich in die sei Straße von Haus zu Haus ge gangen, und meine Wanderung ist ganz ergebnislos gewesen. Haben auch die Leute im dritten Stock kei nen Mieter?" .Nein, es wohnt nur die junge Dame bei ihnen. Sie halt sich hier auf. um die Webschule zu besu chen." Ltrag stand auf, und mit einem re signierten Seufzer murmelte er: .Dann muß ich auch dies Haus ausgeben und zum nächsten gehen. Es ist ein lanqweiligeö Umlxrwandern. Aber hören Sie mal: Sagen Sie dem Doktor nichts davon, daß ich hier war!" .Nein, nein. Es wird ihn auch aar nicht interessieren. Auf einmal änderte Krag den Lon. er sprach nicht mehr rein ge schäftlich: .Besuchen Sie nicht bald meinen kleinen Haustyrannen? Ich habe Sie lange nicht bei uns gese hen!" .Ich möchte schon", erwiderte die Dame. .Ihre Wirtschafterin ist ja meine beste Freundin. Aber ge rade jetzt kann ich so schlecht ausge hen." .Warum?" .Weil ja der Herr Doktor Besuch hat.' .So?" .Ja, den Herrn auS Frankreich." .Wie heißt der Herr?" .Monsieur d'Albert." .Wirklich", rief Krag, .der be rühmte Aegyptologe aus Pari! Da ist sehr interessant. Wohnt er hier - beim Doktor?" Nein, er wohnt im BiktoriaHo tel; aber er kommt täglich her. Heute ißt er um sieben Uhr beim Doktor." .Dann haben Sie nicht viel Zeit". ' sagte Krag. Sonst hätte ich Lust gehabt, mir die Sammlungen ein w'nig anzusehen. Ich interessierte mich sehr für altägyptische Sachen." .Der Doktor erlaubt nie, daß Fremde die Sammlungen besehen. Auch Herr d Albert Ware nicht hm eingekommen, wenn er nicht erzählt hätte, daß er direkt au Paris hier her gereist sei, um mit dem Doktor zr konferieren. War er heute hier?" Nein, heute nicht, soviel ich weiß." Wa heißt oaö: soviel ich weiß?' Sehen Sie, der Doktor hat seine Ängelegenheitenn, und Herr d'Albert hat seine. Sie kommen einander nicht in die Quere. - E,sind .beide gelehrte Männer, die oft ,ftundentang in die tiefsten Gedanken versunken und. Damu iu einander ich! störe. hüt der Doktor Herrn d'Albert den C'chlüssel zu seiner Wohnung grje den.. Es kommt oft vor. öjj er im Zimmer sitzt, wenn ich komme, um Briefe hinein;ub:wgen. und daß er weggegangen ist. ohne daß ich davon w'iß.': .Dann sitzt er vielleicht diesen Au genblick drinnen?" .Nein, das tut er nicht, ich war nämlich eben im Zimmer. Und da war e: nicht da." .Dann könnte ich vielleicht an ei nem andern Tage wiederkommen and mir die Samm,ungen ansehen?" .Wenn ich nur darf . ." .Sie dürfen schon. Sie kennen mich ja. Dann steige ich rineS Ta ges zu Ihnen hinauf, wenn der Doktor nicht zu Hause ist. Sollen wir sagen: eines Nachmittags um vier Uhr?" .Ja. um die Zeit ist er nie zu Hause. Aber wenn ic nur darf. . ." Asbjörn Krag sprach nicht mehr davon. Er tat. als wäre es abge macht, daß er kommen könnte, und verabschiedete sich von der liebens würdigen Wirtschafterin. Er verzichtete auf eine nähere Untersuchung des Gebäudes, und als er auf der Straße war. stieg er in ein vorbeikommendes Automobil ein und fuhr zum Telegraphenamt. Nach dem er einen Augenblick nachgedacht hatte, schickte er folgendes Telegramm an einen ihm bekannten Beamten der Pariser Polizei: .Untersuchen Sie. ob es einen Gelehrten in Aegyptologie gibt mit Namen Armand d'Albert. Wenn nicht, pb es einen andern Ge lehrten in Aegyptologie gibt, der in dieser Zeit nach Christiania gefahren um Studien in nem Privatmu seum zu machen." Hierauf begab er