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1 1 Sie 9Had)t des Spiegels. DaZ Spiegelbild der primitiven Men fchen. Die LuxuSspiegel des U terthums. - Ter Siegeszüg des modernen Spiegels. Der Spie-c-elfulius. Der Hohlspiegel des Arckimedes. Bühnereffelte. Weitere Möglichkeiten. Von Dr. A.-Guthmann. Der Berliner Physwloge Ed. Tu beiz - Renmond machte sich bis an sein Lebensende ein ganz besonderes Ver gniizkn daraus, seinen Hörern den von (seifen Ende der siebziger Jahre vo rigen. Säkulums erfundenen .Phono graphen" vorzuführen. Die klein: Sprechmaschine wurde mittels einer Handkurbel angeregt und schnarrte dabei ein paar halbverschluckte, kaum verstandliche Worte. Du Bois.Rey mond batte dem Apparat das Wort Aöra Kadabra. die arabische Zauber formet einaeprägt gewißlich ein sprechende'. Beweis dafür, wie über aus wunderbar dem Gelehrten die klei ne, stammelnde Maschine erschien. Die heutige Generation wundert sich kaum noch über die glänzenden Leistunaen des' modernen Gram mophon". So lange es Menschen gibt, sparen sie sich diese Art von Ge fü'qlserres.ung vorzugsweise für das nie Erlebte, nie Erscliute. kaum Erwartet,' auf. Als der Wind zum erstenmal in ein aufgeknüpftes Segel blies, um einen winzigen Nachen in Fahrt zu bringn, wußte sich der Mensch kaum vor Erstaunen zu fas fen. Das gleiche geschah viele Jahr taufende später, als sich di? erste Lo komotive. das erste Dampfschiff, der erste Selbstfahrer in Bewegung setzte. Ter erste simple Luftballon Monzol fiers erregte nicht geringere Bewun derung, als die glücklich: Lösung d:r viel bestrittcnen Frage vom lenkbaren Lustschiff und von der jslugmaschin?. Es gab einmal ein Zeh, wo der Mensch die Eigenschaft gewisser Kör per. Lichtstrahlen in vollkommenster Weise in das Auge des Beschauers zurückzuwerfen, für ein wahrhaftes Wunder" hielt. Tie primitiven Völker wissen nichts von einem künst lichen Spiegel. Tie Erscheinung der Reflexion, die beispielsweise bei d:r Beobachtung einer klaren Wasser fläche oder eines thierischen Auges zur Geltung kommt, wird wie so vie les anderes als etwas Unerklärliches geduldig hingenommen. Man be diente sich gewiß dieser Naturerschei nung' gelegentlich auch zu praktischen Zwecken. Tie Gelehrten behaupten, daß der erste Toilettespiegel der wil den Schönen ein von keinem Wind hauch gekräuselter Wasserspiegel ge Wesen wäre. In der griechischen Sa ge ist es seltsamerweise ein Jüngling, der zu seinem Unglück diesen natür lichen Spiegel zuerst entdeckte. Der schöne Narziß. der dem Liebesflehen reizender Nymphen gegenüber kalt geblieben ist. verliebte sich bis üb:r die Ohren in sein Spiegelbild. Er glaubte anfangs, ein wirklich lebendes Wesen vor sich zu sehen, wird aber bald über seinen Irrthum aufgeklärt. Wir sehen in ihm das unübertrof fene Beispiel jener Eigenliebe, die bis auf den heutigen Tag der übertriebene Spiegelkultuz zu erzeugen vermag. Narziß wird durch seine Erkenntniß in höck'ste Verzweiflung gestützt und beschließt zu sterben. Aber die Götter haben Mitleid mit dem armen Jung !ing und verwandeln ihn Zn jene wun derschöne. duftende Blume, die uns allen bekannt ist. Der künstliche Spiegel tritt erst mit der Kultur ins Dasein. Die Men sdicit der verschiedenen Zonen dürf ten ganz nnabhättgig voneinander auf die Erfindung verfallen sein, da der Trieb, sich zu spiegeln, dem Wesen ihrer Natur eingeprägt zu sein scheint. Das Spiegelmctall der Chine sen (81 Theile Kupfer. 2 Theile Zink. !) Theile Blei) zeigt eine andere Zü salnmcnsetzung als das Spiegelmetall der Alten (08 Theile Tupfer. 32 Theile Zink). klassischen Alter, thum spielten neben den Mctallspic geln die Spiegel aus poliertem Obsi dian. schwarzem Lavaglaö eine her vorragende Rolle. Sicherlich kannten auch die Aegyptcr und ndcr seit al testen Zeiten den Metall spiegel. Die jüdischen Damen der biblischen Zeit schriiien stets einen Spiegel bei sich gc trafen zu baden, wie sich aus dem Bilchc Exodus ergibt. ES wird dort erzählt, das; Mosi'S ein kupfernes Be rfcn formte aus den Spiegeln der grauen, die vor dem Offenbarungs zelt Dicnuc thaten . . . Die großen und Reichen der Erde baben nicht lange 'gesäumt, einen möglich bohen ästhetischen Genuß aus der sckwnen Erfindung zu ziehen. Antike Hand' spiegel ans Bronze, mit vollendeten! künstlerischen Schmuck, sind uns erhalt ten geblieben. Ader man begnügte sich nicht immer mit einfachen Metallen, sondern schuf Spiegel aus Silber und