Newspaper Page Text
fffl hcr tung, Arzt vrrspAtet am Okattisck erichien. wurde er mit den ortsiidl chen lktorwursen rmpfangen. Er erwiderte ab<r nicht. ime ti in jenem Krrtse Brauch war. auch sei nersritG mit sch.'rzhaften Grovheiren sondern wollte sogleich erzah «n. was ihm Auhergewohnlick.ei zugeitohen sei. .Ein schrecklicher Fall". begann er doch Assessor, der gerade ein hochst unsicheres Solo ohne drei spielte. un terbrach ihn. chr.e auszusehen und fetn verstorte- Gesicht zu bemerken. Eie doch". suhr er ihn an. das Spiel zu Ende ist; man ver atht ja, was raus ist. Nachher. wenn Sie geben. ist Zeit genug." So begann dcr Doktor denn von neuem, wahreno .r die Karten mischte und ausgab. ..Also gestern kam ein Herr in meine Sprechstunoe. twa 25 Jahre alt, mit tiesen Schatten unter den Augen, um die das stand ge Zucken nervoser Naturen spielte. Ihm fehle nichts als Schlaf. sagte er; ob es denn kein Mittel gabe, auf andere Weise als durch Scklaf Frische und Spannkraft deS und Geistes zu erneuern. Ich fragte ihn. welche Mittel er gegen seine Schlaflosigleit schon verjuchi habe. Er antwortet: „Daran liegt eS nicht bei mir. Ich konnte schon schlasen. sofort. ohne Mittel. Aber ich wage es nicht. ein zuschlafen." „Sie wagen es nicht?" sagte ich. ..Haben Sie Feinde, stellt man Jh nen nach? Aber lieber Herr. dann wiirde ich zur Polizei gehen und nicht zum Nervenarzt." „Nein", sagte er. „ich brauche niemand zu fiirchten, aber ich habe so cntsetzliche Angst vor dem Schlase selber. Ich tin über zeugt, ich wiirde wenn ich erst ein mal einschliese, nie wieder auswachen Ein Traum konnte mich toten. Diese Vorstellung halt mich wach. Nacht fiir Nacht, oder. wenn ich doch einmal die Augen schliehe. so fahre ich im nachsten Augenblick auf. von einem Todesschrecken geschuttelt." Und er erneuerte seine Bitte um ein Lirasti gungsmittel, das den Schlas ersetzen konnte. Jch sah ja, dah es sich hier um eine Zwangsvorstellung handelte und wollte versuchen, sie ihm auszureden. „Wie sind Sie denn zu dieser Angll gekommen?" sraate ich ihn. Ant wort: ..Turch meme Traume. Ist/s moglich, Herr Doktor. dah man im schlase etwas tut, nur weil man trizumt. es zu tun?" lch sagte ihm»natiirlich. dah der entgegengesetzte lLlloraang das gewohnliche sei. Der M«Mm sei etwas Sekundares. er er 0, einen korverlicben Zustand oder Mky eine im Schlaf vollzogene Be- Mgung, aber er erzeuge sie nicht. sagte er. ..aber das Umgekehrte kommt doch auch vor." Uno er erin nerte mich an ein Gedicht von Heb- bel, das ich natiirlich nicht kannte. inzwischen aber nachgelesen habe. Zwei Freunde liegen nebeneinander. Der eine schlast, der andere wacht. Der Schlaser stoht seinem Gefahrten den geziickten Dolch mehrmals hinterein ander in die Brust und schlummert ruhig weiter neben der Leiche. „Kenn' ich". schaltete der Oberlehrer ein „Das Gedicht heiht: s' ist Mitter nacht." (Uebrigens hatten die Freunde die Karten auf dem Tisch liegen lassen und dachten nicht ans Reizen.) Mas sollte ich tun, suhr der Dok tor fort. Ich meinte, das sei ein Hirngespinst eines Dichters. und frag 1e ihn, was es mit seinem Fall zu sckasfen hatte. Da erzahlte er denn, w'e es um ihn stand. ~Ganz zufal lig", sagte er, ~habe ich gemerkt, dah ich im Schlaf tue. was ich zu tun traume. Ich glaube, als Kind habe ich dieser Eigentumlichkeit manche Be schamung und Ziichtigung zu verdan ken gehabt. Als Jungen bewunderten wir alle die Kameraden. die das erste Taumengelenk nach innen durchdriicken