im ins Biito ria-Hotel. wo er schnell feststellte, daß dort seit einiger Zeit der fran zösische Gelehrte Amand d'Albert wohnte. Dieser Mann war etwa fünfzig Jahre alt, hatte einen leicht ergrau ten Bart, trug scharfe Jöriuengiai und war. alles in allem, der Typus des gründlichen, forschenden Gelehr ten geistesabwesend, genau, korrekt. Er kam zu bestimmten Zeiten und bewegte sich überhaupt wie ein Uhr werk. Er hatte wichtige Lgyptologi sche Gegenstände auf seinem Zim mer und hatte aufs strengste Befehl gegeben, daß kein Fremder Zutritt fände. Aber wenn d'.e Polizei es wünscht", sagte der Portier, so. . ." Nicht d,e Polue, tragt nach ihm. sagte Krag, .sondern ich personlich. Ich wünsche, mit ihm über eme rein wissenschaftliche Frage zu kon ferieren. .Sehr wohl. Der Portier vl,n zelte listig. .Ich verstehe, also es ist nicht die Polizei, die kommt." Inzwischen war es halb sieben ge worden, und Asbjörn Krag suhr nach Hause. Auf seinem Schreibtisch fand er einen Bericht des Polizeichefs. Man hatte die Untersuchung in der Rat hauLstraße beendet und die wertvoll sten der gestohlenen Möbel des Po lizeichefs gesunde. Im übrigen war daö Nest leer. Keiner der Verbrecher hatte sich sehen lassen. Die Polizei hatte aber Wachen ausgestellt. Auch lein einziges Papier war ge funden worden, mit dem man die merkwürdige Bande, die so plötzlich ihre Tätigkeit nach Christiania ver legt hatte, hätte identifizieren kön nen. Krag legte den Bericht beiseite. Es war erstaunlich, wie er auf einmal die Äeschwindiakelt und Energie verlo ren zu haben schien, die sonst sein ganzes Arbeitstempo kennzeichneten. Em Mann, der ihn gut kannte. würde gedacht haben, daß er auf ein mal festgefahren war, weil er erkann te. daß neue Menschen hinzugekommen waren. In Wirklichkeit hatte die Sache an diesem Nachmittag eine vollkom men neue Wendung genommen und einen ganz anderen Charakter erhal ten. Sie interessierte Krag mehr als je, aber er fand, vag er weiter von der Losung entfernt war ms zu vor. Er war auf einmal nicht mehr so eifrig darauf bedacht, den Führer der Bande zu erwischen, den berühmten Monsieur .Raspail", den kranken Franzosen, der so geschickt aus dem Automobil geflohen war. Als er nach dem Essen nachdenklich dasaß und seine kurze Pfeife rauchte, kam seine Wirtschafterin ins Zim mer und brachte ihm ein Tele gramm. Krag öffnete eö. Es war ein, Stadt iklegramm. und der Inhalt versetzte ihn in daö größte Erstaunen. Da stand folgendes: .Ich danke Ihnen für die Mittei lung, die Sie mir von dem Gefange nen in Zelle Nr. 34 überbracht haben. Geben Sie gut acht auf den Ordens stern in Ihrer linken Schreibtisch, schublade. , Der Gesuchte." Krag laS das Telegramm mehr malS durch. Je sorgfältiger er den Inhalt studierte, desto erstaunter war er. Der Gefangene in Nr. 34 war Ferro. Aber hatte er Krag von dem verhafteten Schwindler . eine Witte! lung Lberdracht? Und wem? Wer war der besuchte? Da Telegramm muß von dem Führer der Bande kommen, dachte Krag. Dann fing ti wieder an nach zudenken über das, was an diesem Nachmittag geschehen war. Er verweilte besonders bei zwei Punkten. Bei dem sonderbaren Ber halten des Verhafteten, als er stol perte. Und dann bei dem Ge dränge an der Ecke der Möller und Foungstraße, als er. Krag vorbei kam. Krag erhob sich. Ja, es war trotzdem wahr. Er selbst, der Detektiv, hatte, ohne eS zu wissen, dem