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<6. Fortsetzung.) Ramon schiittette den Lopf. .Ainigo mio*. sagte er nut seiner sanrtesten Stimme. vergisi. wa» ich gesagt habe. Wir musien warten!* .Wir miissen warten,* echoete sein Getreuer, die grosien schwarzen Augen rollend, datz nur noch da» Weisie darin zu sehen war. .Wenigsten» hoffe ich hier wieder zu einigem Gelde zu kommen, Pedro, und da» ist d>e Hauptsache! Wenn wir erst wieder Geld haben, Pedr», dann wird Dr. Ramon aus'» Reue sem alte» Hluck versuchen und mehr dazu gewrn» ttek», viel! Wa» geht über den Iktang or»Golde», wenn man e» von dem gru» vev Tiiche streichll" Er waudte sich ab und lachte ein leise», musikalische» Lachen! Auf dem Tisch stand ein Gla» Eiswasier, er er» gnsi e» und trank e» leer. Ramon trank memal» Wern oder Spirituosen, sem Denken blieb stet» scharf und Uar, seine Zunge tmmer behutet. Wenn dre berden Manner, oder auch Dr. Hem» kerk mit ihnen, Avend» auf der Terrasie sasien, hatte Ramon unverausierlrch jern via» El-wasier sich statt ve» sunketnden Romers, der vor ;edem der te»den alten Herren dujtete. E» gab dem Major jedeSmal em Gefuhl unbehaglicher Ber lounderung, dasi der Hunmrl >hn mit einem solchen Sohn begabt hatte.* .Abnan,* dachte er, .ja Adnan, da» war der rlchtige Holtbnoer! der konnte ernen guten Schiuck vertragen. Wenn der noch tedte und hier bct un» sasie, Va» ware em dehagUche» Stuudchen; va» Ramon spncht, davon verstehe,ch immer nur die Halfte.* oenke immer, Du besinnst Trch und dleidst der Unsere, Ramon,* sagte er erue» Tage» zu »dm. .We-hald willst Du Dem reiches Wissen nicht dem Baterlande -u Gute kommen lasien? Ich mochte D>ch gern noch vor mernem Tode jejt vor Anker und al» gluckticher FamlUenvater sehen!* .Du dist sehr gut, lieler Bater,* eat» gegnete Ramon. Sern Blick war aus da» andcre Eude der Terrasie gericht et, wo eme jchtanke, weisie Gestalt rn diesem Augenbtut die Treppe zum Garten hmabsteigea sah. .Em verwiinjchle», em hbchst albernes Gesetz*, dachte er wiederuai, .da» eiaem Weib ernen sol chen Bejitz zusprechen kann! Em Weid. mit seinem klernen JnteUekt, mit semen schwachen Hauden, da» nrcht» Audere» MU semem Relchthum anzusangen weisi, al» e» im Schwange der Gefuhle aa deu Lrsteu Besten, der ihre Hand er» obert Hat, zu verjchenken! Uno ich, ich Ramon, rn desien Abern doch da» edellte spanische Furstenbtut rinnt, ich rausi al» Gtuiksjager die Welt durch» preifenl* .Uederlege e» Dir doch, mein lieber Sohn, und stelle diese» unstete Wan» dern ein. Du bist nicht mehr der Juugstel* .Gerade vierzig Jahre, lieber Ba» ter.* 4 v iof > lA* 0« »d >en .Also die hbchste Zett, dah Du sesi haft ivirit. Wenn Du Dich uun in Amsterdam medertiesiest, um da» Bater» hau», da» Dir hier immer bleidt. nahe zu haben? Du wurdest schaell zu Ehren und Ansehen getangen, desieu diu ich gewisi! Brauchst Du Geld, so sirze e».* .Augenblicklich nicht, lieber Bater, bi» ich erst nach Pari» gehe. Ich mbchte mich in den europaljchen Welt» stLdten noch etwa» auf dem Aediet mei» ver Wisienjchast umiehen, ehe ich ernen (kntschtug fasse. Man darf niemai» aushoren, seinen Umvtick zu erweitern, btlllstand ist RuckjchriU!* .Das gede ich zu; Du hast so viel» seitige Kenntnisse mein Sohn! Run, wir spr'chen dann weiter daruber uno a denke, Du beherzigst meinen Bor» lag, ich mbchte Dich so gerne noch, wie unsere Gesiea, gliicklich sehen!* .Das liede Madchen*, sagte Ramou. .Wie gut, dosi mein Brud.-r D»r diesen Trost sur Deme alten Tage hmterlasseu, lieber Bater!