Gold, ja auch aus Edelsteinen. In letz tcren Fällen kann es sich natürlich nur um kleine Instrumente gehandelt baben. Die Spiegel nahmen mit fort schreitender Zeit immer größere Dt niensioncn an. So klagt Scncca. daß die luxuriösen Damen Spiegel be' säßen, so groß wie ihr ganzer jZörpcr und gewaltig hoch in? Preise ... Dl? Tochter des alten Gncjus Scipio hätte sich für ihre Mitgift keinen Spiegel kaufen können, den zu seiner Zeit die Töchter reicher Freigelassener für ein selbstverständliches Einrichtu?Hstück hielten . . . Doch wie kostbar die alten Spiegel gewesen sein mögen, so fehlte ihnen doch gerade die Eigenschaft, die wir bei ihnen am höchsten bcwerthcn müßten: sie waren nicht imstande, ein Objekt in seiner natürlichen Farbe j wiederzugeben. Einen sehr großen Fortschritt in die j ser Beziehung bedeutete der erst im j 1t .Jahrhundert erfundene Glasspie gcl, der mit Hilfe von Zinnamalgan, j das heißt Quecksilbcrzinn, wahr scheinlich zuerst in Deutschland herge stellt wurde. Auch diese Instrumente müssen noch sehr unvollkommen geivc sen sein. Sie wurden indeß im Jahre , 1507 von Tal Gallo in Venedig in so j ausgezeichneter Weise verbessert, daß von dieser Zeit an der Siegcszug des modernen Spiegels durch die ganze Welt datiert. Jahrhundertelang er' freute sich Venedig des höchsten Rufes in diesem Zweige der Industrie, und noch heute läßt sich der Tourist ein mal über die Lagunen nach Murano rudern, um in den dort gelegenen nr alten Werkstätten die Spicgclfabrika tion zu besichtigen. Freilich ist der ehe malige Zinnamalganspiegcl durch eine französische Erfindung vorigen Jahrhunderts weit überflügelt. Die Rückwand des Glases tragt iekt bei feinen Spiegeln eine dünne Silber schicht. Der Silbcrspiegel ist ein Schmeichler. Er wirft weißes Licht mit sanft röhtlichem Schimmer zurück, während die böse Quccksilbcrschicht eine frische Haut mit einem leicht grünlichen Hauch übergießt. Der Spiezel kam für die Mensch hcit ursprünglich nur als Werkzeug der Toilette in Betracht. Dabei it ick.ästigen sich die Philosophen uuo Dichter aller Zeit mit jener strahlen den Platte, in der wir uns. scheinü,.:: gegen den Willen der Weltordnung, selbst betrachten können. Man sucht das Räthsel zu lösen, wie die Augei aller Tinge. doch sich selber anders nicht als im Spiegel sehen könm-n". Nachdem wir eine Fülle von großar tigen Naturkräften in der Neuzeit i'u'.I gedeckt haben, sind unsere Interessen von so mannigfaltigen Betrachtungen in Anspruch genommen, daß imicie philosophischen und poetischen Geoan ki nur noch selten am Spiegel das ten. Auch ist das Thema in psychio'.'.' gischem S'nn von den Altvordern in so erschöpfender Weise ausgebeutet, daß wir keine neuen Ideen mehr sin den. Da die menschliche Natur zu i:ll:n Zeiten im Kern die gleiche bleibt, so mutben die alten Seelenergüsse uns noch immer modern an; nur will uns die Tonart zuweilen etwas derb er scheinen. Stehen sie vom Schlaf uf, so ist das allererste, daß sie sich im Spiezel beschauen vielleicht zu sehen, ob das alte Ledder über Nacht nicht jünger geworden. Eben diese sefind mir wie eine Pest, die in allen Orten Spiegel hängend haben, in der Stu den, in der Kammer, in der Bettstatt, in allen Winkeln Und warum dieser Spiegelkultus? .... Es stf ein Spiegel noch so gut, er macht nicht jung ein altes Blut." Auch zu andern praktischen Zwecken findet der Spiezel im AlterthumVcr Wendung. Archimedes soll vor Syra kus mittels Hohlspiegel, durch vie :r die Strahlen der Sonne in einem Punkt sammeln, die römische Flirte aus weiter Entfernung her verbrannt haben. Im Jahre 1514 ist angeb!) von Proclus vor Konstantinopel ei:;e ähnliche That geleistet. Da man in der Neuzeit die Möglichkeit solcher Hand lunz in Zweifel zog, so suchten einige Gelehrte die Frage auf experimenrel lem Weg zu lösen. In der That a lang es dem Pariser Buffon. mit H:l fe von 400 Spiegeln noch in ein-r Entfernung von 140 Fuß Kohl: zu entzünden und Blei zu schmelzen. Es wurden in der Folgezeit noch des öfte ren wirksame Hohlspiegel konstruin. ohne besondere praktische Vortheile dadurch zu erringen. Als Zauber spiegel, ein System ic slektirender Scheiben, die zu seltsamen Sinnestäuschungen führen, wird der Spiegel auf der Bühne zu einem be liebten Untcrhaltuugvmittcl und in der Hand von Geistersehern, wie Ca gliostro, ein schreckliches Instrument des Betruges. In eigenartiger Weise wird die Macht des Spiegels in den Dienst der