Führer der Bande eine wichtige Mitteilung überbracht. Siebente Kapitel. In den nächsten Tagen setzte Krag seine speziellen Untersuchungen mit großem Eifer fort. Bei der Poli zeibehörde wunderte man sich dar über, daß er sich anscheinend so we nig für die Vernehmung der ver hafteten Betrüger interessierte. Er ließ sich fast nie sehen, um den Ber hören beizuwohnen. Er wanderte ganz allein herum. Bon Zeit zu Zeit tauchte er an den merkwürdigsten Stellen in der Stadt auf. Die Kriminalbeamten erzähl ten, daß sie ihn mehrfach getroffen hätten. Einmal hatte man ihn be obachtet, wie er die Ziegeleiwerke umschwärmte. Ein andermal am Hafen, eifrig damit beschäftigt, das Einladen auf einem nach Antwer pen bestimmten Dampfer zu verfol gen. Auf seinen Wanderungen unter nahm er nichts Besonderes. Er sah nur zu und stellt seine Be trachtungen an, sonst war er schweig sam und verschlossen. Auf der Kri minalabteilung erzählte man auch, er hab? sich im Biktoria-Hotel ein logiert. Im übrigen bildeten 'die beiden Berhtifteten einen wahren Schrecken für den Untersuchungsrichter. Sie hatten tausend Ausflüchte, verfielen auf die wunderbarsten Dinge, .um Verwirrung in die Sachlage zu bringen, und der Richter sah nir gendwo Licht in diesem ChaoS. Alle beide schienen entschlossen, eine bestimmte Rolle zu spielen, um dem Gericht die Arbeit unmöglich zu machen. Der Italiener trat in dieser Ko mödie als vollendeter Dandy auf. Beim Beginn jedes Verhörs trug er eine Beschwerde über die schlech te Verfassung seiner Zelle vor, über die schlechte Seife und die elenden Toilettengegenstände. Kopfschüttelnd betrachtete er seine Finger und Lu ßerte sich unwillig darüber, daß man es ihm nicht ermöglichte, ferne Nägel zu pflegen. Und brachte man ihn endlich da- zu, von den Gesetzesübertretungen zu sprechen, deren er verdachtig war, 'so fing er an, zu prahlen und zu lügen, daß der Untersuchungsrichter sich nicht zu helfen wußte. Zwei Tage verstrichen, und während des Verhörs wiederholte er an beiden Tagen, daß er die Absicht habe,, zu fliehen. Der rothaarige Kellner spielte eine ganz andere Rolle. Er hatte sein Gesicht in die allerdummsten Fal ten gelegt, die der menschlichen Mi mik überhaupt möglich sind. ' Wenn er nach feiner Mittäterschaft bei den seltsamen und verwegenen Dieb- stählen gefragt wurde, stellte er sich zunächst, als ob er gar nicht ver stände, wonach man ihn fragte. Dann tat er erstaunt, daß man ihn für etwas anderes hielt als einen Kellner. An dieser Mauer fingier ter Dummheit prallten die Fragen des Richters ab wie Hagelkörner an einer Bergwand. Und doch fand der vernehmende Richter, daß man mit den haarsträubenden Lügen des anderen besser fertig wurde, als mit dem Bertilten dieses Rothaarigen. Unter solchen Umständen wartete man mit Sehnsucht daraus, daß As björn Krag sein Schweigen brechen würde, oder daß ein Zeichen von der internationalen Polizei käme. Man wußte, daß Krag in der Sache eine Spur verfolgte, von der keiner eine Ahnung hatte. Und man wußte, daß die Kriminalpolizei in London und Paris Untersuchungen anstellte, um möglicherweis etwa über das frühere Leben der Verbre cher zu ermitteln. So , war es verständlich, daß so wohl der Untersuchungsrichter wie der Polizeichef ungeduldig waren und in Verzweiflung gerieten, als sie unter der Hand erfuhren, daß Asbiorn Krag sich augenblicklich be