konnten. Mir wollte es nie gelingen. Und jetzt sehen Sie. wie ich als 25- jahriger Mensch meinen linken Dau men verrenken kann. Denn vor ei nigeu Wochen traumte ich aus meiner Kinderzeit, dah ich wieder das Kunststiick versuchte, und dah es mir gelange. Ich wachte auf. und ich hatte Miihe, den Daumen wieder in die ge wohnliche Lage zu driicken. Ich war immer ein groher Trau mer vor dem Herrn gewesen; aber nun kam ich auf den unglucklichen Einfall, mit mir selber zu experimen tieren. Ich dachte mir eine bestimmte Benxgung oder Handlung aus. und ob ich sie wohl ini Traum aussiihren wiirde, und siehe, es gelang." „Jch habe nicht alle Traume be halten, die er mir erzahlte", sagte der Arzt. „von Biicherholen. Zigaretten anstecken usw. Nach seinem Bericht muh er aber eine unheimliche Fertig keil gewonnen haben. seine Traume durch eine vorher gedachte Bewegung zu beeinsluffen und dann die betref fende Handlung im Traume auszu fiihren. Einmal hatte er sich vorge nommen, im Traume sich auf die Zunge zu beihen. Da war er in ei ner langen Geschichte un/e> Fa kire in Jndien geraten. war in deren Geheimnisse ringeweiht worden, bis schliehlich nach der Sitte dieser Ma gier beim'Antritt eines monatelan- fn C d ib* P nar ihm in den )v,U gedruckt rverden sollte. t ckte er sich s-br energisch acinaviM i r muh tveh! deftig zugebis'en ha» ben. denn die Narde aus der t 'nnte er mir noch Zligen. Einmal. um aus dem Bett zu fallen - - wie er sagte -- hatte er solgrnoen tvp! scken Traum. Acn einem holen Balkan sah er in den Himmel, der voll hing vcn Luftballons und 'enk baren Luflschifien. Eines von die sen falli plotzllch senkrecht h'rab auf eine Weffertlache; es ist g eichzeitiq auch ein Motorboot. Er beugt sich jetzt iiber ferS. auf dem er ger einen AuS flng machen will. um .m» Manovrie r«*n des tom Himmel gesa llknen SchifseS zu betrachten. Dieses ft?u ert ungeschickt, stoht Plohlich an sei nen Danipler nvd wirft ihn iiber dis ('lelander ins Meer. ..Und dann far d er sich richtig auf dem B'ttvcr leger liegen?" fragte d-:r Assessor. neben dem Sosa", antwortete d:r Arzt; „ich glaube, es war wah rend eineS Rachmittagsschlases. Ue berhanpt, als er all diese Traume hatte. da schlief er ja noch verhilt nihmahig gut. Aber dann kam er auf den verhangnisvotlen O^edanken. ob es nicht moglich sei. zu traumen, dah die Atmnng aushore, dah das Herz still stehe. Und wenn er das traumte, lvurde dann nicht wirklich die Atmung versagen. daS zu schlagen aufhoren? Kurz. wiirde >in solcher Traum ihn N'cht wirklich 1o- ten? Nun war er überzeugt, er wur- de nicht einschlafen konnen. cbne dah er zu sterben traumte und daran lvirk lich sturbe. Dies war die Zwangsvorstetlung geworden. die ibn peinigte. und die ihn seit Wocken keinen Scklaf finoen lith. Er erzahlte mir. ieine W'rtin habe darauf bestonden. dah er ei nen Arzt aussuch-:, als sie den Boden vor seinem Bett am Morgen lvr.'d<r holt ganz mit abgebrannten Ziind holzern bedeckt befunden habe. In ftiner Todmudigkeit schlief er nam licy doch gelegentlich ein: aber nur. um ini nachsten Augenblick auizufah ren mit dem Cesuhi, er sei mit ge nauer Noth emer Todesgefahr cnt ronnen. Dann niachte er iedesmal Licht. und wahrend kalter Schweih bei ihm ausbrach, stellte er fest, ob er auch nicht zu lange geschlafen habe. Anfungs hatte er verschiedene Arten von Todestraumen; er wurde gekne belt, erdrosselt; ein Bissen blieb ihm im Halse stecken; ein Lowe sprung auf seine Brust, dah vor Angst sein Herz