* m fidit g- Der Atle nahm die Bemerkung seine» Sohne», die ihm desien jchvne» ielvst» loses Herz enthullte, rn gutem Gtauoea hia. .Ja*, sagte er, .das ist wahr. E» macht Deinem Herzen Ehre, dasi Du so denkst. Ramon. Ader der Berstordene verdient da» auch, dena er Hat Dich reich tedacht und sogar im Fall von Gesida'» frllvem oder krnderlosem Tode zum Haupterdeu ernanut. Er brauchte oa» nichl. E» war lediglich seme druder» tiche Liede. Merkwurbig, dasi der alte ms vesitz durch die v.ele Weideruachsolge immer wieder m die Hclnde eine» ande» * ren Gejchlecyt» gekommen ist! Run ich denke, e» soll em kritstiger neuer Stamm . ei» edler Stamm, au» der Ehe Gesiou» «it dem Sproiieu eiuc» so alten Hauje» hervorgehen!* .Da» wollcn wir auch hosien,* be trajtigte Dr. Ramon sehr sauiteu To» «e». IX. Di» deiden so plStzlrch in Hau» AmerSfoorth emgctrosienea tran-aitan tischen Gaste schieneu ,»u, m ihrer fried» lichen Biuegiatur birafeit# de» Ozean» durchau» dehaglich zu juyteu, weniguea» fLgteu fl- sich dem Zuichnut hollanbi» scheu Lairvlevra» und oer Ordnuug de» Hause» io undevmgt und geraulchto» AM «t» al» wenn sie niemai» audere Da* !lt, tq :rben f irnd> ing^R ErzSHlung von E. I. L U i at. seiriSgewohnheiten gekannt hatten. Nur ein» «rmisile Dr. Ramon rn der Stille empsindlich. Dem Damon de» Spiels mit der ganzen auSschiveisenden Leiden schaft de» SudlSnders und dem kuhnen Wagemuth de» Abenteurer» ergeden, war ihm die ungeheure Spannung, die von dem .va banque!* de» griinen Tisch» ausgeht, ein Stuck seines LebenS geworden, wie der Gluthhauch der tro pischen Sonne, den er zu athmen ge wohnt. Da» friedliche Wbist, da» sein Bater mit Dr. Hemkerk und dem Pastor von Elshout zuwcilen zu spielen pflegte, konnte ihn im Bergleich damit wenig reizen und er hielt e» unter seiner Wiirde, sich daran zu dethriligen. Kann» teu Sie Poker? Paccarat? Euchre? Dw guten alten Herren schauten ihn ver wundert an, wenn er eine derartige Frage stellte. Aber d,ese Iragen »vur den so bei!4ufig, so harmlo» und gelaflen hrngeworfen, datz wohl Riemand im Stande war, die wahren Gedanken de» ' schSnen Manne» zu errathen, der dort' nachlassig, in seinem ihn so elegant klei» denoen Sammet-Anzug, mit mehr kost» baren Rmgeu an den Fmgern, al» die» dei hollandrschen Mhnheer» Brauch ist, in seinen Fauteuil lehnte. .Wenn ich Herr wiire hier,* dachte er, wahrend er mit hofllcher Aufmerk» famfeit einer Auseinandersetzuug de» Pastor» sein Ohr zu leiden schien, .dann solite e» ein gut Theil ander» hier au»- schaueu, soviel ist gesinh! Diese alten Mynheers hier kommen mir vor wie ia Sterne eingeschlosiene lkrdten, so wenig wissen sie gleich diesen von der Welt um sie herum! Und nicht» als ein MLdchen, e:a schwache» Madchen steht zwischen mir und bresem Bejitz, der ohue btefe zwei Augen mir von RechtSwegen zu» tommt! Dann ware ich relch genug, um deu Glanz de» Leden» auSzukostea l relch genug!* Er risi sich au» seiner Traumerei, um eine eben a» ihn gestellte Frage Dr. Hemkerk'» zu beantworten. .Sie halteu Sesida fur ernstlich ange» giisiea? O, da» glaude ich nicht, Dok» tor! Rasche» Wachsthum! Etwa» zarte Aulage freilich, die sich aber dald krastlgen wird!