sonders für Lgyptologische Studien interessierte. Er hatte lange Konfe renzen mit dem Gelehrten der Uni- versitat über voragyptische Funde ae habt. Das erzählte einer der Pro sefloren dem Polizeichef voll Bewun derung auf der Straße, allerdinas zugleich nicht ohne Erstaunen über diese plötzlich aufgetauchten Jnteres, sen des Detektivs. Sobald der Polizeichef Krag wie vertrat, interpellierte er ihn darüber, Ich studiere d,es Dinge zum ret nen Zeitvertreib ' sagte Krag. .Zeitvertreib?" fragte der Chef erstaunt. .Ich kann nicht gerade . v v c e& . Iinoen, oa ir augenoiiaitco. AN la haben, sich zu langweilen." .Da hab' ich auch nicht," erwi derte rag. .Wollen Sie sich nicht auch etwa für unsere liebenswürdigen Freun de interessieren?" .Ich denke an nichts anderes. erwiderte der Detektiv. Ter Polizeichef sah ihn erstaunt an. ,Krags Augen fielen ihm auf. Er hatte fchon früher einige Mal diesen Ausdruck darin beobachtet. Ter Blick des Detektivs war zu gleich tief, müde und suchend. Er zeigte, daß Krag nicht schlief. Und so kam der Chef aus den bestimmten Verdacht, daß Krag auf wunderbaren Wegen die Wahrheit zu finden suchte. Er verließ sich vollkommen auf ihn und wartete ab. Aber seine Spannung stieg. In dieser Sache handelte es sich nicht so sehr um Tage, als um Stunden. Eine seltsame Unruhe war über die sonst so friedliche und all tägliche Kriminalabteilung gekom men. Ununterbrochen wartete man auf Telegramme und Mitteilungen. In der letzten Zeit hatte man unge fahr jeden Abend Meldung von irgendeinem Verbrechen erhalten, daS begangen worden war. Dann je doch trat mit der Verhaftung der drei Männer eine unbedingte und unheilschwangere Stille ein. Sie wirkte ungemein niederdrückend, weil man wußte,' daß der Fuhrer der Bande, jener merkwürdige Mensch, der sich Raspail nannte, noch auf freiem Fuße war. Wo war er? Welche Pläne verfolgte er? Wie konnte er Asbiorn Krag entgehen, der doch das verhältnismäßig kleine Christiania wie seine Tasche kann te? Das waren die Fragen, die man sich stellte, und als von Stun de zu Stunde statt einer Antwort das unheilverkündende Schweigen sich fortsetzte, stiegen die Verwunde rung und Spannung bis zur Un ruhe. Man hatte das Gefühl, macht los zu sein gegenüber diesem rätsel haften Menschen. Man verstand, daß die Bande, die mit so bemerkenswerter Kühn heit vorangegangen war, einen gro ßen Verlust erlitten hatte, aber man hatte doch zugleich die Ueberzeu gung, daß sie nicht ganz gesprengt war. Eben, darum wirkte di Stille so drückend. Und eben darum kam es wie eine Art Befreiung, als endlich am Nachmittag des zweiten Tages be kannt wurde, daß die Bande wieder ein Lebenszeichen von sich gegeben hatte. Zum erstenmal war einer ihrer Anschläge mißglückt. Und dieser Fall erregte den wenn auch nur schwachen Verdacht des Polizei chcfs. daß es der Polizei dennoch gelungen sei, in dem Italiener Fer ro den Hauptmann zu verhaften. In einem Juwelierladen de? ve lebtesten Straße war ein Diebstahl begangen worden. Aber der Täter war so plump vorgegangen, daß er auf der Stelle erwischt wurde. Er hatte sich als Abgesandtender Gräfin Esterhazy ausgegeben, die nach feiner Angabe im Grand-Hotel wohnen sollte. Mit einer Legitima tion von ihr ging er in den Laden, um einige Schmucksachen in Au genschein zu nehmen. Da der Mann sehr sicher auftrat und im übrigen keinen schlechten Eindruck