Jagd gestellt. Man läßt kleine Spiegel blitzen und lockt damit die Lerchen an. An Jägerlatein, das frühere Jahrhunderte freudig entge aennahmen, hat es dabei nicht gefehlt. . . Es giebt inen gräßlichen Fisch, ter auf keine andere Weife einzubrin gen ist. als daß man ihm einen Spie oel vorhält. So muß er denn seine Eräulichkeit ansehen und von Stunde an todt liegen . . . Auf dem Gebiete der Wissenschaft sollte sich der Spiegel als ein wahrer Wohlthäter der Menschheit und edler Kulturträger bewähren. Viele der Messung dienende praktische Jnstru mente beruhen auf dem Wesen der Spiegelwirkung, so auch der Sextant, mittels dessen der KurZ unsererOzean riesen bestimmt wird. Dabei ist der einfach; Spiegel oft durch ein spiegeln des Prisma ersetzt. Trotz der modernen Errungenschaft der Röntgenstrahlen, die unsere Augen in die Tiese des Organismus vordrin gen lassen können wir auf dem medi zmilchen Gebiet die Macht des simplen Spiegel.' nicht entbehren. Nur dieser setzt um in den Stand, die .Ober fläche' verborgener Körperhöhlen, wie Kehlkopf. Nase. Auge. Ohr. Speise röhr:. Magen in den Bereich unseres Gesichtssinnes zu bringen Ter Kehl !cpfsp:ccl ist ein an langem Stil be festigt rundes Spiegelchen, das. bei herausgezogener Zunge gegen den Zap fen gediückt. das Bilo des Kehlkopf innern mit den Stimmbändern in sich aufnimmt. Der Kchlkopf wurde bei einem lebenden Menschen mittels, Spiegels zum ersten Mal im Jahre 1840 gisehen. Der'Musiklehrer Ma nuel Gorcia und der Physiologe Türck waren bei ihren darauf bezüglichen Bestrebi ngen einige Jahre später noch weiter erfolgreich. Aber erst 1855 ge- j lang eZ Czermak, durch das geeignet: , Instrumentarium, durch die richtige : Methode und nicht zum wenigsten durch Anwendung eirer künstlichen Lichtquelle den Kehlkopsspiegel zu er- I finden, wie er noch heute im Gebrauch lK - ' Durch teuere, vorzüglich elektrische 1 Beleuchtung wurde in der Folgezeit die Spiegclurnersuchung und die damit verbundene operative Thätigkeit weit bequemer gestaltet. Beim Ohrenspiegel bezeichnet man als Trichter- oder auch als Spekulumspiegel das klein: Röhr chen, das der Arzt in den äußeren Ge Hörgang zwecks seiner Erweiterung schiebt. Man macht 'sich heutzutage dadurch das Trommelfell so sichtbar wie die äußere Haut. Eine eigentliche Ohrenheilkund: besteht erst seit Erfin dung des Ohrenspiegels. Das gleich rühmliche Urtheil gilt von dem Augen spiegel, der durch von Helmholtz 1651 zuerst konstruirt wurde. Wenngleich die alten Aegypter bereits Augenärzte hatten, besteht doch eine eigentlich: Augenheilkunde erst seit Erfindung des Augenspiegels, der d:n Beschauer auss Genaueste über das Aussehen der Netz haut unterrichtet. Eine besondere V: vollkommnung haben unter andern in neuester Zeit die Spiegelmethoden er fahren, durch die über die Oberfläche der Speiseröhre und des Magens Auf klärung erhalten wird. Starre Röh ren werden durch den Mund in die Speiseröhre und nöthigcnfalls bis zum Magcn hinunteraeschoden. Das durch die Röhren hineingeworfene Licht wird durch entsprechende Spiegel in das Auge des Beschauers reflektiert und bringt auf diese Art ein Bild der Oberfläche, die man zu betrachten wünscht, zu unserer Wahrnehmung. Ti: letztgenannten Untersuchungen ha b:n erst weitere Verbreitung gefunden, seitdem sie sich ohne besonder: Belästi gung des Patienten ausführen lassen. Dieses schöne Ziel war erreicht, als man jene rasch populär gewordenen Stoffe, Kokain usw., entdeckt hatte, die den damit bepinselten Schleimhäu ten eine vollkommene Unempfindlich keit zu verleihen vermögen. Wie schlecht die Spiegel heutzu tage sind." läßt ein französischer Poet vor vielen Jahren eine Dame curu fen. als si: ihre gealterten Züge im Spiegel betrachtet. Die Spiegel sind n unj::lr Zeit ganz vorzüglich, aber ich bin nicht sicher, ob sich nicht ein: Enkel n dieser Dame in ähnlicher Lage ungefähr in gleicher Art ausdrücken würde. Der Kummer macht ungerecht. Unsere moderne Industrie vermag nach Belieben mittelst des Silberspiegtls etwas rosig schmeicheln und mittelst des Platinumspugels ein Objekt in mög lichst natürlicher Färbung dczustellen. Wir müßten die ruhmreiche Laufbahn d:s Spiegels beinahe als abgeschlossen betrachten, wenn wir sein: Mach', nur von der Qualität seines Stoffes Zn Abhängigkeit setzten. Es kommt c.ber bei einem Werkzeug nicht nur auf den Bau an. sond:rn auch auf die Art, der Anwendung. Und im Licht dieser Be