stillstand; er fiel ins Wasser und ertrank, und zwar merkwiirdiger Weise immer mit der Vorstellung dah es der Genfer See sei. in dem er unterging. Attmahlich aber wurde ein Traum bei ihm vorherrschend und verdrangte die übrigen. Ec war in cinem Kohlenbergwerk verschiittet, und der schwarze, von allen Seiten h:r niederrieselndeStaub fiillte seine Lun gen. Fur diesen Traum gewann er eine solche Disposition, dah er schon. wenn sein Bewuhtsein anfing. schwa cher zu lverden, die Vorstellung einer Kohlengrube, in deren Tiefe er sich befand, in seinem Geiste entstehen siihlte. Natiirlich wollte er d!ese Traume nicht, sondern fiirchtete sich vor ihnen. Aber diese Furcht wirkte wie jede andere Art des Daranden kens, und er war überzeugt, er sei dem Tode mehrfach nur dadurch ent- gangen, dah er im allerletzten Augen blick gerade noch habe auswachen kon nen. Ich sah ein, dah ihm der Traum zunachst nicht auszureden sein wur de und versuchte, ihn von der Unge- fahrlichkeit, ja absoluten Harmlosig keit lolcher Phantasiespiele zu iiber zeugen. Ich versuchte, ihm den Un terschied klar zu machen zwischen Muskeln. die dem Willen unterworfen sind, und solchen. die reflektorisch be wegt werden. die der Wille tveder in Tatigkeit setzen noch fiir langere Zeit hemmen kann. Daruber wuhte er na tiirlich Bescheid. Aber wie solche Leute von überall her Nahrung on sich ziehen, die ihre Krankheit befestigt. so kam er mir noch mit einem andr ren Gedicht und dann mit einer Ge schichte, die wohl bei Macaulay stehen soll, von einem reichen aus Jndien zuriickkehrenden Englander ich glaube, Sir William Anstrutl)er nannte er ihn. Also, der war genau von derselben Angst verfolgt gewesen und hatte sich daher einen indischen Diener ins Mutterland mitgenom men, der bei ihm wachen muhte, so bald er sich legte; er hatte Besehl. seinen Herrn zu wecken beim ersten Anzeichen einer Aenderung im Be nehmen des Schlafers. Macaulay rr zahlt die Geschichte. um die Exzentri zitat und Briichigkeit dieses dekanten Nabobs zu kennzeichnen; denn der Hauptpunkt war, dah der Englander nachher heirate und auch in seiner Ehe nicht von seinem Diener lassen wollte. Ich fragte ihn. ob denn fiir ihn als cinen Junggesellen ein solcher Diener nicht die richtigste Losung sei. Er sagte, er habe schon daran gedacht, aber erstens wiirde er einen Diener zu solchem Zweck sinden, und zwei tens. wenn er einen fande, wiirde er ihm nicht vertrauen konnen, also um nichts gebesiert sein. ..Der batte es gut mit seinem Jndier!" fugte er hinzu. Und so eine Geschichte hatte nun fiir ihn mehr Ueberzeu gungttrast. ali akle meine phyf<o!ogl schen Erklaeungen. sollle ick, tun? Ich pruste sein Herz und seine Limge; be de Org?ne waren in vollhandiger Ordnung. nur das Herz vielleicht etwa». aber aucb hochhens etwa». geschwacht durch die anhaliende Schlaslosiqkeit und Ausre gung. la. meine Herren. hatten Sie den Fall irgendwie fiir gefahrlick gehalten? Ich jedenfallS muhte mir sagen: alleS waS ihm fehlt. i ein Scklaf ohne Traume. Sobald er ersi einmal traumlos geschlafen Hat. w»rd er schon wieder Mut zum Schlaf-n finden. ..Benebelt machen. war da einzige Richtige". sagte der Asiesior. . Vielleicht haben Sie recht", meinte der Arzt. „Jch Unglucksmensck dackte an Veronal; das Hat ja gerade die Eigenschast. traumlosen Schlaf zu erzeugen. Ich fragte ihn, ob er ein Schlafmittel versuchen wolle, um rben erst wieder sozusagen ins Schla sen hineinzukommen. Er lachte mich aus. Schlasen konne er vom