machte, hegte man keinen Argwohn ihm gegenüber. Aber während er einen Schmuck aus einer größeren Kollektion aus suchte, die man ihm vorgelegt hatte, bemerkte einer der Geschäftsange stellten, wie er einen Diamantring in die Tasche steckte. Der Angestell te benachrichtigte in aller Heimlich keit den Geschäftsinhaber, und er wurde zur Polizei geschickt. Ein Kriminalbeamter war schnell zur Stelle, und war sich gleich klar dar über, daß ein einfacher Diebstahls versuch vorlag. Man fand ja den Diamantring in der Tasche des Mannes, und trotz seiner unwilli gen und übertriebenen Proteste wurde er nach der Polizeiwache ge führt. Solch ein Fall hatte an sich nichts Interessantes an sich, aber bei der Untersuchung der Personalien deS Mannes fand man ihn im Besitz einiger Visitenkarten, die in der Kri minalabteilung Aufsehen erregten. Als der Ring gefunden wurde, hatte eS ja keinen Zweck mehr, da Verbrechen zu leugnen. Der Mann machte auch keinen Versuch dazu. Stumm stand er vor dem ver nehmenden , Beamten und tat, al verstehe er keine Silbe. Er behaup tete. Vinner zu heißen und au dem Elsaß zu sein. Mehr war nicht aus ihm herauszubringen. Dagegen wurden die Kriminal schutzleute durch allerlei merkwürdige Manöver auf ihn aufmerksam. Er versuchte nämlich, ein kleines Paket hinter den Ofen zu schmuggeln. Ei ner der anwesenden Kriminalbeam ten holte daS Päckchen wieder her vor. E enthielt etwa zwanzig Visiten karten. Auf allen stand: Der Mann, der Christiania plündern will." Die Karten waren mit einer Handdruckmaschine gedruckt, und die einzelnen Buchstaben standen schief zueinander, sie waren , offenbar von einer unkundigen Person zusammen gesetzt. Nach dieser Entdeckung würd da Verhör lebhafter, und e wurde der heftigste Druck auf den Verhafteten ausgeübt, um um zu vcwegen, uaj näher zu äußern; aber er bewahrte hartnäckiges Schweigen. Es ward nach Krag telefoniert und hcruingeschickt; er war nirgend wo zu finden. Da blieb schließlich nichts übrig, als den Mann in eine Zelle zu brin gen. die möglichst weit von der Fer ros entftrnt lag. Um acht Uhr abends sand man endlich Asbjörn Krag. Er war eben von einer seiner geheimnisvollen Er Petitionen zurückgekehrt. Man be nachrichtigte ihn sofort von dem Vorgefallenen. Merkwürdigerweise schien es ihn nicht im allergeringsten zu interessieren. AIS der Polizeichef ihn fragt, was man denn nun unternehmen solle, erwiderte er bloß, man solle gar nicht? unternehmen.' Er wartete darauf, daß sich etwa ereignen würde. Und dieses Ereig nis trat auch ein. In dem Besitz deS verhafteten El fässers fanden sich außer den sonder baren Visitenkarten auch einige Brie fe. die an Monsieur Charles Thol Ion, postlagernd, Christiania, adres siert waren. Die Polizei ließ , den in Betracht kommenden Beamten der Ausgabe stelle des Postamtes holen, und die ser erkannte in dem Verhafteten den Mann, der die an Monsieur Thollon adressierten Briefe abgeholt hatte. Die Ungeschicklichkeit des Betrügers war ausfallend. Erstens hatte er sich überaus plump angestellt, als er den Diebstahl in dem Laden be ging, ferner war es höchst unklug von ihm, die kompromittierenden Visitenkarten bei sich zu tragen. Noch törichter aber war es von ihm gewe sen, einen verkehrten Namen anzu geben, Obwohl er wissen mußte, daß seine Taschen untersucht werden und sich darin Briefe finden würden, aus denen