trachtung ist die Macht des Spiegels nochZner schönen Entwicklung fähig. Man wird auf wissenschaftlichem Ge biet darauf bedacht sein, die alt:n Me thoden der Spiegelbenutzung weiter zu bilden und neue Regionen seiner HÄ samen Thätigkeit zu erschließen. Aus der Geschichte der Nähmaschine. Tie Einführung der Nähmaschine in Berlin wurde vom König Friedrich Wilhelm dem Vierten begünstigt. Als ihm die erste Maschine vorgeführt wurde, erkannte er mit seltenem Scharfblick ihre Bedeu tung, aber auch den Hauptfthler. Letz terer bestand in der schmerfälligenBau art und insbesondere in der Mangel haften Greifervorrichtung. Dieser Mangel wurde später von fachmänni scher Seite als richtig erkannt und er fuhr die nöthige Abänderung im Sin m des Königs. Das erste Stück Ar beit, das auf dieser ersten Maschine angefertigt wurde, war eine für den König bestammte Steppjacke. Der Monarch nahm in sein?? liebenswürdi gen Weise das Geschenk an und hat lie Jacke auch getragen. Eine zweite Jacke war für den Papa Wrangel" testimmt. Bei dieser Ueberreichung lä chelte Wrangel etwas komisch, und nachdem er die wärmende Jacke mit ei ner unbezahlbaren Miene der Gering schätzung gemustert hatte, sagte er trockn: Danke scheen, dat is aber nischt vor mir." Damit drehte er sich zu seinem damaligen Adjutanten, Herrn v. Natzmer, um und übergab diesen: das Geschenk mit den Worten: Da, lieber Natzmer, hast du das Dings, verbrauch' se mit Jesundheit." Nobel. Die junge Frau Thicrarzt (zum Dicnstniädck'.en): Jagen Sie mal die beiden elenden Köter von der Thür weg. Anna! . . . Tie Leute denken scblicßlich noch, das sei unsere Praxis." D i e P r o b e. Warum gehst du denn an dem Standplatz der Autos vorbei, du nimmst ja doch keines?" Gewiß, aber wenn die Chauffeure zu mir sagen: Auto gefällig!" dann kauf ich mir Heuer noch keinen neuen Wintcrrcck". ' Oft überrascht eine Situation am meisten den drr sie geschaffen. . ' Schnee und Reifkristalle. ' . . Das Zahlengesetz bei der Eiskristall Bildung. Das Wunder der Kri stallbildung. Tafelförmige und säulenförmige ' Schneekristalle. . Photographien' von Schneekristal len. Die Umwandlungen der 5iristalle. Das Sechseck als Grundform. Die geheimnißvol len Ursachen der Kristallbildung. Die Reifkristalle. Es ist eine bekannte Thatsache, daß wenn undr alltäglich , werden, sie ausyorn, Wunder zu sein.; Und doch ist das Alltaglichste oft das größte Wunder, und was unsere Füße treten, geheimnisvoller, als was m unnahva ren Fernen für kurze Zeit aufkämmt. Wenn der Winter seine ersten Schnee flocken schüttelt und die leichten, zier lichtn Federchen und Sternchen in der Luft ta-.'en. wer dächte da. daß in dielen zarten Gebilden ein Geheimniß ruht, das der Naturforscher m:t allen seinen Instrumenten noch nicht voll ständig zu ergründen vermocht hat. Die Massenhaftigkeit des Schnees mag wohl zu großartigen N.'turbjldcrn Anlaß geben, wenn er als Festgewand des Winters unsere Fluren mit , schützender Hülle überzieht, oder in der Steppe, vom Sturme erfaßt, in wil den Wirbeln dahinbraust, odcr wenn er im Hochgebirge drohend von den elsgehangen mederchaut. um im Frühjahr als donnernde Lawine herab zustürzen aber Wunderbares liegt in alledcm nicht; in der einzelnen klei nen Schneeflocke liegt es, in dem Wie ihres Entstehens. Der Formlrieb der Natur ruht nicht, wenn auch sonst das organische Leben erstorben zu sein scheint. Das zeigen uns die zarten Flittern, die an einem kalten Nebeltage herniederfallen, oder der beduftcte Halm, den wir am Wintermorgen pflüaen. Da unterschei den wir deutlich gezackte Eisplatten, befiederte Sternchen - und , dreiseitige Fäden, und alle diese Platten und Fie dern und Zacken und Fäden sind nach einem festen Zahlengesetz, stets zu 3, 6. 12 unter bestimmten Winkeln von 60 Grad oder 120 Grad verbunden. Schon vor beinahe 300 Jahren hatte kein Geringerer als Keppler auf die , Regelmäßigkeit in den mannigfaltigen Formen der Schneeflocken aufmerksam gemacht, aber wie so vieles aus seiner Zeit, vcrgaß'man auch dies, bis in un serer, Zdt ein englischer Walfischia'c'cr. Scoresby. von seinen Pokarrciscn Zeichnungen von den allermannigkal tigsten Formen der Schneeflocken h'im 'brachte. Seitdem sind viele Hunocrte anderer Formen bekannt geworden. Dennoch hat die Wissenschaft ein Ge setz entdeckt, welches, wie beim Bau der Kristalle überhaupt, so auch hier einen innigen. Zusammenhang, zwischen den verschiedenen Gestalten