* Gesida hatte nach jenem unerklar» lichem Erlednisi m der Gallerie, da» sie zu haben geglaubt, sobald sie sich von ihrem Schreck eryolt, ernstlich Rath mit sich gehalten uno deschlosien, zu Riemand davon etwa» verlaulen zu lasien. Sollte sie sich auslachen und nut dem thorichten Meisje »n eme ttategorie stellen lasien? Sie hatte noch an demseldea Adend gehort, wie rigoro» der Doktor gegen Gespeusterjurcht und Aberglaubeu zu Felde zog und sie kannte die Svottlust ihre» Ervtzvater» uder dergleichen .Blodsiun*. Uederdies mu site der ver» standige Smn de» junge» MLdcheu» sich dei ruyizem Rachtenkea sagen, da» eine solche Erjcheinuag w Wirklichkeit em Undrng fet und dah da» uugewisie Mondiicht rn dem weite» spukhaft de leuchteten Saale wohl d» Hauplrolle dabei gespiclt haben mochte. Doch konnte sie ihr Erauen vor dem Bilde de» grim mlgen alten Malers nicht ganz uder» wiuden uud hiltete sich, d»e Ballerie allein zu brtreten. Sie trat ictzt herzu, um Pastor Bermuilea gute Racht zu sagen, der sich zum Aufdruch erhoben hatte. .Elf Uhr*. sagte der wurdige Herr, .kommen Sie Doktor, e» ist Zeit!* Doktor Hemkerk bezeigte dei dem herrlichen Avende wcmg Luit, schon zu Bcttc zu gehen, da er terne Fruypredigt wie der Pastor zu halten hatte uud auch fur den solgendeu Tag keine Laudreije vorlag. .Run, wa» trinken wir noch,* sagte der Major, al» sem Freund Bermmlen sich verabschiedet halte. .Was meinen Sie zu einem kalten Grog, Doktor?* .iSouz mein Fall,* stimmte der Jun» ger deS AeSkulap schmunzelnd zu. .Wlsien Sie wa», Doktor,* sagte Ramon zu diesem, .kommen Sie mit tn meine ftlaufe, ich habe einen exquisite» spanischen Liqueur! Mein Later sieht heut ichon schlafrig aus. obgleich er e» selbstredend ableugnen wiro. aber Sie und ich wir deiden Tapferen. wotlen uns einmal uder diesen Spanier oder uielmeur Mexitaner macheii.- Dr. Hemkerk suhlte sich durch diese Aufforderung sehr geschmeichelt. denu Ramon van der Straaten kiimmerte sich im A gemeinen nicht viel um semes Gater» Gaste. Er zog sich HSufig fruh zurilck uuv oertreste sich di» spat m die Nacht in seme Studien oder er durch schiveifte den Park und die nachiliche Landjchaft und Riemand HSrte jeinea gerauscylojen Schritt, menn er m semen Flugel zuruckkehrte. Pedro vewachte die Zimmer seme» Herrn und war der waltende Geijt in diesen Raumea. Er deaufsichtigte die Magde bei der wScheat lichen Generalreiiiigung, die sich ein hollandische» Meisje um keinea Prei» der Welt nehmen lasien wurde, verhin derte jeve» ueugierige HerumstSdern und Beguckeu und sorgle, dah jebes Papier, jebes Pflanzcheu a» seinem Platze btied. Die Madchen hatten sich aUmdglig an den .schwarzen Mana* gewahnt uud kreijchten nicht mehr auf, er plbtz» lich im Domestikcazimmer erichlen; ja sie finge» allgemach an. sich u» »tz» z» demuhen und rhre «arven itotettene» lriinste an ihm zu versuchea. Seldst die Veherrscheriu der Stsiche, eme ach» timggebietenoe PersSuiichkeit, oergav ,h» ieinkn Maugel au.«irchlichleu*, der ihre FrSmmigleit verwtzte, weua er eme »»t heruuter drachte und in einer fremden Sprache, die die guten Leute nicht verstanden, mit tiesem leivenschaftlichem Ton eine» seiner L'.e« der anstimmte, die so mild und doch zu» gleich so Munderbar klagend klangen. Doktor Hemkerk war ganz entziickt, al» er die Zimmer Ramon'» betrat. Welch einen ttontrast bildeten sie gegen seine eigene kahle, ungemuthliche Jung» gesellenwvhnung! Und Doktor Ramon machte die Honneur» darin mit hin» rerhender LiebenSwurdigkeit. Neven der Thiir stand Pedro unbeweglich, wie ein dunkle» Erzbild. anzuschauen und erwartete die Vefehle seines Herrn. .Kaffee!