fleck weg, nxnn er das wollte. Er 'ei her gekommen, um ein Krastigungsmittel zu erhalten, das dcn Schlas ciniger mahen entbehrlich mache. So kam er richtig mit der symptomatischen Hals starrigkeit solcher Menschen ivieder auf seine erste Jdee zuruck. Nnd da beging ich die kolossale Dummheit, dah ich ihm ein Rezept ausschrieb, worin ich ihm eine ganz schwoche Dosis Beronal wahrend ich ihn im Glauben lieh. er wiirde irgendein starkes Tonikum er halt-n. Solch ein kleiner Belrug muh uns Aerzten erloubt sein, und das Rezept war ganz harmlos; ich habe es jetzt eben r.och gesehen. Daran ist nichts verschriebnt. Jedenfalls have ich k:in?n Kunstsebler gemacht." „la, er ist doch nicht wirklich daran gestorben?" nes der Oberlehrer. ..Ha be ich das nicht erzahlt?" sagte der Arzt. „Das ist ja eben das Fatale. Er ist gellorben Das heihi, woran es liegt, ist ja .wch nicht aufgeklart. Die Wirtin Hat ihn spat, etwa um 2 Uhr nach Ha use kommen boren, und als sie ihm friih um acht nach ge wohnter Weise den Kafsee ans Bett bringen wollte, fand sie ihn als Leiche vor. Die S.arre war eingetreten. er war vollftandia erkaltet. Es sck)eint danach, als ob ivr letale Ausgang et wa eine halbe Stunde nach seinem Nackhausekommen eingetreten ist. Die Leiche wird obduziert werden. Von dem Veronalpulver ist ein Probchen iibrig geblieben, das wurde mit Be schlag belegt aber der Apolheker ist ein durchaus zuverlaffiger Muni: Sonstige Medikamente oder irgend welche Gifte haben sich nicht gefunoen. Die Untersuchung wird ja hofsentlich eine Ursache sestsiellen. Ich habe je d-nfallS keinen Jrrtum begangen. Eine Erklarunq habe ich ja. aber frei lich Hat sich bisher kein Anhaltspunkt dafiir gefunden; dah Selbstmord vorliegt und das Ganze nur eine ge schickt gespielte Komodie war. um diese Art des Abgangs zu ver schleiern". . „Ich kann es mir schliehlich auch anders denken", meinte der Oberleh rer. „Man traumt, dah der Herz schlag geringer und geringer wird... dah man nicht Atem holen konne... eine Art todlichen Alpdrucks. Schli'h lich ist ja jeder Scklaf eine Art Tod". Aber der Asiesior riet: „Nun aber rei zen! Und feste Skat geklopft, dah man aus andere kommt. Sonst kann man sich ja wahrhastig vor dem Einschlafen fiirchten! Also achtzehn?" Ter anvere Preis. Von dem verstorbenen Maler Julcs Lefebvre erzahlt der Figaro ein net tes Geschichtchen. Lefebvre war in seinen jungeren Jahren ein sehr be liebter Bildnismaler. Trotz der gro hen Erfolge, die er blieb ei jedoch ein einfacher, schlckpter Mann. der nur in einem Punkte keinev Spah verstand: er konnte das Feil schen nicht leiden. Eines Tages er schien in seinem Atelier ein Ameri kaner, der also sprach: ..Ich mochte mich gernrr gemalt sehen. Herr Le sebvre, und zwar in ganzer Figur. Wieviel kostet das?" „20,000 Frcs.". erwiderte der Kunstler. ..Schon," sagte der Uankee. „Aber wenn ich statt eines Bildes zwei stellte, das meiner Frau und mei oes, wurden Sie mir doch wohl sicher einen anderen PreiL stellen'/' ..Selbstverstandlich", ?ntgegnete Le sebvre. „Unb wieviel wurde ich dann zu zahlen haben?" Der Ma ler schien einen Augenblick nachzuden len und zu rechnen und sagte dann ruhig: „40,000 Francs". Der ver bluffle Pankee nahm rasch seinen Hut und ward nicht mehr gesehen. Zeit i st G e l d. Ein Englan der sieht einen saulen Kunden auf der Strahe und sagt zu ihm: ..Mensch, wollen Sie eigentlich mal zahlen, ar beiten Sie doch. Zeit ist Geld." ~Na, seien Sie nur nicht so, ich will Sie gern mit der