hervorging, daß er sich zu einer früheren Zeit jedenfalls Charles Thollon genannt hatte. Diese Kette von Torheiten erschien der Polizei reichlich stark, und als Asbjörn Krag erschien und das Er gebniS des Verhörs erfuhr, lächelte er. Krag ging zu ihm und betrach tete ihn sehr genau. Aber der Ver haftete verzog keine Miene. Er starr te bloß blöde vor sich hin. Sein Ge sicht drückte in diesem Augenblick einen solchen Grad von konzentrier ter Dummheit aus, daß Krag sogar geneigt war, zu glauben, daß , er nichts anderes als unverbesserlich dumm sei. Der Sicherheit wegen telefonierte einer der Schutzleute nach dem Gran? Hotel, um bei der Grafm Ester hazy Erkundigungen einzuziehen, da der Dieb ja angegeben hatte, in ihrem Auftrage gehandelt zu haben. Natürlich wurde geantwortet, die Dame, habe keinerlei Einkakf in irgendeinem Juwelierladen beabsich Hat. Nachdem der Polizeichef sich mit Krag beraten hatte, einigte man sich auf ein: Konfrontation Thollons mit dem verhafteten Italiener. Wenn man auch nicht glaubte, daß sie zu einem Resultat führen werde, fo war die Sache doch wohl einen Ver fuch wert. Zwei Schutzleute wurden ausge- sandt, um den verwegenen, lebhaften Italiener zum Verhör zu holen. Inzwischen führte man Thollon etwas beiseite, damit Ferro ihn nicht sofort sehen sollte. Es war für die Polizei am vorteilhaftesten. einer unerwarteten Begegnung bei- zuwohnen. Monsieur Thollon verstand gar nicht, was man nun mit ihm vor hatte, das konnte man an seinem dummen Gesicht deutlich erkennen, Er leistete den Anordnungen der Be amten nicht den geringsten Wider, stand. Er war erstaunt, aber willig, Man stellte ihn zwischen die Wand und einen Schrank, so daß er ver steckt stand, und befahl ihm. sich vollkommen still zu verhalten, bis er gefragt werden wurde. Kaum war man fertig mit die- sen Vorbereitungen, als die Tür sich öffnete und der kleme, slmke Jta liener eintrat, geführt von den bei den Polizisten. Er begrüßte die Anwesenden höflich, wenn auch in zwischen gemessen, und als er AS björn Krag erblickte, flog ein leich- teS Lächeln über sein Gesicht. .Wir mögen gerne wissen." frag te der Assessor, der die Vernehmung leitete, .ob Sie fetzt nähere Erkla rungen abzugeben wünschen?" Der Italiener zog die Augenbrau en in die Höhe. Warum gerade jetzt?" fragte er. Es ist ein Ereignis eingetreten, das eS als das Vernünftigste er- scheinen läßt, daß Sie die volle Wahrheit sagen. Der Italiener lächelte: .Dann sind wohl Nachrichten über mich auS dem Ausland eingetroffen, zum Bei spiel aus Paris oder Rom?" .Was glauben Sie selbst von die sen Nachrichten? Glauben Sie. daß sie günstig für Sie lauten werden?" .DaS kommt darauf an, von welcher Seite man die Sache be- trachtet. Von welcher Seite?" .Ganz recht, von welcher Seite der Schranke, meine Ich. Ich Ut voraus, dak Sie aus PaiiZ b".: Bescheid über mich erhalten ty'btn. Die Parlier Pchzei arbeitet ,ehr rasch. Wenn die Charakteristik lau tet: Er ist ein sehr gefährlicher, der wegener Dieb, ein frecher, geriebener Verbrecher, der imstande ist, alle Menschen anzuführen, sogar die klüaiten wenn die Charakter, nr so lautet, dann möchte ich, der ich diesseits der Schranke stehe, behaup ten, daß die Clirakterlstik für mich günstig ist. Ich würde eine solche Kennzeichnung zu schätzen wissen und mich geschmeichelt fühlen. Sie dagegen, die Sie jenseits der Schran