beurkundet., ! Das größte Wunder des Schnee kristalls ist aber auch noch nicht di? Gesetzmäßigkeit seiner Form, sondern das Wie seines Entstebens. Wenn das Mitroskop auch manches Rätzsel in der organischen Natur gelöst hat. hier viermochtc .es- das Dunkel nicht , völlig zu erhellen. Der Kristall wird , nicht rer. unseren Augen, er ist da. eberraschend ist der Anblick, welchen ! die Kristallbildung unter dem Mikro ! skop gewährt.' Noch sieht man nichts j als ein wasserhelles, vollkommen ruhi I ges Gesichtsfeld. Plötzlich belebt sich ! dieses Fclo. von allen Seiten schießen ! blitzschnell wasserhelle Körperchen nach ! bestimmten Punkten zusammen, um sich zu kleinen Kristallen zu vereint gen.. die sicb fort und fon vergrößern . und unaufhörlich ihre Gestalt, wie die Bilder eines Kaleidoskops.,, ändern, bis der gesetzmäßige Kristall vollen det ist. Ein annäherndes Bild ge währt schon die Beobachtung der ge- frierenden Fensterscheiben. Noch ist es ein c.ch. der die Sckieibe über zieht, und plötzlich sind jene zierlichen Tannenbäumchen da. uns eine Eis nadel nd der anderen ist angeschos ! sen, von deren Ursprung nur noch j ringsum der schmale leere Raum i -eugt. aus dem sich der Dunst zu ihrer Bildung verdichtete. . Die ersten systematischen Unter suchungen über die Schneekristalle ruh ren von dem bekannten Meteorologen G. Hellmnnn aus dem Jahre 1893 ! her. Er unterschied zwei Hauptgrup ! ven.' nämlich tafelförmige und säu ! lenförmigc Schneekristalle. Tie ta- felförmigen Kristalle theilte er ein in . strahlig: Sterne, in Plättchen und in ! Kombinationen von beiden, die säu i lenförmigen Kristalle in Prismen, t Pyramiden und in Kombinationen von tafel- und säulenförmigen ' Kri- stallen. Als besonders merkwürdig sei hier au? die kapillaren Hohlräume hingewiesen, welch: Hllmann nicht allein in den sternförmigen Schnee-kristallen,- sondern auch in den plätt chenartigen vorfand, uno die eines der wichtigsten Unterscheidungsmerk mal? der Schneekristalle von anderen Eisbildungen zu sein scheinen. Mit Wasser gefüllte' Hohlräume in den Schneekrisiallen sind gleichzeitig mit Hellm'ann auch von Gustav Norden jljölv beobachtet worden. Verschieden nämlich von den Ge stalten der Schneeflocken, welche man in der Nähe von 0 Grad beobachtet, sind die bei tieferen Temperaturen zwi schen 10 Grad und 20 Grad fol genden. Statt der verästelten Sterne findet man heragonale (sechseckige) Scheiben oder Sterne mit Strahlen, die zwei- bis dreimal so lang sind als die mittlere .Scheibe Unter dem Mi lroskop bei 25- bis 55facher Vergib' ßerung fand .Nordenskjöld einen z: wickelten Bau; im Innern zeigten sich Voren. Kanäle und durch gekrümmte Flächen begrenzte Höhlen, die der ge rannte Forscher als organoide Gebil de" bezeichnet. In Photographien hat Nordenskjöld diese auffallend regel mäßigen und mannigfachen organoi den Kanäle fixirt. Am 6. Februar 1893 fielen in Paris förmliche Eis fiolen. welche Wasscr enthielten. Die eue wunderten sich damals, als sie von den Dächern Wasser reichlich her- ! .1-1 . . , .' ' i abtropfen sahen, obwohl die Tempe raiur 8 Grad bis 10 Grad de ug, D im Nrd.ns,M rg.nm: nene m.Iroslopi che Unlnsuchung tu , Harte die Ericheinuna sehr einfach in der angegebenen Weise. Hellmann konnte auch nachweisen, daß die Schneekristalle sich durch direk :e Umwandlung des dampfförmigen in festes Wasser bilden, also durch ei nen Sublimationsprozeß, wie man be kanntlich einen Vorgang nennt, bei welchem ein Dampf mit Uebergehung des flüssigen Zustandes sich in fester Form niederschlägt. Die Schneeflocken sind alfo nicht gefrorene Regentropfen, sondern haben sich direkt aus den Was serdünsten gebildet, die zu Wolken der d'chtet am Himmel schweben. Hingegen konnte Hellmann über die Bedingungen, welche für die Entste hung der so mannigfach verschiedenen .'iristallformen maßgebend sind, nichts sicheres ermitteln. 