Zeit bezahlen." Auch ein Grund. Kunde: ..Warum kauft denn Fraulem Braun mehr bei Ihnen?" Tuchhandler: „Jch habe sie belei digt." Kunde: ..Wodurch denn?" Handler: Hat gehort, wie ich jemanden erzahlte, dah sie meine alte sie Kunlnn sei." Nebkr die virsutz:«r»lrrit 1,»,- Ameriki». Von VOris Vor einigcn Wo<!»en spielten sich in einer mittelgrohen Stadt des mittleren Westens zwei Mordprozene ab, die in beiden Fallen nnt der Verurteilunz der Angeklagten zu le benslanglicher Zuchtbausstrafe ende ten. Die Mcrder waren beide noch ganz junge Leute. von denen der eine eine sehr gute Erziehung ge nossen batte. Er hatte, um ein Madchen heiraten zu konnen, dessen Eltern sich der Derbindung aus ver schiedeueu Griiudeu widersetzten, den teuKischen Entichlus; gefaht, die ganze Familie durch Gift aus dem Wege zu raumen, uud zu diesern Belnife zuerst Kafsee. dann Bntter milch und schlichlich Bier. das fiir jene bestimmt tvar. mit Strvchnin vergi stet; seinen Zweck hatte er zn letzt zu« Teil erreicht. indem zwei Familienglieder insolge Osenusses des vergifteten Biers starbeu. Ter Anaeklagte, der die Tat bis zuletzt vollstandig leugnete. legte wabrend der viertagigen Gerichtsverbandlnu gen eine geradezu phcinomenaw Frechheit uud Gefuhlsverrohung au den Tag uud beschuldigte noch bei der Abfiihruug iu die Strasanstalt ein Mitglied der Familie, uud zwar seine Berlobte, der abschenli chen Mordtat; dies ans Wnt dar uber. dah das Madchen ans de:n Zengenstand die ganze Berworse:i heit des Unholds schommgslos aui- batte. Der andere Fall war noch unendlich grahlicher; ein blnt junger Mensch. der allerdings eine sehr mangelhafte Erzielmng auf dem Laude genossen batte. erichlng am Tage vor seiner beabsichtigten Trau ung mit einem achtbaren Farmerr madchen die eigenen Eltern uud seinen jungeren Bruder kaltblutig ruit einer Art. begoh dann die Leu cken und die Lagerstatten der elter lichen Wohnung mit Petroleum und ftccftc das Haus darauf iu Brand. um die Spureu der dreifacheu Mord rat .zu veruichteu. All das, um die Lebenversicheruugssummen der El- iu seinen alleiuigen Besitz zu bringen. Bei der Bergnng der drei Leichen durch rasch herbeigeeilte Nachbarn stand das Scheusal vollig gleichgiltig, die Hande in den Hosen taschen, die Hemdsarmel aufgestulpt und ruhig die Pteife' rauchend, obue dabei deu geringsten Auteil au den Vorgaugeu zu uchmeu. Auch die ser Eltern- und Brudermorder be wui im Lause des Prozesses die un glauvlichste nnd t'»-> zahltc dem ihn verhaftenden Sberiis mit einer Gleichgiltigteit sonderglei weu. als ob es sich um die Totuu.z eines tollen Hundes haudle, wie er seinen drei im tiefsieu Schlase lie geudeu. webrloseu Opfern mit der sinmpfen Seite der Art den Schi del eingeschlagen habe. In den beiden. nngeheureS Aus sehen erregenden Fallen hatten die Geschworenen davon Abstand g?- nommen, ein Verdikt aus Schuldig des Todes abzugebeu. da ihnen die Verteidiger iu gluhenden Farben die Gewissensqualen ausgemalt batten, die sie im Falle eines von ihnen ver schuldeten lustizmordes ihr ganzes Leben lang leiden miihten, und mit Recht batte das iiber den Wahr spruch emporte Publikum und die denselben aufs scharfste verurteilende Presse die Frage aufgeworsen. was fiir ein ungeheuerliches Berbrechen ein Mensch denn eigentlich begehen luiisse. um eiu Todesurteil zu er halten. Nach unserem Dafiirhalten ist oft unsaglichen Roheit jugendlicher Berbrecher in dem Versagen unserer Rechtspflege zu sucheu. Das Strat mah wird zu gelinde