* sagte Ramon. Nach elnigen Minuten erschien der herrlich duftende schwarze Trank und Ramon entlieh seinen Diener mit einem kaum bemerkbaren Wink. ES war eine kSstliche Racht. Durch die weitgeiisi» neten Fenster drana ein sanster Lust hauch, der die Borhange leise bewegte und ia den nachtschwarzeu Haaren Ramon» spielte. Alle» m dem Zimw.er paete zu der exotischen Erscheinung de» schSnen Mannes. Der Fusiboden war mit Matten belegt, golddurchwebte Dra» perien hingen an den Wanden und schimmerten matt rm Lampenscheine; riesige Federwedel, Waffen, seltsame HSrner, wie sie die Erngedorenen der Corornandelkuste in vrrmitiver Weise zu ohrzerreihenden Musikinstrumeuten au»- zubilden psiegten, schauten hie und da darau» hervor. Auf einem bohen Pie» destal von schwarzem Marmor staud eine grohe in welcher fremde leuchtende Blumen wuchsen, die in der Nachtluft einen wunderbar suhen, fast betaudenden Dust aussiromten. Em bequemer Divan, mit Leopardenfellen belegt, lud zum Ruhen ein; auf ihm nahmen die deiden Mauner Platz. .Beim Jupiter.* sagte der gute alte Doktor, lndem er sich voller Bewunde rung umschaute, .das musi ich sagen, Doktor. Sie verstehen, sich ein Nest zu bauen." „Jch bin ja nur ein Wandervogel," entgegnete der Angeredete sderßlickde» schonen Ramon gllch m diesem Momcnt, ader auch nur fiir einen Moment, mehr dem eine» Raubvogel), „heute hier, morgen da, und überat! nur halb will kommen!" „Wie finden Sie ihre Nichte, Herr Doktor?" ..Reizend!" rief Ramon pflicht schuldigst. .Ein liebes Kind! Aber gar nicht sehr krastig, le,der, sie macht mir jetzt rechte Sorge! Ich furchte, sie wird hek» tisch, ihr AuSseden will mir jetzt gar nicht gefallen. Wa» meinen S»e dazu, Sollege? Ich habe Ihr Ausweichen vorhin verstanden.* .Ich musi Jhr.eu leider beistimmen,* sagte Doktor Ramon ant einem Seuf zer .Ich glaube, e» »st das Herz, meine Beobachtungen sprechen ganz da» f»r.* .Sie meinen? Mir scheineu die Symptome, die ich wahrnehme, mehr auf em bcgrnnende» Lungealeideu hin» zudeuten.* Doktor Ramon schllttelte den Kopf. .ES ist da» Herz,* sagte er, .ich habe diese Materie gerade besonder» eingehend studrrt und mbchte dehaupten, dasi ich recht geurtheilt.* .Es ist «»r sehr trbstlich, dah Sie hier sind,* fuhr Doktor Hemkerk fort, .die arme Kleine wird dei Jhnen den desten Rath finden.* Wieder schuttelte Doktor Ramon dea Kopf. .Unmoglich,* erwiderte er mit trauriger Miene, .sehen Cie denn nicht ein, dasi ich in meiner Lage und Slel- I lung zur Familie unmoglich meiner !Nichte Ratbgeber sein kann? Mir sind die Hande vollstandlg gebunden. Wie Sie wlsien, din ich nach ihr der nachste Erbe zu ihre» Baters Hiuterlasienschaft und Sie werden sich vorstellen kSnnen, wie schwierig und delikat meine Position in solch einem Krankhe>t»salle ist! Aber Gesida ist noch sehr jung, sie Hat zede Pflege und Schonung, deren sie dedarf und gestatten Sie, dasi ich e» au»- spreche, den allerbesten Rath. der ihr zu Theil werden kann. Sie ist in Jh» ren Handen vollkommen sicher ausge» boben, mein lieber Herr College!* Doktor Hemkerk blickte geschmeichelt. .Sie sind sedr freundlich, da» zu sagen,* erwiderte er. .ader Sie kLunten sich doch hcrdeilasien. nut mir gemeinjchast» l»ch ich glaube, der Maior.* .Mein Bater!* sagte Ramon trau rig. .Der beste Mann. den e» in der Welt geben kann aber m Bezug auf mich —! Er duldet mich gerade nur al» seiuen Sohn. da» ist Alle»!* .Nicht doch,* rief Doktor Hemkerk. .er ist stolz, auherordentlich stolz auf Sie, liebster Freund. da» konnen Sie glaubeu !* .(5r Hat auch meine Mutter nicht qe liebt, weungleich er die Anwandlung, in der er sie zu seiner Gattin geinacht, ansang» fur etwa», wa» man Liede neunt. gehalten haben mag. Und de»- hald ist auch fem Batergejllhl fur mich ein sehr beschrankte». Ich mache ihm da» mcht zu» Borwurf, es erscheiut mir ganz natLrlich so, und ich dleibe ja auch nicht mehr lange hier. Merner Richte wuasche ich e»a lange», glucktiche» Le den, ihre Verlobung mich ge. rade nicht desouoer» sie datce meiner Ansicht nach HSHere Anspcuche machen tbnue». AVer wenn sie glucklich wird —* Dokt>r Ramon stockte und legte die