ke sitzen, wurden sagen, daß diese Charakteristik nicht günstig lautet. So meine ich es. Es ist unmöglich, sich in einem solchen Fall bestimmt auszudrücken, wo die Menschen die Verhältnisse so verschieden beurtei len." . .. Als der Italiener diese merkwur dige Rede beendet hatte, sah er sich mit einem stolzen Lächeln um, wie um Beifall zu ernten. Die Beam ten waren ein wenig verblüfft; daS war eine Philosophie, die man der einer Vernehmung nicht zu hören gewöhnt war. Anstatt ihm zu widersprechen, gab der Assessor einen Wink, und pldtz lich stand der Italiener von Ange sicht zu Angesicht Herrn Thollon ge genüber. Die Wirkung war stärker, als die Beamten in ihren wildesten Hoff nungen erwartet hatten. Auf den Gesichtern beider Verbre cher prägte sich der höchste Grad von Erstaunen aus. Im nächsten Augenblick änderte sich aber der Ausdruck. Die Augen des Italieners leuchteten vor Unbehagen und Wut. Thollons Augen aber wa ren überhaupt nicht zu sehen, denn er beugte den Kopf in tiefster Ver zagtheit und Demut. Man hörte ihn in französischer Sprache murmeln: Verzeihen Sie mir!" Der Italiener betrachtete ihn eine Weile verächtlich und zuckte mit den Ackfeln. Dann wandte er sich an den Assessor. .Ist das die Ueberraschung?" fragte er höhnisch. .Eindruck scheint sie wirklich ge macht zu haben." erwiderte der As sessor. Unzweifelhaft: wenn eS Ihre Ab sicht war, mich in Erstaunen zu ver setzen, dann muß ich sagen, daß Sie diese Absicht vollkommen erreicht ha ben." ' Kennen Sie den Mann?" Ja." Wie heißt er?" Thollon. Charles Thollon." Er ist ein Kollege von Ihnen ' Ein Ausdruck unbeschreiblicher Ver achtung glitt über das Gesicht deS Italieners. ..Nein," erwiderte er. und er betonte dieses eine Wort, als ob er sagen wollte, daß nichts sal scher sei. Wer ist es denn?" Haben Sie das noch nicht ent deckt?" fragte der Italiener. Nein." Er ist der einfältigste Mann von Europa." Das ist keine Aufklärung. Sie kennen ihn doch. Er muß ja in einem gewissen Verhältnis zu Ihnen und Ihren Kameraden stehen?" Ja, in dem gleichen Verhältnis, wie ein Diener zu seinem Herrn." Soso, diese interessante Bande hält auch eigene Dienerschaft!" .Er ist der Diener des Führers," sagte der Italiener finster. Thollon zuckte zusammen und warf dem Italiener vorwurfsvolle Blicke zu. Der Assessor wandte sich an Thol lon. Ist daS richtig?" fragte er. Ein tiefer, angestrengter Seufzer kam über Thollons Lippen. .Ja," erwiderte er. Wie heißt der Herr?" Der Italiener wollte sich einmi schen, aber der Assessor verhinderte es. .Wie heißt der Herr?" wiederholte er die Frage. Der Diener beugte den Kopf und flüsterte einen Namen, jedoch so un deutlich, daß der, Assessor zum drit tenmal fragen mußte. Raspail." sagte er schließlich. Das war eine Enttäuschung für die Anwesenden, die einen andern Na men erwartet hatten. Hat Ihr Herr Sie ausgeschickt, um zu stehlen?" Der Diener schüttelte traurig den Kopf. Seine Nervosität stieg offen bar; er wurde immer unruhiger und fingerte verlegen auf der Fläche der Schranke herum. Wie kamen Sie denn dazu, zu stehlen?" . Aus mir selbst." Gut, aber warum?" .Weil ich kein Geld hatte." .Hat Ihr Herr denn kein Geld?" .Doch, viel." .Dann konnten Sie doch wohl Geld von ihm bekommen? .Nein," entgegnete der Diener, .daZ konnte ich nicht." .Warum nicht?" .Weil mein Herr mich verlassen hat." (Fortsetzung folgt.)