bemessen uud die Strasvollstreckuug zu lar gehand habt. In zu vielen Fallen tritt schon nach verhaltnismahig kurzer Strafhaft die Parolierung der jun gen Missetater ein. und man dari sich nicht groh wundern. wenn diese, in ihrer verbrecherischen Beranla gung. schon bald wieder ruckfallig werden uud von neuem in die Ma schen des Gesehes fallen. Noch weit grohere Schuld aber tragt die ver lehrte Erziehuugswei.se, wie sie bei uns gegenwartig beliebt wird. Zu wenig Gewicht legt man auf strafse Schuldisziplin uud uubedingten Ge borsam der Schiiler gegenilber der Autoritat ihrer Lehrer und Erzie her, und viet zu viet Wert legt man aus Entwickelung der Individuali tat. Sichausvragenlassen der Eige.n art, auf fruhzeitiges Selbstandig werden der noch unreifen lugend. Man nehnie sich einmal die Muhe und beobachte beispielsweise das Treiben unserer Zeitungsjungen in groheren Stadten. Vielen freilich gefallt es. wenn diese jeden Abend die belebtesten Strahen in den Ge schaftsdistrikten nnt ihrem ohrenbe laubenden Geschrei eriullen. man chen ruhig dahingehenden Burgerr mann durch ihr Gebrull geradezu erschrecken, allerhand kleine Ge schasts-Tricks anwenden. um ein paar Pennies nebeuher zu ..machen", und alle moglichen Streiche spielen, um sich die Zeit zu vertreiben. Bald sind die klcinen Kerle dir geriebeu sten Leutchen. allklug und vorla.rt lm Veifehr mit Envachsenen, un fkruputos in und rechthaberisch und ge gcuuber ihren Erzeugern. Ta4 ivate Herumtreibeu aui der Strahe bcbagt ihnen; sic konnen's spater i icht mehr lassen und werden recht haufig zu gewohnheitsmahigen Vummleru. Selbu sonu verstandige Cltern werden allmablich formlich siol; auf ihre halbwiichsigen Sproh linge, die schon mehr wissen, als die Alten und oft schueller ~Geld zu machen" verstehen, als der hart ar beitende Vater. Gemeiniglich sind diese jungen Burschen auf dem Ge biete aller Arten voii Svort votlig «iii fuit; ibr ganzes Interesse drebi iich ilm Base- und Fuhball, um Faustkampf iiud Preisborcn: und mit welcher Wichtigkeit und Grosi tuer '' besprechen sie sedes Sviel und lesen die aussuhrlicheu Berichte dae uber in den englischen Tageszeitiln gen. In einer Grossitadt des mitt leren Westens hatte ich Tag fiir Tag Diitzeude junger Burschen beobachtet. wie sie des Nachmittags auf die Zkl tungen warteten. die auf rotliches oder griines Papier gedruckteii Sportseiteu herausiiahmeu und den übrigen Teil des Blattes eiufach un gelesen auf die Strahe oder den Seitenweg warfen. Ist der Sport bericht gelesen und mit Freundeu das Neueste über die Heldentateii des eiuen oder auderen ..Chamvion" besprochen, so weudet sich das Inter esse dieser dor<k»" fur deri Nest des Tages oder Abends den Nickeltheatern zu, wie sie heute die zu hunderten, die kleine Stadt dutzeudweise aufzuweisen har. lii diesen billigen. angeblich bildend und erzieherisch wirkenden ..Shows" wird die jugendliche Phantasie durch Vorfuhrung von Bank- und Expreh raubereien bis in die geringsten Einzelheiten, wie von Vorgangen auf sportlichem Gebiete angereizt und eihitzt. Oder der Abend wird bis in die tiefe Nacht hinein im ungezwungensten oder vielmebr ungebuudcnsteu Verkehr mit dem an deren Geschlecht in den zahlreichen Tcnzhallen oft recht zweideutigen Eharakters und ohne die notige Aui sicht durch Erwacksene verbracht. Kaun unter solchen Umstanden ein (Geschlecht heranwachsen ..von Got tessurcht, von Zucht und srommer Sitte"? Blicken wir nun, nachdem wir vorstehend ein Bild von dem