Hand uder die Augen. Der treue Hau»freund suhlte sich wahrhast grriihrt. .Wie glucklich kann sie sein, svlch einen Berwandten zu be sitzen/ sazte er. .Sprechen wir nicht mehr von dem armcn Linde," dat Ramon weich, .es macht mich zu traurig! Mit ihrer Lieb lichlest, ,hren LebensauSsichten, ihren Hoffnungen auf Gltick und Liebe ist die Perspektive einer moglichen Bernichtung zu schrecklichl- Er begann von anderen Dmgen zu sprechen, von dem Leden in Mexiko, Jamaika, Spanien, von den Eutdeckun gen, die er aus chemischem Gebiete ge macht, und so fort. Doktor Hemkerk nippte von dem exquisiten Liqueur, der dem exquisiten ttafsee gefolzt war, und lauschte mit hochstcm Jntereste, ohne zu merken, wie die Zeit entstch! Die Uhr schlug zwel, als er von seinem bequemen Sitze empor fuhr. .Himmel!- ries er erschrocken, .die Sonne muh vald aufgehen! ES ist zu spat oder eiaentlich jetzt zg iruh, um .gute Nacht- zu sagen! DaS waren sehr interesiante Etunden fiir vnch, ich versichere S»e!- Rainon van der Straaten lachelte verbindlich und begleitete seinen Gast mit der ihm eigeuen chevalereSken Hof lichkeit bis vor das HauSthor. Dre Morgendammerung muhte nahe sein, ader noch schienen die Sterne. Die BSgel schliefen noch, kein Laut in der weiten Runde, ouher dem entfernten Platschern deS tlemen FUihchenS. das dem A zueilte, und dem Fliistern der Blatter im lauen Nachtwind. Alles ruhle auher Doktor Ramon und seiaem Gast und Pedro, der plotztich wie ein Ge»st austauchie, um den schwe ren Thurflugel dienstfertig zuruckzu werfen. Ein Handedruck. ein gedampf tes .gute Nacht- und Dr. Hemkerk eilte auf dem wohlvertrauten Wege feinem Heimathrortchen zu. X. Doktor Hemkerk hatte recht gesehen, I das sonst so blsthende AuSsehen der jun gen Erbm von AmerSfoorth hatte seit emiger Zeit an Fnsche verloren; nicht bedeutend anfangs, nur dem qeubten Blicke deS ArzteS erkcnnbar. Aber all . mahlig vertieste sich daS leichte Unbeha gen, daS Gesida kaum beachtet, zu ganz besonderen Zufallen, und Dr. Hemkerk ' wurde von dem beforzten Grohvater zu \ Ralhe gezogen. Lange Ohnmachten ! hielten daS junge Madchen ost stunden . lang in bewuhtlojer Starrheit umfan gen, rhnen folgte todtl.che Abspannung, krankhafte Unruhe, Athemnoth, Fieber. Dann kamen wieder Tage, an denen da- Befinden nrchtS zu wunschen übrig lieh. Der bewahrte Freund deS Hau ses blickte sehr ernst; die statoskopische Untersuchnng hatte ergeben, dah Doktor ! Ramon recht gehabt und der Bcgmn \ eines schweren HerzleidenS konstatirt werden muhte. Die angewendeten Mit tel erwiesrn sich aIS wirkuugslos. Ein Luflwtchsel wurde vorgeschlagen, aber dieLranke war nicht zu bcwegen, AmerS foorth zu vcrtaffen. i .Bersuchen Sie Alles, waS Sie nur ; konnen,- beschwor Tr. Ramon in ern- ster Unterredung semen ttollegen, .bc denken Sie, waS fiir ein kostbareS Leden in Ihren Handen ist, Doktor.- j .WaS in meiner Macht steht, wird geschehen. Ader was thut man gegen ' ein orgavlscheS Leiden, das sich mit so unerhSrtec Heftigkeit e.ntwickelt? Sie haben ia gesehen, was die Unterjuchung . ergab.- I .Meine Nichte ist aber doch noch so jung! wandte Dr. Ramon ein. Wieder glomm jener rathselhafte Blick in des ichSnen ManneS Augen auf, der ihm fiir einen Augenblick den AuSvruck eines beuteliisternen GnerS qad; der gute Doktor bemerkte »hn nicht. Ramon demiihte sich ia der liebens. wiirdlgsteu Weije um die Kraake, t,eh einen bequemen Stuhl aus Amstervam fiir sie kommen, las und sang «dr mit i seiner angenedmen weichen Stimme vor, pruste die Medizin uud veranlahte, dah noch einer der ersten Amsterdamer Aerzte zu Dr. HemkcckS Unterstiiyung