20 Jahre laug, seit 1884, hat W. A. entlen in Jericho. Vermont, in jedem Winter Schneekristalle Photo iirapbirt und mehr alö 800 verschiede ne Bilder dieser Kriskallisationen ge nomiiicn, die er einer interessanten Untersuchung über die Beziehung ib rer Formen zu den WittcrungSvcr liältnissen, unter denen sie gefallen. unterzogen bat. Es gibt keine schönere und vollnandigerc Sammlung von mes. welcher durch ihre Kanten und Mikiopliotogrammen der Schnetfri , Ecken gegeben ist. Bei schneller Aus stalle als die ist. welche Bcntlcy durch scheidung dagegen, z. B. bei der Ab seine (Leduld und Ausdauer berge- , kühluna einer heiß gesättigten Lösung, Ncllt hat. zvast jeder große Winter ! vergrößern sich die zuerst entstandenen üurm bat 4 bis 20, einmal sogar 31 kleinen und meist sehr einfachen Kri neue Formen dieser Sammlung zuge ! ställchen häufig in der Weise, daß sich lugt. Gleichzeitig wurden Beobachtungen über die Temperatur, Bcfchaffenbcit und annähernde Höhe der Wolken, über die Richtung und Schnelligkeit ihrer Bewegung, über die Richtung und Geschwindigkeit des WindcS an der Erdoberfläche angestellt. ES ergab sich zunächst, daß die Temperatur und die Feuchtigkeit der . ,iTi an eer loverNachc für die Form und Größe der Kristalle wem- ger maßgebend sind, als gewöhnlich angenommen wird. E erklärt sich die? sehr einfach daraus, daß in den Höhen, in welchen die Schnee bildenden' Wolken schwe den. wesentlich andere Tcniperatur und Feuchtigkcitsverhältnissc der Lui't licrrjchen können als an der Erdober fläche. Dazu kommt, daß eine Schnee wolle durch Aufsteigen oder Nieder sinke in verschieden temperierte Luft ichick-teu gelangen kann, währcild bt Temperatur an der Erdoberfläche mv verändert bleibt. Zwar ist es auch Bentlcn noch nickt gelungen, da? Gc iieiinniß der ttrsacken für die Ber fchiedenbeit der Scbneekrinallc zu ent bullen, aber seine ttntersuchiingcn lur ben doch mannigfache Aufschlüsse über die Bedingungen gegeben unter wel chen die ursprünglichen Körper ihre verichiedenartigc Geitalt anneluncn. Unter diesen mancherlei Bedingun- j gen und an erster reue zu nennen die Höhe, Zahl und vertikale Bcwe gung der Wolkenschichten, die daraus entspringende Veränderung in oer Temperatur, dem Luftdruck und oer Luftfeuchtigkeit, ferner der Chara":: der Sckneestürme, ob sie nämlich loka-,! sichtbarer Wanerzuflug vorhanden it, ler oder'allgemeiner Natur sind. .i'nn sb muß das Wasser von außen her all der Theil der Sturmregion, aus irr!-' wählich durch die Felswände durchge ck.em die Kristalle stammen, cndüch ' sickert sein. Dr. Großmanns Interesse auch- die Bewegung der Kristalle im 1 wurde besonders von ven Reifkristallen Innern der Wolken. Wenn naml'.ch gefesselt, deren Größe und wundervol Eiskörncken. die sich in niedrig schwe- Regelmäßigkeit er mit Recht der benden Wolken gebildet, durch cmen Abwesenheit jeder Störung beim Bau aufsteigenden Luftstrom in größere der hohlen hexagonalen Pyramiden. .öben emvor.ietraakn werden, is i?e schwer genug geworden sind, um wie der herabzufallen, so werden d'cie Kristalle beim Passiren der Luftfchick ten von sehr verschiedener Dichte, Tem. peratur und Feuchtigkeit jedenfalls beträchtlich verändert werden. Man er kennt diese Umwandlungen infolge des Fluges in den Wolken bei zahl reichen Kristallen an ihrem inneren Bau. der nicht selten einige der Ueber qangszustände verrath. Auf diese Weise erhalten z. B. Kristalle, die ur sprünglich einen vollkommen hexagona len Kern besaßen einen dreieckigen Umriß. Die wichtigsten Ergebnisse der 20 jährigen Studien Bentley's lassen sich kurz folgendermaßen zusammenfasse a: Schön ausgebildete tafelförmige Ge stalten, kommen sehr häufig, ja faft ausschließlich in den westlichen und nordwestlichen Theilen der großen Wirbelstürme und Blizzards (Schnee stürme) vor. Es scheint ferner eine ge setzmäßige Verkeilung der verschiede nen Formen zu bestehen, indem die säulenförmigen Kristalle aus den ei nen. die tafelförmigen und körng:n aus anderen und viele Varietäten zr samemn aus noch anderen Abschnitten der großen Stürme stammen. Diese Vertheilung' ist dieselbe bei fast allcn Stürmen,' wenn aucb noch nicht genü gend Thatsachen vorliegen, um die Ge setzmäsigkeit über allen Zweifel zu e.' heben. Während der Ueberwinterung oer belgischen Südpolarexpedition in der Antarktis, der südlichen Polarzone. 