Treib"'i de - Kreise des Mittelstandes zu zeich nen versucht haben, ein wenig hoher hinauf in das Leben vieler soge uannten gebildeteu Familien. Diese Lente haben insneniein bon irdischer» Giitern mehr. als die vorgenannten, verwenden daher auch bedeutend tnehr fiir Vergnugungen ihrer selbst und ihrer Kinder. Auch sie sucheu mit Dorliebe Amusements auf w'e die Wandeibilder - Vorstellungeu, die Vaudeville - Theater und der gleichen. Wurden doch allein in einer Stadt des Ostens in ei nem Zeitraum von zehn Wochen %2,* 730.155.50 als Eiutritt zu diesen Dorstellungen verausgabt. Also ge gen drei Milliouen Dollars in noch nicht drei Monaten rein verschwe!!- dct! In Chicago verschwanden bin nen zwei Wochen nicht weniger als sechsundachtzig Knaben aus meist ..besseren" Elternbausern, um ein abendteuerlick.es Leben zu fiihren, und die Polizei behauptete, dah die meisten dieser .Knaben durch den Einflus; der Nickeltheater dazu ge bracht worden seien. Oft sind deren Bildcr so schamlos, das; selbst die doch meistens sehr uachsichtige Po lizei einschreitet und die Besitzer ver haftet. Letztere bezahlen auch ohne Murren die Strase; denn der Zu lauf und die Eiunalnnen wcrden um so groher. Auch die groheren Buh nen unserer bedeutenderen Stadie bringen selten ganz einwandfreie, unanstohige Vorstellungen: und den noch drangen sich auch unsere ..besse ren" Kreise zu diesen, veranstalten grohere Theaterpartien und lassen ihre Kinder daran teilnehnien. In den Spalten der englischen Tages zeitungeu, die der ..Society" gewid met sind. werden dann am nachsten Tage die Nomen der Teilnehmer mit Einschlus; der Jungen und liingsten verzeichnet. Fur Geist und Gemiit der heran wachseuden lugend wird in iolche.i Veranstaltungen gar nichts geboten; auch nicht in denen der und neuerdings leider auch in man chen deutschen Modekircheu. Ver anstaltete doch der lugendverein ei ner der grositen deutschen Gemein den in der Stadt des Schreibers ani letzten Valentinstag eine Abendun terhaltung, bei der eine Valentins- Postanstalt die „Main Feature" bil dete. In der fur diese Feier aus gebenden Einladung wurden die jungcn Mcinner und Knaben direkr dazu aufgefordert. den jungen Mcid chen allerhand ..funny Valentines" durch die Post zugehen zu lassen und jedermann zu dem Abend durch das Versprcchen grositen ..suns" einge laden. Das ist amerikanische In genderziehung. An ihren Friichten kann man sie erkcnnen, und diese Friichte sind zunehmende Gefiihls verrohung und Lust am Niedrigen oder gar Gemeinen. Mei» Are»»d ttt«»ar. Von R»berl Milck. Nachdem ick- von einer mehrjahrigen Weltreise zuruckgetehrt war. traf ich ihn eines Tages auf der Strahe wre der. Aber wie sah er aus, der arme Ottomar. den ich so bliihend verlassen hatte! Bleich. hohlwangig. mit wir rem Blick und Haar. Er lachelte matt, als ich ihn begruhte seine Hande zitterten nervos. Ich erkundigte mich vorsichtig nach seinem Ergehen und er suhr. dah er krank gewesen. „Und was Hat dir gefehlt?" erwiderte er mit hoh ler Stimme. „Sie ist schuld daran!" „Um Gotteswillen! Wer?" „Meine Frau." „Die schone Eli sa betb?" Ich witterte eine Tragodie. Kurz vor meiner Abreise hatte er seine Miiel erlaubten es ihm, sich der Musik zu widmen eine Pianistin von Rus geheiratet, ein schones, ener gisches Weib, in da> er sich wahnsin nig verliebt hatte. „Elisab«th? la. jci, die auch! Ich spreche jetzt von meiner dritten. das heiht, eigentlich auch von meiner zweiten Frau." Ich blickie ihn rrsiaunt an. Er