hmzugezogen wurde. Auch dieser ver mochte nur die Diazaose des Landarz teS zu bestatigen und seme Berordnun geu hatten keul. n dess:rem Erfolg. Eo ging der Sommer dahin, der Zeitpunkt , von Lieotenant Geraro S Rullkehr war ■ nicht mehr fern und seine Braut, die er in der ganzen holoen Frische und Lied tichkeit ausdtuhnider Jugend vectafien, glrch viet eher emer Todesbraut und wurde mit jedem Tage durchsichtiger, hlnfalliger und schwacher. Der arme alte Mazor wandelte rathloS, tief ge . beugt umher; er vermochte den Ge > danke» an den moglichen Berluit feineS Liedling- nicht zu faffen und jovatb sich nur elnige Tage lang eme jener plbtz lichen Besserungen zergte, athmete er u» neuer Hoff >ung auf. die er wlt riidren der Gestlfienh.ut stet- rn dem Gemuth der Leidende» aufrecht zu erhatten ve milht war. AVer diese yalte einen zu verlassigea Freund, in besten Anttiy ste forschend blickte, wcn» sie dre Wadrheit wtsien wollte. Der Lpreget in ihrem Schlafjimmer zeigte ihr mit grausamer Uuiriigiicijtrit den Bcrsall ihrrr Gestalt, die Lil»e.'.bteiche ihreS GesichtchenS. ! .Ich werde sterben-. sagte sie mit hofsnungStoser Tcaurigteit. Sterden! Ihr iunge» Leben dahin schwinden fsthlen, bea Bcchcr de- G.uck ungeleert lass.n, von dem sie kaum dea Schaum (e-chiurik. Es war ha t! Die treue Leua demndte sich mit allen MtNetN igier anerlanmen Bered jamkeit, jotche trude Gedanken, wetche die Seele ihrer jungen Herrin umdii stern wollten, zu verscheuchen. .Wadrhaftig, Aind, da» kommt vor und wie ost! dah junge Madchen eine Zeis long schmalbackig und blah aus sehen. ES ging mir nicht anderS m memer Jugend und jetzt, wie stark bin ich jetzt, nicht wahr'?" .Ach Lena, liebe Lena, ich denke ja nicht an mich. Aber er er!* Da nahm die treue Pflegerin ihrer Kindheit das mutterlose Wesen in ihre Arme und lieh cs seinen Schmerz sanst auSweinen, wie emst in N mdhei sragen. .Und sehen Sie, nur gut, dah Ihr Onkel jetzt gerade hier ist, der so v,el versteht und an den Leuten schon wahre Wunoer gethan Hat. Er wird Jhnen schon helfen, und ehe noch daS Werh nachtSfest kommt, werden wir unsere junge Herrin wieder bluhend wie eine Rose sehen, deh b»n ich ganz sicher!* .Lena!- .Nun, Herzchen?- .Ae,ht Du, ich habe jetzt immer so dumme Jdeen, daS muh die Kraukhelt machen, glaube ich! Ich furchte mich, ja, denke komm, ich will e» Dir m's Ohr sagen ich furchte mich vor mei nem Onkel!* .Aber mein liebeS Kind! Jusvrouw Gesida! Wie konnen Sie so etwa- sa gen! Das macht die Schwache, ja, ja, sonst wiirden Sie nicht auf solche Tinge kommen. Ihren guten Onkel zu furch. ten, den besten, liebenSwurdigen Herrn, den es geben kann, der sich so um Sie bemuht, der stet» so sanft, so freund lich, so ermuthigend zu Jhnen spncht! Mein arme» Taubchen, wie werden Sie nachher daruber lachen, wenn Sie erst wieder stLrkrr und wohler sind!- .Still! da ist Jemand an der Thur/ flusterte Gesida erblasiend. Lena hatte ihrer Gewohnheit grmah ihren Bortrag wieder mit hoch erhobener Stimme ge halten. .Du meine Gute. Jusvrouw Gesida!- Sie kSnnen einem e»nen Schreck einja gen, dah dos Herz strlle steht! Ta —" sie eilte zur Thur und machte sie weit auf, .nun überzeugen Sie sich, dah keine Seele drauhea gewesen »st!- .Aber ich horte Jemand bis an unsere Thur kommen und dann stille stehen-, behauptete ihre junge Gebie tenn. .Warten Sie, ,ch hole Jhnen em Gla4 Wein. Sw miisien eia wenig Starkung haben. dann wird Jhnen besser werden, Sie zrttern ja —* sagte Lenu und cilte geschaftig hinaus. .Gute Lena, sie meint eS treu, ader sie kann mir nicht yetfenl Niemand kann mir helfen o Gerard, Serard, werde ich Dich noch sehen auf dieser Welt?