189899 hat A. Dobrowolsk mehr als 700 Schneefiauren unter der Lupe oder dem, Mikroskop studirt.Als Grundform betrachtet der genannte Forscher das ! einfache Sechseck; durch Ankristallisie- ren. beziehungsweise Umbildl. AU ; stehen hieraus als bekannteste, relatio ! wenig reine Form die Sterne mit lan- gen, schmalen Federn und vielfach so gar ohne sechseckiges Centralfeld. Mit dem Bestreben der Schneekristalle. zu komplettieren", hängt es offenbar zusammen, daß sie kapillare Hchlräu- Luftblasen. Verdickungen VUiViVnv nnthTtn oder Rippen enthalten. Die Form und Gruppierung oier SÄ sÄ'Z "","'1 'k Z 1 UUOj III VU3 1UIIV1IUII -,;vill v...;jv. ordnen. Dieselben qcheimnißvollen Ursachen. welche die Schneekristalle formen, lassen auch die zierlichen Gebilde des Reifes entstehen. Daß auch in diesem Falle ein Uebergang von Wasserdampf un mittelbar in den festen Zustand statt findet, wußte man schon seit längerer Zeit, aber erst in der Gegenwart haben die Ergebnisse elfjähriger mühsamer Forschungen, über die Dr. Karl Groß mann und I. Lomas berichteten, tie- ! fere Einblicke in das Werden und den Bau der Rcifkristalle gewährt. I Zunächst muß jedoch an eine eigen- tüdmlicke Wackstdumerscdeinuna bei ' ' gewissen Kristallen erinnert werden, die bereits im Jahre 1867 von Knop in ' seinem Werk Molekularkonstltuyon und Wachsthum der Kristalle" aus führlich beschrieben worden ist. Tie Kristalle, welche sich z. B. aus einer Lösung absetzen, vergrößern sicb je nach den äußeren Umständen in sehr ver schiedener Weise; nur wenn diese so beschaffen sind, daß eine sehr allmähli che und ungestörte Volumvermehruna stattfindet, wachsen die Kristalle gleich- artig auf allen Flachen und zeigen voll- kommene Erfüllung desjenigen Rau nach gewissen Richtungen reihensörmig klein: Kristalle derselben Form in pa ralleler Stellung anlagern, wodurch sternförmige Aggregat:, sogenannte Kristall - Gerippe, entstehen, welcbe die Form eines größeren Kristalls nachahmen, von dem jedoch nur Ecken und Kanten angedeutet statt der Flä- cken treppenförmige Veltiesunzen vor- Handen sind. Sehr schön zeigen das Kochsalz und Chlorkalium die Bildung iolcker Kriitallaerippe. Bei beiden Salzen bildet ein Würfet die Mitte und den Ausgangspunkt des eigen thümlichen Bauwerkes. Beim Kochsalz setzt sich an diesen mittleren Würfel eine dünne rechtwinklige Platte mit einem Würfel an jeder Ecke an. an die 'i lagert sich eine zweite an und indem jede folgende Platte über die vorange hende etwas vorspringt. entsteht schließlich ein pyramidenähnliches Ge bilde. Beim Chlorkalium dagegen baut sich das Kristallzerippe aus lauter Würfeln auf. Die Reifkristalle sind nun ebenfalls derartige Kristallgerippe. und zwar in Form heragonaler hohler Pyramiden. Dr.' Großmann wurde zu seinen Untersuchungen über die Entstehung der Reifkristalle durch rinen Besuch der merkwürdigen Eishöhle auf Island angeregt, die sicb im Inneren einer alten Lavamasse befindet. Eisgebilde der mannigfaltigsten Art. prachtvolle durchsichtige Eiszapfen von lichtblauer Farbe oder zierliche Reifkristalle von sonst nie gesehener Schönheit, kleiden überall die Wandungen dieser Höhle cus.. Da im Innern der Höhle kein namenilicy ocm tfccn von usi,lio mungen zuschrieb. Als günstigste Be dinzungen für die, Entstehung und Entwicklung großer Reifkristalle er kannte demgemäß Dr. Großmann feuchte Luft bei niedriger Tempera tur und ungestörter Ruhe. Da aber in der Natur diese drei Bedingungen nur selten vereint vorhanden sind, so dehnte Dr. Großmann seine Forschun gen auf den künstlichen Reif aus. wie er in den Kühlräumen von Schiffen und in Eishäusern entsteht. Im Ver ein mit Lomas gelang es Dr. Groß-' mann in solcher Weise, die Natur beim Aufbau der Reifkristalle zu belauschen. Die Spinnen. Von JürgenBrand. Im allgemeinen hat niemand die Spinnen gern; die Hausfrauen vor allem verfolgen sie mit Besen und Handeule, wenn sie sich in einer Ecke des Zimmers wohnlich eingerichtet ha ben; und wenn der Wanderer im Spätsommer durch Wald und Heide sireist und überall, wo er einem Busch zu nahe kommt, sich ihm die kle brigen Faden an Gesicht und Kleider heften, dann wird auch e? oftmals er bost. Häßlich Spinne", giftige Spinne" sind allbekannte Redensarten, in denen sich deutlich die Abneigung verrath, die die meisten Menschen qe gen die Spinne hegen. Höchstens die gcniz kleinen finden Gnade vor den Augen unserer Frauen und Mädchen, wenn auch nur zu bestimmter Ta gcszeit: Spinne am' Morgen Kummer uno Sorgen, Spinne am Nachmittag Glück' auf den andern Taz.. . Ten Spinnen gebts wie so man ' chem andern Thiere, das von Unwis ; scnheit und Acerglaubcn verfolgt wird: sie sind besser als ihr Ru,; httt i um das zu erkennen, muß man alle'r dinas etwas mehr von den Spinnen winen cli die meisten Menschen, und ! um mehr davon zu erfahren, dazu gftt es nur in sicheres Mittel: fleißige : Beobachtung. ! Gelegenheit zur Beobachtung, ist j überall reichlich vorhanden: denn i Spinnen gibt es in Wald und Feld. ) in Garten und Haus zu jeder Zeit, i Hast du schon einmal solch eine kleine