schien wirklich verwirrt. ..Dreimal habe ich mich scheiden lassen, das heiht, nur zweimal scheiden und drei mal verhe'ratet lch machte wohl ein etwas' angstliches Gesicht, denn er fiigte schnell hinzu: „Nein. nein momentan nicht! Aber es wird wiederkommen ... ich suhle es. Also hor' zu und nimm dir ein BeUpiel d'ran! Elisabeth spielte Klavier von morgens bis abends Klavier. Statt Spaziergange Klavier! Statt Gesellschaften. Unterhaltung Klavier! Statt Liebe, Kiiffe. Zartlichkeiten Kla vier! Aber dieses Weib hatte auch Geschwister, die bei uns wohnten. Die spielten auch! Ter Bruder Cello, die Schwester Geiae. Horte der eine zu iiben auf, so fing die andere an. Und abends spielten sie alle drei zusammen. Langsam, ganz langsam wurden meine Nerven in diesem Meer von Musik zerriittet. Schliehlich wurde ich tobsiichtig. Man brachte mich in eine Anstalt, wo ich mit der Zeit wie der genas. Elisabeth holte mich im Triumph zuruck: die Musikvilla er wartete mich von neuem. Ich schenkte sie meiner Frau und lieh mich zum erstenmal scheiden." , „Und dann —?" ..Dann ging ich nach Italien, um mich zu erholen. In Eapri lernte ich ein reizendes Madchen kennen die Tochter eines bekannten Theaterdich rers. Die Mutter schrieb Romane, ein Brnber Wvprfktx .ftfrmw machte Gedichte. Ich hatte mich stets fur Literatur interessiert und —" „Du hast fte geheiratet?" ..Zunachst schrieb ich eine Novelle. Da ich auf das Honorar verzichtete, wurde sie sogar gedruckt. Dann mach ten wir Hochzeit und zogen alle funf in eine Villa am Eomosee. die ich auf Wunsch meiner neuen Familie an kaufte." ' " . „Alle funf —? Nach solchen Er fahrungen?" „Di< Dichtkunst sei eine stille Muse, glaubte ich Tor. Welche Enttciu schung! Vater, Mutter. Schwager. Gattin jeder las mir vor, mas er am Tage geschrieben. Morgens. mit tags, abends. sogar nachts wurde mir etwas vorgelesen. Alle diese Roman-, Theater-. Balladenfiguren. sie ver mischten sich in meinem Hirn zu einem wilden Chaos. sie peinigten m'ch im Wachen und im Traum. Meine kaum genesenen Nerven gerieten aufs neue in Unordnung. Das Drama meines Schwiegervaters war gerade bis zur Katastrophe gediehen, als man mich zum zeitenmal ins Jrrenhaus brachte. Langsam beruhigte ich mich wieder. Da. eines Tages, besuchte mich meine Frau, um mir ihre neueste Ballade: „Der wahnsinnlge Monch" vorzulesen. Ein neuer Anfall! Nach meiner endgultigen Genesung lieh ich mich zum zweitenmal scheiden." ..Armer fVrcunb! Und trotzdem hast du den Mut gehabt, zum drittenmal —?" „la. eine Malerin ohne alle Derwandte!" ..Desto besser! Die Malerei ist doch wirklich eine ganz gerauschlose Kunst. Woruber beklaqst du dich also?" Er deutete nach oben: „Siehsi du den Himmel dort? Welche Farbe Hat er?" „Das hellste, klarste Blau!" Er nickte klaglich; dann erwiderte er mit dumpser Stimme: „„Jch sehe ihn grun. Und die Blatter dort rot ... Ich habe eine sezessionistische Malerin geheiratet; und jetzt werde ich langsam farbenblind. Mir ist nicht mehr zu helfen. Mein Hirn wird ganz langsam zu einer impressionisti schen Palette. auf der ich in Gedanken Farben mische. Adieu, besuche mich nicht!" Er wankte ab. Einige Tage spater erfuhr ich. dah sie ihn zum drittenmal ins Sanatorium gebracht hatten. Er war in roten Hosen, blauen Lackstie feln und lachsfarbener Weste auf die Promenade gegangen. Diesmal furch ten die Aerzte seine Unheilbarkeit. Kapitalisten halten fur den schon sten Abschnitt ihres Lebens einen hoch prozentigen Div'dMdrn-Kupon M,