- Und die zarte Gestalt des MadchenS bebte \u verhaltenem, tiefem Schmerz. Wunderdarer Wrise trat schon am nachsten Morqen wieder eine jeaer Bes frrungen in Gefida'S Zustand ein, welcke in den Herzen ALer immer wieder, so ost sie auch schon getrogen, einen leisen HoffnungSschein ausdammern liegen. Diesmal schien es. aIS wollte derselde sich auch in das Gemiith der Kranken selbst stehlen. das schon seit lange uur noch dea Berzicht gekannt. Denn Ge silda suhlte sich so ganz besonderS leicht und kraftig und dieser gute Zustand steigerte sich im Berlaufe einer Woche, statt, wie sonst, schon nach wenigen Ta gen dahin zu schwinden, so auffallend, dag die junge Parientin beinahe ihr friihereS Selbst zuruckgewonnen zu haben wahnte. Sie erschien zur stberstromenden Freude ihrcs Grostva ters wieder bei Tlsch und beredete ihre treue Lena, emer Emladung nahewob nenler Bcrwandter zu einem Tausieste ohne Besorgnig Folge zu leisteu, damit sie auch emmal eine kleine Zerstreuung nach der anstrengendcn Pflege ge niehe. .Aber dann must Anne in meinem Zmimer fchlafen, damit sie sofort fur Sie zur Hand ist,"' entschlog sich die brave Seele endlich zSgernd. .O, daS ist nicht nSthig,- meinte Gesida munter, .ich fiihle mich heute so wohl, Lena! Aenqstlge Dich nicht. meine Alte, uud bleide auf jeden Fall die Nacht dori. Anne ist e»n verstandi qeS Madchen und wird mir Alles zur Zufriedenheit machen, verlast Dich da rau'!" Selbst Mynheer van der Straaten sah keinen Gruud, weShalb sich Lena eine so gute Gelegendeit, ein hubsckes Fest mitzumachen. nicht gefallen lassen sollte, da ja ,Alle- so gut gehe/ und so gab die wurdige Kammerfrau nach, warf sich in ihren besten Staat, mit einem prachtigen Hut und gelben Hand» schuhcn. .qanz w.e eine Dame,- so meinte sie vor ihrem Spiegel, und nach dem sie ihrer H.rrin noch eivmal um standlich anempfohlen, auch rechtzeitrg ihren Wein, ihr Gelee und ihre Milch zu nehmea und hiidsch zeitig zu Bette zu qehen, verabschiedete sich und fuhr in ihre.u gonzen Prunk, mit noch stei» serer Haltung aIS gewohnlich, davon. Jm Laufe de» Tage» sprach Doktor Hemkerk vor, der jctzt taglich kam. denn Doktor Siamon enthiett sich, wie er von Aufanz an erklart, jeder Einmischung m die Behandtung jemer Nlchte. .Warum thut er die» °?" yatte Gesida dea atten Arzt gefraqt. .Ledigtlch au» udergroger Delika tesse; Sie kennen ja d,e Benimwungen Zvres BaterS? Uno fv fuvle er sich S»e vei iteven uiicv >ch veritede,- erwiderte die lkranke rsiirig. Too wiirde ihm grove Borrue.te dringcn." .So ist e»; uuo oa taaa ich mich ia. seine Seele versetzen, dasi er s. jedcr Verantwortung frei zu l. sucht.- Gesida leistete den Herren an dic m Adend noch ein Stundchen Gesellfchaft und sah ia ihrem weigeu stleide -iit ciner Rose in ihrem blonden Haar, re Ramon ihr gepsluckt, so lieblich r ) frisch aus, dah ihr Groszvater sie - ruhrt umarmte. blau it ja mit dem Tage mehr auf, mern HerzenSkind f Hoffentlich kehrt nun die bofe Le»den-s zeit mcht mehr zuriick und wrr durfea wieder vorwart- blicken. Auch Toktor Heinkcrk sprach seine Zufrievenheit über die stetigen Fort» schutte der Besserung und die zuneh menden kkraste der Patientin au», doch muhte sie seiner Ennahnung geborchen, dieselben nicht zu sorciren and sich zei tig zuruckzuziehen. Ihre Zimmer wa ren schon erleuchtet, aIS sie drn dam» meruden Corridor heraufschritt; su der hald angelegten Tbur ihreS Woha zimmer drang heller Lichtschein. Daraa vorubergehend, um fur einen Moment in Lena'S Zimmer zu treten, wo sie »hr Buch liegen gelasten hatte, glaubte sie Jemand sich dann