j fleißige Spinnerin beim Anfertigen j ihres Netzes beobachtet? Mit erstaun- j leck er Um siebt und Emsigkeit aeht sie s dabei zu Werke. Aus den sccbs Spinn- ' warzen an der Unterseite ihres Hin- ! tcrleibc's spinnt" sie einen klebrigen ; Saft, dcr an der Luft sofort zah ; wird', in Zahlreichen nnendlieben feinen Fädchen hervor, die sich alsbald zu ei nem tlvtz seiner Feinheit außerordeni lich lialtbaren Faden vereinioen. Zu j nächst werden die radikalen strihlen ; förmiaen Fäden gezogen, die mit -be i wunderunaswürdigem GcsckH an den ; festen Bunkien in der Nachbarschaft angeheftet werden? in d'.cies Gerüst ; spinnt die kleine Baumeister! dann ziemlich schnell den langen sviralför : migen Fadcn. indem sie, vom Mittel- ', Punkte besinnend, von Strahl gu Strahl di Maschen befestict. die se ' mehr außen desto weiter werde.lin ! Lausfaden führt sodann zu dem in un- j lnittelbarel Näh: des Fancnetzez lie ' genden Scklupfn?inkel der Spinne, aus dem sie. wenn das Netz durch ein i hineingeflogenes Infekt erschüttert wird, sofort h?raostürzt. Ter zap pelnden Fliecie oder Mücke wird zu j nächst ein heftiger Biß versetzt, der, weil eine geringe Giftmenze in die i Bißwunde gelangt, im Augenblick läh- j mend wirkt; trotzdem wird die arme Gefangene noch cingeschnvrt. d iß-sie ? kein Glied mehr rühren kann. Und dann gebt die Würgerin" ans M,ahl. j Viel bleibt von der Beute nicht übrig; - ein wenig Haut und die Flüzel: alles andere wird in Verhältnis m'äkh kur ! zcr Ze?t verzehrt. Spinnen sind sehr j j gefräßig: deshalb wachsen 'auch j i Kreuzspinnen, die einen outen Stand- ; ' ort haöcn. scknell heran und erreichen s ! nicht feiten die Ticke einer mittelgro j i ßen Haselnuß. : i j Die Art, wie die Spinne ihre Beute ' j überwältigt, ist es hauptsächlich, die zaricn Gemüthern die Spinne so hn i derwärtig macht. Aber ganz abge ; sehen taten, daß das in der ganzen ! Natur so der Brauch ist: Machen 'wir i Tlenscl-en etwa eine rühmliche Alts- nähme? Keineswegs. Auch in unseren Schlachthäusern wird das Schlachtvieh '' gefesselt, betäubt und abgestocben; j und das gilt noch für besonders hu- ! man; aus dem Lande bei Haus schlachtunaen verfährt der Vernunft- ? !'egabt Mensch viel grausamer als die Spinne, weil er die Schlachtthizre nicht einmal betäubt, bevor er sie auf grausa.nc Weise tödtet. Ter Spinne kann man jedenfalls vernünftiaerweise , keinen Vorwurf macken, denn sie wen- ! det zur Erlangung ihrer Beute die ; Mittel an. die ihr von der Natur ver- liehen sind. Außerdem: Sind es .nicht '; die überaus lästigen Fliegen ' und ' Mücken, die den Spinnen zum Opfer ' fallen? Muß man nickt wegen" der Vertilgung dieser schädlichen" In . selten die Spinnen zu den nützlichen" ; Thieren ikchnen? Zweifellos. -Also sollte man sie dock ruhig bei, ihrem ; Geschäft gewähren lassen. ' ! Ich babc freilich wiederkolt betont, j icf, ich von dem Nützlichkeit- 'und! Schädlichleitsprinzip nicht viel halte; ; es rick.tet die heilloseste Verwirrung -an und dient jedem Aasjäger als Vor- wand. Wem die Natur sc nahesteht, j daß er sick. eins mit ihr fühlt, dem, ist, jedes Wesen werth, mit Lieb: beo -dachtet, z:: werden. , j Höchst Interessant ist die Fortpflan z'.lng der Spinren. Tie meisten legen ) " liier, oi? ne mit einem zierlichen; runden Säckchen umipini'.en. Bis zum Ausschlüpfen wird das Säckchen bei vielen Arten vom Weibsen herumge trafen oder doch bewacht. Jedes feind iiae Insekt wird mit der größten. H:f:ig''eit angegriffen. Diese Liebe zu! 'vguluj uzz ulnzzqziai i inig; uun thischer Zug im Charaktcr der Spin nen. ' Ein? eigentliche Verwandlung , ma! chen die Spinnen nicht durch; es fehlt i der Laroen- und Puppenzustand.' Kiez winzigen Spinnlein, die den (5iern entschlüpfen, haben schon dieselbe Ge! statt, dieselben Gliedmaßen wie ihr:j Erzeuger. ; Im Winter sterben die mistens Spinnen; sie werden also nicht einmal' ein .layr an; nur ,oiaze, oie an yc- schützten Orten leben, können mehrer: Jahre überdauern. Biblisch. .Si'h dir dort Fräulein Aure lie cm; die ist auch wie eine Lilie auf dem Felde!" . ' ' i B.. So rnschüldSvoll?" j A.: Nein. )te saet nicht und arbeitet nicht!" .' Das Gegentheil. ' X: Mensch. Sie sehen ja so be- trübt aus' B.: Komme eben, voni meinem Schwiegervater in spe. -Habe! meine Werbung angebracht. . A.:; Ich errathe! Verunglückt dabei? Mit der Thür ins Haus gefallen? B.: Nein, im Gegentheil, d u r ch die Thür, aus dem Haus.' ' ' V - t