bewegcn zu horen, uud em leiseS Kl»rren drang an ihr Lbr. Vermuthlrch Anna, die ihr ihre M»lch gebracht, welche sie um diese Zeit frisch gemolken zu trinken vstegte. Der bide Lauser aus dem Gange dampfte dea Schall ihrcr Schritte und sie stand be rettS auf der Schwelle.des duntten Zim merS, aIS sie eine hohe Gestalt aus dea» ihrlgen gleiten uno uach der andern Seite in der Richtuuq des Fremdenstu qelS sich entsernen sah. ES war Sta mon. DaS junge Madchen stand re gungSlos waS wollte der Lnkel ia ihrem Zimmer? Er hatte sie nicht er blickt, da er nach der entgegengesetzten Richtung glng, und Gesida dachte m der erstcn Berwunderung nicht daran, iha anzurufen und ihm gute Nacht zu sagen. So bl»eb ihr fiir heute die Erklarung dieseS sonderbaren BesucheS verbehal ten. S»e trat m ihr Zimmer, Aune war nicht darm. Auf einem Ttschchea in der Eensteruische stand bereitS eia Tablet mit Milch, leichtem Geback und au-erleseiien die Tavid Hen keS, der Lbergartner, taglich fiir seine junge Herrrn heraufdrachte. Tre groste Astrallampe auf dem runden Tisch ia der Mitte warf ihr weistes Licht auf die Gemalde, die Statuetten und auf 'oie zierlichen Tinge, die ein Madchenzim mer schmucken, Geschenie ihreS Bertob ten, ihreS (SrotzvatLrS. Anvenken an die Eltern und Arbeiten ihrer eigeuen Hand. Fortsetzung folgt. Weist maa, wetche «mpfinvuagea eiu Mens» Dat, der vom Blitz getroffen wird? ES ist durch Forscher behauptrt wor den, dah der Tod durch Bl.tz unbedingt schmerzloS sei. Prof. Tyndall auherre in dieser Hinsicht, dah derjenige, welcher vom Blitz getroffen werde, nicht mehr Zeit habe, einen Schmerz zu suhlen. E»a Btitzschlag drauche uur 1110,000 Se kunde. um dura, den Aorper zu iahrea und seine vollstandlge Wlrkunz auszu» ude»; eS konne daher der Gedanke gar Nicht aufkommen, dah Ler vom Blitz ge troffene Mensch sich eines Schwerze» bewutzt werde. Tyndall selbst hatte eines Tages G-legrnheit, eine Probe der Wirkung des Bliyes zu erlangen, indem er mit einem der LettungSdrahte einer elektrischen Balterie von funszehit Leydener Flaschen rn zu nahe Beruh rung kam. Sein Empfinden var m einer Sekunde ohne jegliche Spur voa Schmerz erloschen. AtS er wieder er wachte, merkte er, waS geschrhen war, und suchte daS Publtkum zu beruhigen, obgleich er em Gefuyl hatte, aIS ob sera Korper in tausend Slucke zerristen sei. Er erzahlte seinen Zuhorern, dah er ojt manchmal einen solchea zu erleden gewiinscht habe; ader er siihl» durchauS keine Neigung meqr. dea Ber such zu wiederholen. Richter: .Angeklagter, Sie haben dea Klaaer dei Gelegenyeit dreieS Wort wechselS einen .griinen Jungen- ge nannt; wisten Sie, dah Sie sich eiuer 'chweren Bcleidigung schutdrg gemacht haden? !- Angeklagter: .Nee, Herr Justiz- keeac Aonung! Is auch jar nich mogtlch, indem oah >lch die janze Jeschlchte des Adcavs bei Lichte ujelra gea hat, wo ich den Deudel weeh, ma ior em KuhlSr von Jungen ich Ernea nennen; Sie nnffen namlich wisten, Herr OderamtSgerlchisooLzieher, dat ick av/ deede Oogen fardeabltnd btn!" Dte Liedl»«-sf«r»e». Sie: .Geh', Mannerl, fauj* mir das blaue Seidenkteid!- Er: .Met wo denkst Tu hin, di» Farde paht >a Nicht zu Deinem Lemt!* S»e: .Atjo daS gruae?- Er: .Da- ware sauder! Willst D» Dich denn nttt aller (Sfioalt vrrgiften?- Sic: .So suche ietder em» au-!- Er: .Ia nur gcjdllt a ver niti blau uud grun!- dieser Woche ha st Du wieder u» 5 st. meor georau yi.- m tr.ax4 em Wunver dei diese» tdeure» Fter,a,pre,sea? Na. hast Du oielleicht aicht gedraucht?- , x \a, da» iit ennaS ganz Vnbcct»! Seu Ltoche rfi der Wem schredttch 1« Pr«ie geftrege».- vor «ertcht. Was ««ceres.